Die Pandemie breitet sich weiter unbarmherzig aus: Auch am Mittwoch meldet das Robert Koch-Institut fast 7.600 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland. Auch Köln und Duisburg haben nun die 100er Marke bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritten. Das gesamte Ruhrgebiet ist weiterhin Risikogebiet.
Das bedeutet noch mehr Stress für die Gesundheitsämter: Sie versuchen, die Infektionsketten nachzuvollziehen, doch sie kommen kaum noch hinterher. Helfen könnten ihnen Kontakt-Tagebücher – auch Virologe Christian Drosten rät dazu, so ein Tagebuch zu führen.
Welche Kontakte sollen notiert werden?
Wenn man irgendwo gewesen ist, wo sich viele Menschen in einem geschlossenem oder engem Raum aufgehalten haben, soll man sich das abends aufschreiben, sagt Drosten im NDR-Podcast. Denn oft könnten sich Patienten nicht erinnern, in welchen Gefährdungssituationen sie sich in den vergangenen zehn Tagen befunden haben. Das Tagebuch soll dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
"Es geht vor allem um Treffen, bei denen mehrere Menschen in einem Raum versammelt sind und sich unterhalten", führt WDR-Wissenschaftsredakteurin Ruth Schulz aus. "Der Fokus liegt auf Gruppen-Kontakten, die aus dem Alltag herausragen."
Am besten sollten jedoch alle Kontakte aufgeschrieben werden, die außerhalb der Familie und des üblichen beruflichen Umfelds stattfinden. Das könnten auch Besuche in Fitnessstudio sein oder bei Schülern außerschulische Treffen.
Was soll konkret notiert werden?
"Am besten man notiert die Namen der Anwesenden, die Dauer des Treffens und den Ort", sagte WDR-Wissenschaftsredakteurin Ruth Schulz. "Telefonnummern kann man zur Not auch nachträglich herausfinden." Schulz empfiehlt das Eintragen in das eigene Smartphone. Online finden sich für diesen Zweck auch spezielle Apps. Nach 14 Tagen könnten die Notizen dann gelöscht werden.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat vorgeschlagen, auch die Corona-Warn-App zu nutzen: "Man müsste in der App für jeden Tag eingeben können, mit wem man sich wo aufgehalten hat." Der Wunsch könnte Wirklichkeit werden: Nach Informationen von Wissenschaftsredakteurin Schulz prüfen das RKI und das Bundesgesundheitsministerium derzeit, ob in die Corona-Warn-App eine Kontakt-Tagebuch-Funktion aufgenommen werden kann.
Wie sinnvoll ist das?
Rund 40 bis 80 Prozent der Kontaktketten könnten von den Gesundheitsämtern nicht nachvollzogen werden, sagt Ruth Schulz. "Weil sich die Betroffenen nicht erinnern, sie die vollständigen Daten nicht kennen oder falsche Angaben vorliegen." Deshalb könnten Kontakt-Tagebücher durchaus eine wertvolle Hilfe sein.
Anhand von Kriterien wie Distanz, Dauer des Treffens, Tragen eines Mundschutzes entscheiden dann die Gesundheitsämter, zu welcher Kategorie die Kontaktpersonen gehören und ob eine Quarantäne oder ein Corona-Test notwendig sind.
Übrigens: In der Corona-Warn-App können positiv Getestete jetzt schon freiwillig Krankheitssymptome in ein Symptom-Tagebuch eintragen. Auf diese Weise soll die Risikobewertung bei Kontaktpersonen verbessert werden. Denn es macht einen Unterschied, ob ein milder Verlauf vorliegt – oder ein schwerer.