Nach Rissen im Haus: Familie aus Unna im Streit mit der Stadt

Lokalzeit aus Dortmund 08.01.2024 03:00 Min. Verfügbar bis 08.01.2026 WDR Von Frank Stach

Nach Rissen in Häusern: Familien aus Unna im Streit mit der Stadt

Stand: 08.01.2024, 19:00 Uhr

Für zwei Häuser in Unna gilt nach den starken Regenfällen um Weihnachten immer noch ein Betretungsverbot. In der Straße sinkt der Boden weiter ab. Was ist die Ursache dafür?

Von Frank Stach

Am 30. Dezember mussten die Bewohner von zwanzig Häusern ihre Wohnungen verlassen, weil sichtbare Risse auf Schäden hinwiesen. Einer von ihnen ist Daniel Liebendahl. Er darf immer noch keinen Schritt auf sein Hausgrundstück setzen, die Stadt hat ein Betretungsverbot verhängt. Innen drin kann er also nicht nach dem Rechten sehen und die Gefahr selber einschätzen, weil er seine eigene Wohnung nicht betreten darf.

Sein Nachbar Dirk Lieker dagegen durfte inzwischen wieder zurück. Bohlen sichern den Weg in sein Haus. Immer weiter sackt die Erde weg, die Pflastersteine sehen aus wie durcheinandergewürfelt. Immerhin darf er und seine Familie das Haus betreten. Aber alle schlafen schlecht und sind voller Ungewißheit, ob es ihnen nicht ergeht wie ihren Nachbarn.

Stadt: Sind die Anwohner vielleicht selbst Schuld?

Risse in der Fassade an den Fenstern eines Hauses in Unna

Risse in der Fassade an den Fenstern eines Hauses in Unna

Was aber ist die Ursache dafür, dass im Hortensienweg in Unna an so vielen Stellen die Erde abgesackt ist und jetzt zwei Häuser nicht betreten werden dürfen? Darauf hat die Stadt eine erste Antwort auf einer Bürgerversammlung in der vergangenen Woche gegeben. So seien manche Anwohner selbst Schuld. Denn es könnte an den Pumpen gelegen haben, die in den Häusern das Grundwasser niedrig halten. So wären Kies und Sand weggeschwemmt worden mit sichtbaren Folgen. Aber waren es wirklich die Pumpen?

Anwohner: Starkregen und ein alter vergessener Bachlauf

Die Anwohner Dirk Lieker und Daniel Liebendahl bezweifeln das. So stark wären die Pumpen nicht, dass die aus einer ganzen Siedlung das Sediment wegspülen könnten. Diese "Baumarktpumpen" hätten gar nicht die Leistung dazu, sagen sie. Die Anwohner verweisen auf das Feuchtgebiet hinter ihren Gärten, Feldern und Wiesen. Durch den starken Regen könnte das Wasser über einen alten überbauten Bachlauf den Weg in die Siedlung gefunden haben. Sie verlangen deshalb von der Stadt mehr Engagement bei der Urachenforschung.

Stadt reagiert und plant Bodenuntersuchungen

Eben diese Kritik ist offenbar angekommen. Das erste Gutachten soll ergänzt werden durch aufwendige Bodenuntersuchungen und Messungen. Bereits am Donnerstag sollen die Experten dafür anrücken. Was und wie da genau untersucht werden soll, wird den Familien noch mitgeteilt.

Anwohner verlangen Antworten - auch für Versicherungen

Die Anwohner verlangen jedenfalls solide Antworten auf ihre dringenden Fragen. Am Ende steht auch die Frage im Raum, wer das alles bezahlt. Beispielsweise brauchen die Versicherungen bei einem Elementarschaden eine Bescheinigung, dass die Natur hier eine wesentliche Rolle gespielt hat. Ein selbst verursachter Schaden durch Pumpen zählt da nicht.

Über diese Thema berichten wir in der Lokalzeit aus Dortmund am 8.1.24