ADAC-Umfrage: Schulwegsicherheit

WDR aktuell 03.08.2023 00:39 Min. Verfügbar bis 03.08.2025 WDR

Schulweg: So kommen Kinder sicher zum Unterricht

Stand: 03.08.2023, 11:20 Uhr

Kommende Woche geht die Schule wieder los. Viele Eltern halten den Schulweg ihrer Kinder nicht für sicher. Das zeigt eine aktuelle ADAC-Umfrage. Was kann dagegen getan werden?

Von Christian Wolf

Für rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW geht kommende Woche der Alltag wieder los. Dann sind die langen Sommerferien vorbei und der Unterricht startet. Während die einen noch die letzten freien Tage genießen, bereiten sich andere schon auf das neue Schuljahr vor. Schulhefte werden besorgt und neue Ranzen gekauft. Doch nicht nur das. Vor allem bei den Kleinen steht auch das Thema Schulweg im Fokus: Wie kommen Jungen und Mädchen sicher zur Schule?

In NRW beschäftigen sich viele Eltern genau damit. Das zeigt eine nicht repräsentative Umfrage des Automobilclubs ADAC, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. So halten 46 Prozent der Eltern den Schulweg ihrer Kinder als nicht sicher genug. Rund sechs Prozent sagen sogar, er sei gefährlich. Für die Umfrage wurden in NRW 466 Eltern von schulpflichtigen Kindern befragt, bundesweit fast 3.400.

Sorge vor zu schnellen Autos

Doch was macht den Weg zur Schule so unsicher? 46 Prozent der befragten Eltern nennen unachtsames Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmern und zu schnelles Fahren als Problem. Mehr als ein Viertel befürchtet hingegen, dass das Kind von Fremden angesprochen wird oder sich durch den Schulweg gefährliche Situationen ergeben. Und 23 Prozent haben Sorge, dass ihr Kind nicht aufpasst oder Verkehrssituationen nicht richtig einschätzen kann.

Kritik an "Elterntaxis"

Für viele Eltern lautet die Konsequenz deshalb, dass sie ihre Kinder nicht alleine zur Schule lassen, sondern mit dem Auto hinfahren. Doch diese sogenannten Elterntaxis sind nicht unumstritten. Denn es können brenzlige Situationen entstehen, wenn andere Kinder zwischen all den ankommenden und haltenden Autos durchmüssen. 67 Prozent der vom ADAC befragten Eltern aus NRW sagen daher, dass vor der Schule zu viele Autos halten. Für 63 Prozent entstehen durch die "Elterntaxis" nach eigenem Empfinden gefährliche Situationen.

"Durch Elterntaxis entstehen vor den Schulen häufig chaotische Situationen. Verkehrsverstöße sind eher die Regel als die Ausnahme. Das Unfallrisiko ist extrem hoch", sagt ADAC-Mobilitätsexperte Roman Suthold. Zudem bekämen die Kinder auf der Rückbank kein Gespür für den Straßenverkehr und seine Gefahren. Ein Fußweg habe hingegen den Vorteil, dass dadurch auch die Konzentrationsfähigkeit im Unterricht und die körperliche Fitness verbessert würden.

Städte reagieren auf Verkehr rund um Schulen

Mancherorts in NRW wird deshalb schon reagiert und nach neuen Lösungen für die "Elterntaxis" gesucht. So läuft in Köln derzeit ein Projekt, bei dem es vor einigen Schulen Straßensperrungen gibt. Vor Schulbeginn und Richtung Ende werden für eine kurze Zeit Schulstraßen eingerichtet. Autos dürfen dort dann nicht rein. Die Stadt spricht von einer "Vorreiterrolle in Deutschland". In Hennef wurde im Frühjahr sogar eine Schranke aufgebaut, um den Weg zum Schulzentrum zu versperren.

Ein anderer Weg wird in Essen begangen. Dort setzt eine Schule auf das Projekt "Schulexpress". So wurden an mehreren Orten rund um eine Grundschule Haltepunkte eingerichtet, die maximal eine Viertelstunde zu Fuß entfernt liegen. Kinder, die in der Nähe wohnen, können sich dort treffen. Und die, die weiter weg wohnen, können von ihren Eltern mit dem Auto zu den Punkten gebracht werden. Alle zusammen laufen dann zu Fuß zur Schule.

In der ADAC-Umfrage kommen solche neue Ideen gut an. So bewerten 62 Prozent der befragten Eltern Hol- und Bringzonen als nützlich. Bei Schulstraßen sind es 55 Prozent. Noch mehr positives Feedback gibt es für sogenannte Notinseln. Dabei handelt es sich um Geschäfte, die durch ein spezielles Zeichen an der Tür signalisieren, dass sie Kindern Zuflucht bieten, wenn diese Angst verspüren oder ihnen etwas passiert ist. 69 Prozent halten das für nützlich.

Schulweg soll geübt werden

Aus Sicht der Polizei gibt es ganz konkrete Dinge, die Eltern für einen sicheren Schulweg tun können. "Selbstverständlich sollte der Schulweg mit den Kindern gemeinsam geübt und besprochen werden. Auch an der Sichtbarkeit des Kindes sollte nicht gespart werden", heißt es von der Polizei NRW. Warnwesten und reflektierende Materialien würden anderen Verkehrsteilnehmern helfen, die Kinder rechtzeitig zu erkennen. Auch solle Hektik am Morgen vermieden werden. "Wer sich beeilen muss, kann sich schlechter auf den Straßenverkehr und seine Gefahren konzentrieren."

Vor allem für die rund 175.400 Erstklässler, die kommende Woche in NRW eingeschult werden, spielt das Thema Schulwegsicherheit eine große Rolle. Die Landesverkehrswacht NRW rät Eltern, deren Route mehrfach zu üben. "Es empfiehlt sich, einen einfachen Schulweg mindestens vier Mal, einen schwierigeren und längeren mindestens zehn Mal gemeinsam zurückzulegen." Die kürzeste Strecke sei nicht immer die sicherste. Manchmal könne ein längerer Weg dafür sorgen, dass Jungen und Mädchen sicherer ans Ziel kommen. "Viele Schulen verfügen auch über Schulwegpläne, die den sichersten Schulweg zeigen." Eltern sollten sich darüber an der entsprechenden Schule informieren.