Der Brillenkaiman "Sammy" wird in die Kamera gehalten

Best of Sommerloch-Tiere: Von Kaiman Sammy bis zur Berliner "Löwin"

Stand: 22.07.2023, 13:19 Uhr

Wenn sich die Ferienruhe über das Land legt, Politikbetrieb und Sport-Ligen sich eine Auszeit gönnen, kriechen sie aus dem Sommerloch: die Tiere! Ihr Schicksal bewegt nicht selten wochenlang die ganze Nation.

Von Anna Joneczek und Catharina Coblenz

Das aktuellste Sommerloch-Tier ist die Berliner "Löwin" - also vermutlich ein Wildschwein. Ein nur wenige Sekunden langes Handyvideo zeigt die vermeintliche Löwin. Die Kleinstadt Kleinmachnow, südlich von Berlin, hat dadurch einige Berühmtheit erlangt. Angeblich streifte das Raubtier dort durch die Wälder.

Mehr als 30 Stunden lang suchten hunderte Polizisten unterstützt von Jägern und Tierärzten nach der angeblichen Großkatze. Dann Entwarnung: Die Löwin ist wohl doch nur ein Wildschwein. Man könnte auch sagen: Ein Tier aus dem Sommerloch.

Vor fast 30 Jahren: Kaiman Sammy

Er ist die Mutter aller Sommerloch-Tiere - Kaiman Sammy. Im Sommer 1994 wollte sein Besitzer eigentlich nur eine Runde mit ihm an einem Dormagener Baggersee spazieren gehen. Das Tier nutzt die Gelegenheit, reißt sich von seiner Leine los und verschwindet.

Das Bad wird daraufhin gesperrt. Sein Besitzer geht zunächst noch selbst auf die Suche, dann hält seine Flucht Polizei, Feuerwehr und Medien tagelang in Atem - Sammy schafft es in die Tagesthemen. Nach fünf Tagen findet ein Taucher Sammy unterkühlt im See. Der Brillenkaiman landet schließlich im Zoo.

Der Dackel-Fresser: Killer-Wels Kuno

Im Jahr 2001 schreckt die Geschichte von "Killer-Wels Kuno" aus Mönchengladbach viele Hundefreunde auf. Der riesige Fisch soll angeblich einen Dackelwelpen vom Ufer eines Weihers ins Wasser gezerrt und verschlungen haben.

 Der unter dem Namen "Kuno" bekannt gewordene 1,62 Meter lange und 79 Kilogramm schwere präparierte Wels steht im Städtischen Museum Schloss Rheyd.

Vielleicht Wels "Kuno" (2001)

Ob das tatsächlich so passiert ist, bleibt unklar. Dennoch geht die Story um die Welt. Viele Angler versuchen, den Wels zu schnappen. Vergeblich. Als zwei Jahre später ein 1,50 Meter großer Wels im See tot gefunden wird, wird der mutmaßliche Kuno ausgestopft und im Museum ausgestellt.

"Problembär" Bruno

Im Sommer 2006 ist es J11, über den alle sprechen - besser bekannt als Problembär Bruno. Zugewandert aus Österreich, streifte er durch die bayerischen Wälder. Als der Braunbär Schafe erbeuten will, kommt er Siedlungen zu nahe - und wird zum Abschuss freigegeben. Doch nachdem die bayerische Landesregierung Bruno zum Abschuss freigab, flogen ihm die Herzen zu. Selbst ansässige Bauern sahen in Bruno kein Problem.

Ausgestopfter Bär Bruno

Ausstellungsstück Problembär Bruno (2006)

Die Geschichte von Bruno ging um die Welt. Die New York Times titelte: "Herr Bruno is having a Picnic, but He's no Teddy Bär." Seine Bezeichnung als "Problembär" durch den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wird zum geflügelten Wort. Tierschützer laufen Sturm. Vergebens. Und weil er eben kein harmloser Teddy Bär ist, spüren drei Jäger ihn auf und erschießen ihn. Sein Körper steht heute im Museum Mensch und Natur in München.

Verliebt: Schwan Petra

Ein schwarzer Trauerschwan ("Petra") schwimmt auf dem Aasee in Münster neben einem weißen Plastik-Schwan her, der an eine Boje gekettet ist.

Verliebt: Trauerschwan Petra (2006)

Der Sommer 2006 wurde neben Problembär Bruno noch von einer anderen tierischen Geschichte geprägt. Diesmal eine Liebesgeschichte - eine ziemlich ungewöhnliche - zugegeben. Es geht um Petra, einen Schwan auf dem Münsteraner Aasee. Petra ist unsterblich verliebt - in ein Tretboot in Schwanenform. Die Romanze hält eineinhalb Jahre. Den Winter verbringt das Paar im städtischen Allwetterzoo, den Sommer auf dem Aasee. Über Petra werden Lieder und Bücher geschrieben, ein eigner Petra-Verein gründet sich. Und sogar im fernen China wird über Petra und ihren Tretbootschwan-Freund gesprochen.

Doch irgendwann gibt Petra ihrem Tretboot einen Laufpass. Und bekommt doch noch ihr Happy End: Vier Jahre nach ihrem Verschwinden vom Aasee taucht sie in einer Storchen-Betreuungsstation in Osnabrück auf - kurz vor ihr ist dort ein anderer Schwan eingezogen. Beide vergucken sich ineinander und sind von da an unzertrennlich.

Erfolgreiche Flucht: Kuh Yvonne

Kuh Yvonne steht im Gnadenhof Gut Aiderbichl in Deggendorf (Bayern). Mit ihrer spektakulären Flucht machte Yvonne Schlagzeilen über Deutschlands Grenzen hinaus.

Flucht vor dem Schlachter: Kuh Yvonne (2011)

Die Flucht vor dem Schlachter machte Kuh Yvonne, die von der Lokalpresse auch "Bambi" oder "Angie" genannt wurde, im Mai 2011 zum internationalen Medienstar. Offenbar um dem Schlachter zu entkommen, türmte Yvonne aus ihrem Stall im Landkreis Mühldorf in den oberbayerischen Wald. Auf die spektakuläre Flucht folgt das Versteckspiel: Monatelang wiedersetzt sich die Kuh allen Fangversuchen.

Erst nach einem Schuss aus dem Betäubungsgewehr konnte Yvonne gefangen werden - und wurde auf einen Tiergnadenhof gebracht. Dort machte sie zwischenzeitlich noch Karriere als Fußball-Tier-Orakel im Bayerischen Rundfunk, bis sie 2019 im Alter von 14 Jahren verstarb.

Die Monokel-Kobra

Die Kobra wurde gefangen und in einem Behälter transportiert

Die Kobra in Herne (2019)

Im Sommer 2019 ist es eine Monokelkobra, die die Medien und zahlreiche Anwohner in Herne auf Trab hält. In einem Treppenhaus entdeckt eine Frau eine stattliche Giftschlange, eine Monokel-Kobra - und die große Show beginnt. Experten, Feuerwehrleute, städtische Mitarbeiter sind unterwegs bzw. vor den Kameras, um nach der Kobra und ihrem Besitzer zu suchen.

Fast eine Augustwoche lang versteckt sich die rund 1,60 Meter lange Kobra im Häuserblock. 30 Bewohner müssen ihre Wohnungen verlassen. Beim mutmaßlichen Besitzer werden 21 weitere Schlangen entdeckt. Die Kobra wird schließlich bei Mäharbeiten hinter dem Haus aufgeschreckt und wieder eingefangen.