Schluss mit Lodder-Klamotten: Elternrat will Kleiderordnung an Schulen

Aktuelle Stunde 07.09.2023 30:01 Min. UT Verfügbar bis 07.09.2025 WDR Von Martina Koch

Elternrat will Kleiderordnung an Schulen: Ablehnung und Skepsis in NRW

Stand: 07.09.2023, 16:19 Uhr

Der Bundeselternrat fordert eine Kleiderordnung an Schulen. "Lottrige", zerrissene oder freizügige Kleidung soll damit an Schulen nicht mehr erlaubt sein. Die Reaktionen sind gemischt.

Von Moritz Börner

Die Idee des Bundeselternrats: Schulen sollen eine Kleiderordnung beschließen, die dann Teil der Hausordnung wird. Verstöße gegen die Kleiderordnung sollen auch Konsequenzen haben. "Man kann dann Schülerinnen und Schüler nach Hause schicken und verlangen, sich ordentlich anzuziehen", sagt die Vorsitzende des Bundeselternrats, Christiane Gotte.

Nicht erlaubt sein könnte dann zum Beispiel zerrissene, unordentliche oder freizügige Kleidung. Es gehe nicht darum, eine Schuluniform einzuführen, betonte der Bundeselternrat. Dem Vorstoß war eine Debatte über Bekleidungsregeln an Schulen in Frankreich vorausgegangen, die der französische Präsident Emmanuel Macron angestoßen hatte.

Klare Ablehnung bei Schülern 

Der Vorstoß des Elternrats sorgt für viel Kritik, zum Beispiel von Schülervertretern. "Man kann sich durch Kleidung ausdrücken, damit ist sie ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung", sagt Franziska Kollmann von der Landesschülerinnenvertretung NRW, "wir lehnen eine Kleiderordnung klar ab". Es käme auch vor, dass Schüler weniger aus modischen Gründen, sondern weil sie wenig Geld haben, unordentliche, zerrissene oder dreckige Kleidung tragen müssen.

Schulgesetz NRW ließe eine Kleiderordnung wohl zu

Schon seit Jahren wird an vielen Schulen darüber diskutiert, ob Schüler beispielsweise in Jogginghose in den Unterricht kommen dürfen oder nicht. Nicht wenige Schulen in NRW bitten auf ihrer Homepage darum, genau das eben nicht zu tun. In Wermelskirchen wurden im März Schülerinnen und Schüler nach Hause geschickt, weil sie Jogginghosen trugen.

Nach Auskunft der Bezirksregierung Köln lässt das Schulgesetz NRW sogar eine Kleiderordnung zu - wenn die Schülervertreter einer Schule dies mittragen.

Elternvertreter in NRW skeptisch: "Wir leben in einem freien Land"

Dennoch sind auch Elternvertreter in NRW skeptisch gegenüber der Idee des Bundeselternrats zu einer Kleiderordnung. "Eine zerrissene Kleidung ist kein Grund, einen Schüler auszuschließen", sagt Dirk Heyartz von der nordrhein-westfälischen Landeselternschaft der Gymnasien, "wir leben in einem freien Land, wir sind gegen die Kleiderordnung, wir distanzieren uns von von dieser Forderung". Sinnvoll seien aber sogenannte Kleiderempfehlungen.

Kleiderempfehlung anstatt Kleiderordnung

Genau das gibt es am Krefelder Gymnasium Fabritianum. Schüler und Lehrer haben gemeinsam eine Art bebilderten Katalog erarbeitet, der zeigt, welche Kleidung in Ordnung ist, und welche eher nicht. Tabu sind zum Beispiel T-Shirts mit sexistischen oder diskriminierenden Texten, aber auch zu freizügige Kleidung wie bauchfreie Tops, Hot Pants und Leggings gehören dazu, genauso wie weite Jogginghosen.

"Wer dagegen verstößt, muss keine Sanktionen befürchten", sagt Schulleiter Eric Mühle, "aber mit der Kleiderempfehlung haben wir bei den Schülern eine Sensibilisierung erreicht". Mit Erfolg offenbar: Die meisten Schüler hielten sich an die Empfehlung, so der Schulleiter.