Eine Taube sitzt am Einflug des Taubenschlags auf dem Dachboden in Gelsenkirchen

Tauben als Mitbewohner: Ein Taubenschlag mitten in Schalke

Stand: 22.09.2022, 11:28 Uhr

Antonia Roth betreut einen Taubenschlag auf dem Dachboden eines Mehrfamilienhauses. Sie ist überzeugt: Taubenschläge verbessern die Lebensqualiät für Mensch und Tier.

Von Agata Pilarska

"Tauben sind liebenwerte und wunderbare Tiere," sagt, Antonia Roth. Als Kind hat sie im Taubenschlag ihres Opas mitgeholfen - auch ihr Urgroßvater hatte Brieftauben. Das Wohlergehen der Tauben im Stadtgebiet ist daher eine Herzensangelegenheit für sie.

Antonia Roth von den "Schalker Täubchen"

Antonia Roth ist die erste Vorsitzende der "Schalker Täubchen"

Kein Wunder, dass sie nicht begeistert war, als ihr Vermieter am Mehrfamilienhaus in Gelsenkirchen neue Spikes zur Vergrämung der Tauben angebracht hat. "Das geht auch anders," sagte sie dem Bauverein, der zahlreiche Wohnungen in Gelsenkirchen vermietet.

Nachbarn hatten Bedenken

Sie schlug vor, einen Dachboden für einen betreuten Schlag zur Verfügung zu stellen - und rannte zu ihrer Überraschung offene Türen ein. In der Nachbarschaft sorgte das Projekt jedoch zunächst für Unmut.

Ein paar Tauben sitzen auf dem Dach vor dem Einflug

Nicht jedem in der Nachbarschaft gefällt der neue Taubenschlag.

Im Wohnhaus selbst habe es weniger Bedenken gegeben, sagt Antonia Roth. Die Nachbarn der umliegenden Häuser haben aber Unterschriften gegen den Taubenschlag gesammelt: Dennoch wurde das Projekt umgesetzt. "Ich denke, die Leute müssen erstmal erleben, dass dadurch keine Belästigung entsteht, sondern dass es sich verbessert." In letzter Zeit habe sich niemand mehr beschwert.

Vorteile eines Taubenschlags

Antonia Roth ist überzeugt, dass Taubenschläge das Zusammenleben von Menschen und Tieren erleichtern. Der meiste Kot landet im Schlag und nicht auf der Straße. Auch kann man die Population in den Griff kriegen, weil die meisten Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden.

Eine Taube sitzt auf dem Nistkasten

Kontrollierte Nistplätze tragen dazu bei, die Anzahl der Tauben in den Griff zu kriegen.

"Wir müssen aber immer wieder mal ein Paar brüten lassen," erklärt Antonia Roth. Sonst haben die Tauben keinen Grund, ihren alten Nistplatz aufzugeben. Außerdem sind Tauben, die im Schlag schlüpfen, ideale Locktauben: Für sie ist der Dachboden ihr Zuhause und sie machen andere Tauben im Stadtgebiet darauf aufmerksam.

Das Problem mit dem Kot

Im Taubenschlag gibt es artgerechtes Futter: Körner, Salat und frisches Wasser. Dadurch wird der Kot fester und lässt sich leichter entfernen. Im Schlag wird der Kot täglich entfernt und sogar gewogen: "Schon sieben Kilo sind nicht auf der Straße gelandet".

Das Futter zahlt Antonia Roth größtenteils aus ihrer eigenen Tasche. Sie hat vor Kurzem extra für den Schlag den Verein "Schalker Täubchen" gegründet - die Kosten decken kann sie bisher aber nicht damit. "Der Mitgliedsbeitrag liegt bei 15 Euro im Jahr, viele Leute in Gelsenkirchen haben nur wenig Geld."

Vermieter zahlt Umbaukosten

Für den Taubenschlag war der Ausbau des Dachbodens nötig: Neben einem Wasseranschluss und Licht musste ein Dachdecker einen Einflug bauen. Der Boden wurde mit speziellen Platten ausgestattet: Sie lassen sich leichter reinigen. Antonia Roth ist dankbar, dass ihr Vermieter die Kosten übernommen hat.

Aktuell stemmt Antonia Roth das Projekt mit 16 Vereinsmitgliedern und ein paar weiteren Helfern. "Ich wünsche mir, dass es in Zukunft mehr Taubenschläge gibt. Und dass die Leute lernen, mit den Tauben zu leben."

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