Thyssenkrupp Steel investiert in Wasserstoff-Anlage

Stand: 01.03.2023, 14:24 Uhr

Thyssenkrupp Steel will in Duisburg bald deutlich weniger klimaschädliches CO2 bei der Herstellung von Stahl erzeugen. Doch noch fehlt es an der wichtigsten Zutat.

Von Anna Deschke

In Duisburg setzen sie nicht länger auf die konventionellen Hochöfen, sondern auf sogenannte Direktreduktionsanlagen. Die erste Anlage dieser Art soll jetzt auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp Steel gebaut werden.

In etwas mehr als drei Jahren, gegen Ende 2026, soll das Ganze in Betrieb genommen werden. Während im Hochofen noch mit Koks und Kohle gearbeitet wird, um flüssiges Eisen zu erzeugen, setzt man in der Direktreduktionsanlage auf Wasserstoff.

Es gibt gar nicht genügend Wasserstoff

Allerdings kann zurzeit gar nicht genügend Wasserstoff nach Duisburg transportiert werden, um eine solche Anlage zu betreiben. Hierfür müssten die Kapazitäten etwa bei Pipelines erweitert werden. Deshalb werde zunächst Erdgas verwendet, sagt Bernhard Osburg, CEO von Thyssenkrupp Steel: "Im Vergleich zur Kohle hat Erdgas auch schon einen relativ hohen Wasserstoffanteil, je nachdem, wo es herkommt. Das heißt, wir können im Erdgasbetrieb [im Vergleich] zu einem konventionellen Hochofen schon 50 Prozent der CO2-Emissionen sparen."

Für die anderen 50 Prozent bräuchte es einen höheren Wasserstoffanteil. Ziel sei ein komplett wasserstoffbasierter Betrieb. Wann allerdings tatsächlich mit 100 Prozent Wasserstoff gearbeitet werden kann, ist unklar. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff schrittweise stattfinden wird.

Sobald die Anlage mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben wird, würde das pro Jahr eine Einsparung von 3,5 Millionen Tonnen CO2 bringen. Aktuell stößt das Werk in Duisburg pro Jahr etwa 20 Millionen Tonnen CO2 aus.

Ministerpräsident Wüst zu Gast

Menschen stehen vor Kamerateams

Das Land NRW unterstützt den Bau der neuen Anlage mit 700 Millionen Euro.

Am Mittwoch kam auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zur offiziellen Vorstellung des Projektes. "Kein Windrad ohne Stahl, keine Autos ohne Stahl", sagte Wüst in seiner Rede vor zahlreichen Pressevertretern. Der Ministerpräsident unterstrich, wie wichtig es sei, dass die Stahlindustrie auch weiterhin in NRW bleibe. Auch die Wettbewerbsfähigkeit müsse erhalten bleiben. Es gehe zudem um die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region.

Deshalb unterstütze das Land NRW den Bau der neuen Direktreduktionsanlage mit 700 Millionen Euro. Auch der Bund wird sich finanziell an dem Projekt beteiligen, die genaue Höhe ist noch nicht bekannt. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Anlage auf über zwei Milliarden Euro.

Auftrag für Bau der Anlage geht an Unternehmen aus NRW

Den Bau der Direktreduktionsanlage übernimmt die SMS group mit Sitz in Düsseldorf. Es ist der größte Einzelauftrag in der 150-jährigen Geschichte des Unternehmens. Bei der Pressekonferenz sagte Burkhard Dahmen, CEO der SMS group: "Die geplante Anlage ist weltweit die erste ihrer Art und beinhaltet eine entscheidende Prozessinnovation. Wir kombinieren das Direktreduktionsverfahren mit eigens entwickelten Einschmelzöfen. Das feste Vormaterial aus der Direktreduktionsanlage wird dabei unmittelbar in flüssiges Eisen umgewandelt."

Das Stahlwerk in Duisburg soll bis spätestens 2045 klimaneutral sein. Thyssenkrupp Steel verursacht aktuell noch insgesamt 2,5 Prozent der gesamten deutschen CO2-Emissionen.

Über dieses Thema berichten wir am 01. März 2023 im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Duisburg, 19:30 Uhr.