Der "Lockdown" in den Schulen von NRW soll schon bald zu Ende gehen. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kündigte am Mittwoch im Landtag an, dass ab dem 31. Mai wieder voller Präsenzunterricht in den Schulen angeboten wird. Voraussetzung sei, dass die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche) "stabil" unter 100 liege.
Nach Angaben des Schulministeriums geht es dabei um die konkrete Inzidenz in der jeweiligen Kommune und nicht in ganz NRW. Es kann also sein, dass Schüler, Lehrer und Eltern in manchen Städten und Kreisen noch etwas länger warten müssen, wenn dort die Zahlen höher liegen.
Maskenpflicht bleibt bestehen
Laut Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bleibt es bei den bisherigen Hygienevorgaben wie zum Beispiel Masken- und Testpflicht. Dem WDR sagte sie, bis zum Ende des Monats sei nun "ausreichend Zeit", damit sich die Schulen auf die Rückkehr der Schüler vorbereiten können. Es sei zwar "nach wie vor Vorsicht geboten". Aber angesichts von sinkenden Coronazahlen sei jetzt der "richtige Zeitpunkt" für diesen Schritt.
Laschet betont Vorteile von Präsenzunterricht
Mit Blick auf die Lockerungen sagte Laschet: "Wir müssen so schnell wie möglich zurückkommen in den Präsenzunterricht noch vor den Sommerferien." Auch wenn der Distanzunterricht verbessert und elektronische Geräte verteilt worden seien, gelte nach wie vor: "Soziale Kontakte kann kein Bildschirm ersetzten. Deshalb ist der Präsenzunterricht so wichtig."
Präsenzunterricht soll Wechselunterricht ablösen
Im Moment wird in den meisten Schulen in NRW noch Wechselunterricht angeboten. In manchen Kommunen sind die Schulen aber auch noch größtenteils zu, da die Infektionszahlen dort zu hoch sind. Laut der "Notbremse" des Bundes wird ab einer Inzidenz von 100 in einer Kommune Wechselunterricht vorgeschrieben. Ab 165 müssen die Schüler von zuhause unterrichtet werden.
Wegen dieser Vorgaben des Bundes kann die NRW-Regierung die Öffnung der Schulen nicht pauschal für alle ab Ende Mai festlegen. Entscheidend wird sein, ob vor Ort die Inzidenz ein paar Tage lang unter 100 liegt. Laut Schulministerin Gebauer trifft das im Moment auf mehr als die Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte in NRW zu. "Und die Chancen stehen gut, dass sich die Zahl bis Ende Mai weiter erhöhen wird", sagte sie im Landtag.
Lehrerverband warnt vor Schnelligkeit
Während sich viele Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern auf das Ende des Wechselunterrichts freuen dürften, gibt es auch kritische Reaktionen auf die Ankündigung. So heißt es vom Verband Lehrer NRW: "Auch wenn die Sehnsucht nach mehr Normalität an den Schulen groß ist, sollte bei der Frage der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts weiterhin die Devise gelten: Sicherheit vor Schnelligkeit." Besser wäre es, erst ab einer Inzidenz von unter 50 den vollen Präsenzunterricht wieder aufzunehmen.
Aus den Reihen der Opposition kommt hingegen Unterstützung. SPD-Schulexperte Jochen Ott sprach von einem "Hoffnungsschimmer". Die Rückkehr in die Schulen müsse aber nicht bedeuten, dass alle Schüler dann in einem engen Klassenzimmer zusammensitzen. "Stattdessen können auch Aula, Schulhof, Fachräume oder außerschulische Lernorte für den Unterricht zum Einsatz werden."
Laschet will Impfung von Schülern vor den Ferien
Neben der Schulöffnung kündigte Laschet noch an, dass er eine schnelle Impfung für Schüler noch vor den Sommerferien plant. Länder, die zuerst in die Ferien gingen, müssten auch zuerst mit Impfstoff für junge Menschen beliefert werden, sagte er. Ziel sei, möglichst viele Kinder noch vor den Sommerferien zu impfen, damit nach den Ferien noch mehr Sicherheit in den Schulen möglich sei.
Im Moment ist noch kein Impfstoff für Kinder und Jugendliche zugelassen. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA prüft derzeit die Zulassung des Impfstoffs von Biontech für junge Menschen ab 12 Jahre.