Der Eingang des Schlachthofs in Bochum, auf einem roten Backstein-Gebäude steht "EG-Schlachthof Bochum"

Ermittlungen wegen Tierquälerei-Vorwürfen im Schlachthof Bochum

Stand: 06.06.2024, 16:25 Uhr

Im Schlachthof in Bochum soll es schwere Verstöße gegen den Tierschutz geben. Tierschützer und das WDR-Magazin "Markt" haben geheime Videos aus dem Schlachthof veröffentlicht.

Ein Arbeiter gibt einem Rind mit einem Stab von hinten Elektroschocks, immer wieder. Ein anderer schlägt einen Bullen mit einem Stock, damit er weiter läuft. So ist es auf einem der heimlich aufgenommenen Videos zu sehen. Tierschützer der "SOKO Tierschutz" haben es im so genannten Treibgang im Bochumer Schlachthof gemacht.

Auf einem anderen Video ist zu sehen, dass Rinder in der Bolzenschussanlage offenbar nicht richtig betäubt werden. Sie taumeln zur Seite. Die Videos sind aus dem letzten und diesem Jahr. Die Tierschützer haben nach eigenen Angaben mehrere Monate lang verdeckt gedreht.

Experte sieht Verstöße gegen Tierschutzgesetz

Auf einem geheim gedrehten Video im Schlachthof Bochum sind zwei Rinder im Treibgang zu sehen, ein Arbeiter gibt einem von ihnen mit einem langen Stock von hinten einen Elektroschock

Bild aus einem Video vom Schlachthof

"Das kann man besser machen und das muss man besser machen", sagt Dr. Kai Braunmiller, als er die Video-Bilder sieht. Er ist Chef der Bundesarbeitsgemeinschaft für Fleischhygiene, Tierschutz und Verbraucherschutz. Seit 30 Jahren überwacht er die Abläufe an Schlachthöfen. Sowohl beim Umgang mit den Rindern und Bullen als auch bei der Betäubung der Tiere sieht er Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.

Für die Überwachung des Tierschutzes im Schlachthof ist das Veterinäramt der Stadt Bochum zuständig. Die Stadt sagt, dass an allen Schlachttagen ein Veterinär die Abläufe überwacht: "Der Veterinär ist noch vor Beginn der Schlachtung vor Ort, um die Schlachttieruntersuchung durchzuführen und bleibt in der Regel bis zum Ende der Tötung vor Ort." Er würde auch stichprobenartig Kamerabilder überprüfen. Dabei gab es in den letzten Jahren "vereinzelt festgestellte leichte Verstöße, wie falsches Einsetzen der Treibhilfen", schreibt die Stadt. Die Mitarbeiter seien mündlich belehrt worden.

Stadt Bochum reagiert auf Vorwürfe

Nach Ansicht der Videos zieht sie weitere Konsequenzen. Mitarbeiter, die auf den Videos zu erkennen sind, wurden von einigen Tätigkeiten ausgeschlossen. "In einem zweiten Schritt werden wir Verfahren zum Entzug der Sachkundenachweise gegen die identifizierten Mitarbeiter einleiten", heißt es in einer Stellungnahme der Stadt Bochum.

Der Betreiber des Schlachthofs ist die "Willms Fleisch GmbH". "Verstöße und Abweichungen von tierschutzrechtlichen Vorgaben werden wir nicht tolerieren", schreibt das Unternehmen. Die Vorwürfe würden intern aufgeklärt, ein zusätzlicher Tierschutzbeauftragter sei eingesetzt worden. Der Schlachthof-Betreiber droht einzelnen Mitarbeitern mit arbeitsrechtlichen Schritten.

Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt

In dem Fall ermittelt auch die Bochumer Staatsanwaltschaft. Die "SOKO Tierschutz" hat Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet und den Ermittlern die heimlich aufgenommenen Videos übergeben. "Das Material ist sehr umfangreich", sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf WDR-Anfrage. Externe Gutachter prüfen es aktuell. Die Prüfung wird noch einige Wochen dauern. Danach soll feststehen, ob und gegen wen konkret ermittelt wird.

Unsere Quellen:

  • SOKO Tierschutz
  • Dr. Kai Braunmiller
  • Stadt Bochum
  • Willms Fleisch GmbH
  • Staatsanwaltschaft Bochum
  • WDR-Reporter

Tierquälerei-Vorwürfe gegen Schlachtof Bochum

WDR Studios NRW 06.06.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 06.06.2026 WDR Online


Über dieses Thema hat das WDR-Fernsehen in der Sendung "Markt" am 05.06.2024 berichtet.

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