Nach der Aussperrung aus Twitter hatte Donald Trump erst einen Twitter-ähnlichen Blog im Netz gestartet

"Trumps Wahrheit" jetzt im Google Play Store

Stand: 17.10.2022, 16:13 Uhr

Nachdem Donald Trump von Twitter ausgeschlossen wurde, gründete der Ex-Präsident ein eigenes soziales Netzwerk "Truth Social". Jetzt hat auch Google die App in den US-Play Store aufgenommen. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb über die Hintergründe.

Donald Trump hatte in den besten Zeiten über 90 Millionen Follower auf Twitter. Er hat auf der Plattform quasi regiert: Freunden Applaus gespendet, politische Gegner diffamiert – aber auch regelmäßig Unwahrheiten verbreitet und Unruhe in der Gesellschaft gestiftet. Nach dem Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 hat Twitter Konsequenzen gezogen und Trump dauerhaft aus dem Netzwerk ausgeschlossen.

Truth Social ist ein Twitter-Klon

Donald Trump gründete daraufhin sein eigenes Soziales Netzwerk "Truth Social". Optisch ist das durch Trump angestoßene Netzwerk kaum von Twitter zu unterscheiden. Aber auch sonst gibt es viele Parallelen: Auf Twitter gibt es "Tweets", auf Trumps Netzwerk "Truths" (Wahrheiten). Und aus "Retweets" wurden "Retruths". Allzu viel Mühe haben sich die Entwickler nicht gegeben, um den Verdacht auszuräumen, dass es sich um einen Klon handeln könnte.

Der Grund für die Ablehnung der Truth-Social-App in den App-Stores der beiden großen Plattformen: Apps mit nutzergenerierten Inhalten müssen Richtlinien zur Inhaltsmoderation festlegen. Die Betreiber müssen dafür sorgen, dass illegale Inhalte verschwinden, auch müssen Hassrede und Gewaltverherrlichung aktiv verhindert werden. Genau die Gründe, wieso Donald Trump bei Twitter rausgeflogen ist. Google und Apple befürchteten eine Wiederholung auf ihren Plattformen.

Präsenz auf Mobilgeräten wichtig

Doch Social Networks sind heute vor allem auf Mobilgeräten erfolgreich. Da Apple und Google "Truth Social" lange nicht in die App-Stores gelassen haben, war "Truth Social" lange Zeit eher ein Flop – und damit alles andere als eine Alternative zu Twitter. Etwas zu posten macht nur Sinn, wenn es viele Menschen lesen und darauf reagieren können. Ganz besonders für Donald Trump.

Apple hat Truth Social schon eher in seinem App-Store zugelassen – allerdings nur in den USA

Doch nun hat auch Google die Zulassung für den Play Store ausgesprochen hat. Damit kann Trump nun alle Mobilgeräte erreichen, denn bereits seit Februar 2022 ist die Trump-App in Apples App-Store zu haben (allerdings nur in den USA). Google hatte sich länger als Apple geweigert. Wegen Bedenken, dass die Nutzungsbedingungen der Plattform nicht eingehalten werden.

Problematische Inhalte können nun gemeldet werden

Truth Social musste in seiner App eine Funktion vorsehen, die es Nutzerinnen und Nutzern erlaubt, direkt in der App möglicherweise problematische Inhalte melden zu können. Weil das Konzept von Truth Social das nicht vorgesehen hat - Trump wollte angeblich jedwede "Zensur", also Kontrolle eigentlich unterbinden - hatte Google die Zulassung im Play Store zuletzt Ende August noch verwehrt. Jetzt sind solche Maßnahmen vorgesehen.

Truth Social musste sich außerdem verpflichten, die verschiedenen Richtlinien zur Abwehr von Gewaltaufrufen, Hass und Hetze auch in der App durchzusetzen. Offensichtlich sind die Gatekeeper des Google Play Store jetzt mit den Maßnahmen einverstanden. Das ist nun offenbar so weit geschehen, dass die App die Zulassung bekommen hat. Zwischenzeitlich boten die Entwickler einen Umweg an, über den Interessierte die App trotz der Blockade im Play Store von der Website laden konnten. Außerdem war die App im Samsung Galaxy Store verfügbar. In Apples App Store gibt es Truth Social schon länger.

Rückenwind für möglichen Wahlkampf von Trump

Die Hälfte der Amerikaner benutzt Smartphones mit Android-Betriebssystem (bei uns sind es sogar etwa 70 Prozent). Googles Entscheidung könnte deutlichen Rückenwind für einen möglichen Wahlkampf von Trump bedeuten. Denn so hat der Ex-Präsident wieder ein Kommunikationswerkzeug in der Hand, das einfach zu bedienen und leicht erhältlich ist. Zwar würde das prinzipiell auch mit "Telegram" gehen, aber längst nicht alle Menschen wollen diese Messenger-App nutzen.

Bislang wird das Netzwerk kaum genutzt

In den USA steht "Truth Social" nun auf allen Mobilgeräten zur Verfügung. Doch nur vergleichsweise wenige Trump-Anhänger nutzen das Netzwerk. Die Öffentlichkeit nimmt das Netzwerk kaum wahr. Praktisch kein Posting hat es bislang in die traditionellen Medien geschafft.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

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