Stellenabbau: BP verkleinert Raffinerie in Gelsenkirchen
Stand: 06.03.2024, 16:01 Uhr
Seit Jahren wird weniger Diesel und Benzin verkauft. Das hat Folgen für den traditionsreichen Raffinerie-Standort in Gelsenkirchen. Er wird ab 2025 deutlich verkleinert. 230 Mitarbeiter sollen gehen.
Von Jörg Marksteiner
Die Mitarbeiter erfuhren es am Nachmittag in einer Betriebsversammlung: Jede zehnte Stelle in den Werken Scholven und Horst soll wegfallen. BP will die Produktion am Standort Gelsenkirchen ab dem kommenden Jahr um ein Drittel zurückfahren. 230 Mitarbeiter sollen gehen, möglichst ohne Kündigung, wie es heißt.
Fünf einzelne Anlagen sollen stillgelegt werden
Insgesamt fünf einzelne Anlagen sollen stillgelegt werden. Das entspricht einem von drei Produktionssträngen, wo Rohöl zu Benzin, Diesel, Heizöl und vielen anderen Produkten weiterverarbeitet wird. Gelsenkirchen ist einer der größten Raffineriestandorte der Republik.
Zwölf Millionen Tonnen Rohöl kommen aktuell hier an und werden weiterverarbeitet. Künftig sollen es nur noch acht sein.
Standort momentan "nicht wettbewerbsfähig"
Zur Begründung verweist BP auf die sinkende Nachfrage nach konventionellen Kraftstoffen. Offiziell werden keine Zahlen genannt. Insider schätzen, dass die verkaufte Menge seit 2019 um rund 20 Prozent zurückgegangen sein dürfte.
Arno Appel, seit anderthalb Jahren Leiter der Gelsenkirchener Raffinerie, sagt nur so viel: "Derzeit ist unser Standort nicht wettbewerbsfähig. Wir sind zu komplex und mit strukturell zu hohen Kosten belastet."
Das Unternehmen spricht bei der Verkleinerung von einem "ersten Schritt". Ob später ein weiterer Personalabbau droht, scheint damit zumindest nicht ausgeschlossen zu sein.
Investitionen in Höhe von 30 Millionen Euro für CO2-ärmere Treibstoffe
Gleichzeitig hat BP auch angekündigt, in den Standort zu investieren. Von 30 Millionen Euro ist die Rede. Damit sollen Anlagen und Tanks so umgerüstet werden, dass dort künftig auch grüne, CO2-ärmere Treibstoffe verarbeitet werden können, etwa für Flugzeuge. Möglich werden soll das unter anderem durch die Beimischung von gebrauchtem Speiseöl.
"Wir sind fest entschlossen, so viele Kolleginnen und Kollegen wie möglich auf diesem Weg mitzunehmen", sagt Raffinerie-Leiter Appel. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in der Raffinerie der Zukunft künftig insgesamt weniger Arbeitsplätze geben wird."
Stellenabbau ohne Kündigungen
Als Nächstes sollen Gespräche mit dem Betriebsrat folgen. Ziel sei ein Stellenabbau ohne Kündigungen, "so sozialverträglich wie möglich". Also über Fluktuation, Ruhestandsregeln und Abfindungen. Mitarbeiter in den Anlagen der Petrochemie, die zum Beispiel die Kunststoffindustrie beliefern, sind nicht betroffen.
Auch die sogenannte "Norderweiterung", wofür die Stadt gerade den Bebauungsplan geändert hat, sei nach wie vor "eine Perspektive", heißt es bei BP. Eine endgültige Investitionsentscheidung soll aber noch nicht gefallen sein.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Leitung Raffinerie Gelsenkirchen