Milliardenverlust durch Abschreibungen bei Thyssenkrupp

Stand: 22.11.2023, 20:00 Uhr

Der Stahlkonzern Thyssenkrupp aus Essen hat heute seine Jahresbilanz präsentiert. Der Konzern äußerte sich auch zum möglichen Verkauf der Stahlsparte Steel Europe.

Durch milliardenschwere Abschreibungen auf das Stahlgeschäft ist der Industriekonzern Thyssenkrupp im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 unter dem Strich tief in die Verlustzone gerutscht. Die Abschreibungen seien wegen des konjunkturbedingt eingetrübten Umfelds sowie wegen höherer Kapitalkosten nötig geworden, so das Unternehmen.

Rohstoff- und Energiekosten stark gestiegen

Unter dem Strich weist Thyssenkrupp für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Nettoverlust von 2,1 Milliarden Euro aus. Die Stahlsparte kämpfe mit sinkenden Preisen und hohen Energiekosten. Dabei seien Rohstoff- und Energiekosten stark gestiegen, heiß es vom Unternehmen.

Die Nachfrage sei schwach, insbesondere aufgrund der weiterhin schwachen Autokonjunktur, erklärte Klaus Keysberg, Vorsitzender des Bereichsvorstands bei Thyssenkrupp auf der Pressekonferenz. Zugleich drängen chinesische Stahlerzeuger nach Europa.

Stahlkonzern Thyssenkrupp verliert Millarden

03:19 Min. Verfügbar bis 22.11.2025


Stahlsparte seit Jahren zur Disposition

Das belastet alle Anbieter gleichermaßen und das hat Auswirkungen auf die Planung für Steel Europe. Steel Europe ist die Führungsgesellschaft des Segments Stahl der ThyssenKrupp AG mit Sitz in Duisburg. Deswegen steht die konjunkturanfällige Stahlsparte bei Thyssenkrupp seit Jahren immer wieder zur Disposition.

"Die Leistungsfähigkeit der Geschäfte ist nicht da, wo sie sein sollte – und das seit Jahren schon. Auf den Punkt gebracht: Wir verdienen zu wenig Geld. Das strapaziert unsere Eigentümer und das schwächt unsere Investitionskraft und unser Wachstum. Es gibt die deutliche Erwartung an uns, das endlich in den Griff zu kriegen!" Miguel López, CEO Thyssenkrupp

Vom neuen Chef Miguel López erhofft sich die Belegschaft außerdem ein Update, was den möglichen Verkauf der Stahlsparte an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky angeht.

Mögliches Joint Venture mit Steel Europe

Der Konzern führe Gespräche mit dem Energieunternehmen EPH über ein potenzielles Joint Venture mit Steel Europe. Betriebsräte und Gewerkschaften fühlten sich bislang nicht eingebunden.

"Die Zahlen zeigen, dass wir bei der Transformation von Thyssenkrupp trotz des schwierigen Umfelds vorangekommen sind, aber weiter hart an der Verbesserung der Performance unserer Geschäfte arbeiten müssen", sagte der neue Vorstandschef Miguel López.

Austausch mit Partnern aus Energiewirtschaft

Ein Stahlarbeiter von Thyssenkrupp prüft  Roheisen am Hochofen

Klimaschonende Stahlproduktion soll vorangetrieben werden

Er setzt dabei unter anderem auf sein Programm APEX, mit dem er die Performance des Unternehmens verbessern will. Zudem will er den Umbau zu einer klimaschonenden Stahlproduktion vorantreiben. Hierfür sei eine große Menge an erneuerbarer Energien nötig.

Aus diesem Grund stehe Thyssenkrupp im Austausch mit möglichen strategischen Partnern aus dem Bereich der Energiewirtschaft. Für das neue Geschäftsjahr peilt der Konzern einen Wert im hohen dreistelligen Millionenbereich an.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 22.11.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Ruhr und im Radio auf WDR 2.