Stiko empfiehlt Corona-Impfung für Schwangere mit erhöhtem Risiko

Stand: 18.05.2021, 17:13 Uhr

Bislang gibt es keine generelle Impf-Empfehlung für Schwangere. Für werdende Mütter mit einem erhöhten Risiko für schwere Covid-Erkrankungen sieht das jetzt anders aus - die Stiko hat ihre Empfehlung angepasst.

Wenn Schwangere an Corona erkranken, können die Folgen fatal sein. In vielen Ländern - darunter Frankreich, Israel und mehrere US-Staaten - werden Schwangere daher sogar priorisiert geimpft.

In Deutschland ist das bislang noch nicht der Fall. Denn eine Impfung wird bislang nicht offiziell von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen. Am Dienstag hat sich das Gremium allerdings für die Impfung bestimmter Schwangerer ausgesprochen.

Was sagt die Stiko?

Sie empfiehlt die Corona-Schutzimpfung für Schwangere, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken. "Es ist ein Signal an die Politik, aber auch an die betreuenden Frauenärzte, dass man Schwangeren eine Impfung nach individueller Prüfung großzügig empfehlen kann", sagte Marianne Röbl-Mathieu, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in der Stiko, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Schwangere könnten ein entsprechendes Schreiben beim Hausarzt oder im Impfzentrum vorzeigen, wenn der Frauenarzt die Impfung nicht selbst vornimmt.

Ist das Coronavirus für Schwangere überhaupt gefährlicher?

Ja, wenn sich schwangere Frauen mit Corona infizieren, gibt es vermehrt schwere Krankheitsverläufe. Insbesondere, wenn die Schwangere über 35 Jahre alt ist, Übergewicht oder Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes hat. Das teilt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) mit.

Eine Untersuchung von 400.000 Schwangerschaften in den USA legt ebenfalls fatale Folgen für werdende Mütter nahe. Demnach ist das Risiko für einen Herzinfarkt bei erkrankten Schwangeren um das 27-fache erhöht. Für den Tod der Mutter ist es 28 Mal höher.

Eine andere US-Studie von 2.000 Schwangeren kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Warum wird eine Impfung bislang nicht empfohlen?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt aktuell nur eine Immunisierung bei Schwangeren mit Vorerkrankungen - "nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung".

Eine generelle Empfehlung für werdende Mütter gibt es bislang nicht. Der Grund: Zur Anwendung der Impfstoffe in der Schwangerschaft lägen bisher nicht genügend Daten vor.

Ist die Corona-Impfung für Schwangere gefährlich?

Eine Untersuchung aus den USA besagt indes, dass es nicht häufiger zu Komplikationen bei geimpften Schwangeren kommt als bei ungeimpften. Für die Studie wurden mehr als 35.000 werdende Mütter untersucht.

Der Intensivmediziner Stefan Kluge sprach sich ebenfalls dafür aus, "unbedingt auch Schwangere" zu impfen. Er versorgt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zunehmend coronaerkrankte Schwangere.

Die betroffenen Patientinnen seien Frauen um die 30, die im Regelfall keinerlei Vorerkrankungen hätten. Mit zunehmender Virusverbreitung bei jüngeren Menschen nähmen auch diese Fälle zu. Das liege auch an der Variante B.1.1.7, die deutlich ansteckender ist und im Verdacht steht, schwerere Krankheitsverläufe zu verursachen.

"Das Risiko der Impfung ist nicht Null, aber der Nutzen ist größer", so Kluge. Auch der Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, Christian Albring, hält eine Impfung für "äußerst sinnvoll". Er schätzt, dass die STIKO aufgrund der weiteren Studiendaten "in absehbarer Zeit die Impfung Schwangerer propagieren wird".

Wie sieht es mit anderen Impfungen für Schwangere aus?

Grundsätzlich ist Impfen auch in der Schwangerschaft möglich und sinnvoll. "Allerdings kommt es auf die Impfung an", sagt der Gynäkologe Stefan Windhövel aus Schwerte. "Die Stiko empfiehlt zum Beispiel für Schwangere die Grippeschutzimpfung und die Impfung gegen Keuchhusten." Bei anderen Impfungen sei die individuelle Abklärung durch den behandelnden Arzt erforderlich.

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