Volksverhetzende Schmierereien in Gelsenkirchen und Witten

Stand: 02.11.2023, 20:37 Uhr

An mehreren Stellen wurden im Gelsenkirchener Stadtgebiet Schmierereien im Bezug auf den Nahostkonflikt entdeckt. Der Staatsschutz hat Ermittlungen wegen Volksverhetzung aufgenommen.

Am kleinen Fußballstadion Lohmühle der Spielvereinigung Westfalia Buer in Gelsenkirchen traut Christiane A. ihren Augen nicht. Seit Mittwoch wird Israel mit einer Schmiererei am Vereinsheim als "Kindermörder" tituliert. "Free Gaza" fordern die Sprayer. "Das muss weg", sagt die Frau aus dem Gelsenkirchener Stadtteil Buer, und zwar "sofort".

"Solche Schmierereien gehen gar nicht", sagt sie. "Es gab in Deutschland Judenhass. Hier wurden die Juden gehasst." Die Graffiti machten ihr aber auch Angst. Das sei ein Krieg, der betreffe auch sie und ihre Kinder. Der Sportverein hatte sofort Anzeige erstattet. "Wir positionieren uns nicht politisch", heißt es auf WDR-Anfrage telefonisch. "Wir sind tolerant und offen für alle. Und deshalb geht das gar nicht."

Volksverhetzende Graffitis an mehreren Orten in Gelsenkirchen

An vier Orten sind auf Gelsenkirchener Stadtgebiet Schmierereien mit Bezug auf den Nahostkonflikt aufgetaucht. Die Außenwand eines Gebäudes am Stadion Lohmühle in Gelsenkirchen-Buer wurde mit volksverhetzenden Sätzen besprüht. Zwei weitere Graffiti wurden an den Wänden von zwei Supermärkten im Stadtteil Beckhausen entdeckt. Laut Polizei würden die Inhalte der Schmierereien sich mit denen am Stadion Lohmühle überschneiden.

Auch eine Gedenktafel für die alte Synagoge in Buer wurde mit volksverhetzenden Inhalten beschmiert. An einer Gesamtschule sind ebenfalls Schriftzüge aufgetaucht, die mit dem Nahost-Konflikt in Verbindung stehen.

Anwohner in Gelsenkirchen beunruhigt

Anwohnerin Sylvia Erdtmann hatte die Schmierereien an der Gedenkstätte der ehemaligen Synagoge direkt am Hallenbad Buer sofort gemeldet. Von "Israel" und "Terror" war  da die Rede - gesprüht quer über ein Zitat aus der jüdischen Tora."Das ist ein Haus der Gebete für alle Völker" ist in den Stein gemeißelt.

"Ich bin froh, dass es sofort entfernt wurde", so Sylvia Erdtmann. "Hier finden doch Gedenkfeiern statt." Die nächste Veranstaltung in Gelsenkirchen anlässlich des Pogroms 1938 ist in der kommenden Woche auf einem Friedhof. Dort wird jüdischer Zwangsarbeiterinnen gedacht. Sie starben 1944 im Nachbarstadtteil Horst bei der Arbeit im Bombenhagel.

Oberbürgermeisterin entsetzt über Parolen

Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Es stehen Strafanzeigen wegen Volksverhetzung und Sachbeschädigung im Raum. Die Polizei sucht Zeugen, die Hinweise liefern können. Bisher konnte sie noch keine Verdächtigen ausfindig machen.

Die Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) sagt, sie sei "entsetzt darüber, dass die Täterinnen und Täter dieses Mahnmal in Erinnerung an Entrechtung, Vertreibung, Pogrome und Massenvernichtung in unserer Stadt mit ihren Parolen verunstaltet haben“. Die Stadt versichtert, man werde sich mit dem Entfernen der Graffitis beeilen.

Schmiererein auch in Witten aufgetaucht

Der Staatsschutz ermittelt zudem wegen eines weiteren politisch motivierten Graffitis in Witten. Auch hier werden Zeugen gesucht. Der gesprühte Schriftzug war am Mittwochvormittag an der Begrenzungsmauer einer Kirche an der Bonnhoeferstraße entdeckt worden.

Über dieses Thema berichteten wir im WDR Fernsehen am 02.11.2023 in der Lokalzeit Ruhr um 19:30 und auf WDR 2.