An der Uniklinik Köln, einer der größten Kliniken in Deutschland, gab es noch nie so viele Corona-Patienten wie gerade. Von maximaler Belastung spricht Prof. Michael Hallek, Direktor der Klinik I Innere Medizin. Schon jetzt würden nicht mehr alle Patienten aufgenommen und behandelt werden können. "Wir verschieben Eingriffe", so der Mediziner gegenüber dem WDR. Und das passiert nicht nur in Köln.
Ein Drittel weniger Operationen
Das Universitätsklinikum Essen - inmitten des Millionen-Ballungsraums Ruhrgebiet - behandelt landesweit mit Abstand die meisten Corona-Patienten. Wie in Köln nähert man sich auch hier dem bisherigen Höchstwert aus dem vergangenen Jahr an. Die Uniklinik hat ihre planbaren Operationen - darunter Eingriffe an Hüfte und Knien, aber auch Krebs-Operationen - um ein Drittel reduziert, um Intensivbetten für Corona-Patienten zu sparen, sagt der Sprecher.
Kliniken gehen schon an Reservebetten
Ein Blick auf das Intensivregister in NRW zeigt: Von den 5.767 Intensivbetten in NRW sind derzeit noch insgesamt 621 frei (Stand: 20.04.2021). Aktuell gibt es eine Notfallreserve von 2.338 Betten, am Vortag waren es noch 2.345 Betten. Nach Angaben von Hilmar Riemenschneider, Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW, gehen die Häuser "also schon an ihre Reserven."
"Keine lebensrettende OP abgesagt"
Die Gesamtzahl abgesagter Operationen in NRW sei schwierig zu beziffern, so Riemenschneider, da jedes Haus dies einzeln für sich entscheide. Doch Operationssäle würden schon deshalb geschlossen, weil die Kliniken bei der Versorgung von Intensivpatienten, die eine Beatmung brauchen, als erstes auf die OP-Teams zurückgreifen. Reiche dies nicht aus, werde Personal aus anderen Bereichen abgezogen. Allein an der Uniklinik Köln sind laut Prof. Michael Hallek sieben Operationssäle geschlossen.
"Es werden keine lebensrettenden Operationen in NRW abgesagt", versichert Riemenschneider. Eine Triage, von der mancher Mediziner derzeit spreche, gebe es nicht. Doch unter Corona hätten sich zumindest schon an manchen Wochenenden einzelne Krankenhäuser abmelden müssen. Die Folge: Dann muss der Patient in einem anderen Haus operiert werden. Der Kölner Professor Michael Hallek spricht in diesem Zusammenhang von einer "weichen Triage".
Sorge um Krebspatienten
Am Montag warnte dann auch die Deutsche Krebshilfe noch einmal eindringlich vor einem Kollaps im Versorgungssystem: "Wir werden sonst nicht mehr die adäquate und zeitgerechte Versorgung jedes einzelnen Krebspatienten sicherstellen können", so Professor Dr. Carsten Bokemeyer, Sprecher des Netzwerks der von der Deutschen Krebshilfe.