Außenaufnahme von Landgericht und Amtsgericht Essen

Versuchter Totschlag in Gelsenkirchen: Vater gesteht unter Tränen

Stand: 20.03.2024, 14:37 Uhr

Ein Mann aus Gelsenkirchen steht seit heute wegen versuchten Totschlags in Essen vor Gericht. Der 53-Jährige soll mit mehreren Komplizen den Freund seiner Tochter angegriffen haben.

Von Thomas Becker

Zum Prozessauftakt am Mittwochmorgen ist der Zuschauerraum im Schwurgerichtssaal des Essener Landgerichts bis auf den letzten Platz gefüllt. Angehörige beider Familien sind gekommen, der Richter ermahnt sie ausdrücklich zu Ruhe.

Es soll Racheakte gegeben haben. Nach Angaben der Staatsanwältin wird deshalb gegen Angehörige des Opfers ermittelt.

Heimliche Beziehung

Dilara ist 19 Jahre alt, ihre Familie kommt aus dem Kosovo. Youssef, ein Jahr älter, hat seine Wurzeln in Kurdistan. Anfang 2023 lernen sie sich kennen, ein ganz normales Liebespaar im Ruhrgebiet. Doch die junge Gelsenkirchenerin hält die Beziehung vor ihren Angehörigen geheim - mit gutem Grund, wie sich nach einer Familienfeier im vergangenen Sommer zeigt.

Offenbar hatte seine Tochter sich am Rande der Familienfeier mit ihrem Freund getroffen, das bleibt nicht unbemerkt. Der Vater schlägt ihr ins Gesicht und zwingt sie, ihren Freund anzurufen und her zu bestellen: "Mein Papa will mit dir sprechen", soll sie am Telefon gesagt haben.

Nächtlicher Überfall

Mitten in der Nacht kommt der junge Mann, doch kaum steigt er aus dem Auto, trifft ihn der erste Schlag. Er läuft weg, der Vater verfolgt ihn, mit einem Messer in der Hand. Schließlich stehen sich beide gegenüber, erzählt der Angeklagte: "Wir sind Albaner, was hast du mit meiner Tochter zu tun?"

Da habe der 20-Jährige ihn plötzlich vor das Schienenbein getreten. Im Reflex habe er sich gedreht und zugestochen. Das Messer trifft die Leber des jungen Mannes und eine Bauchschlagader, er wird lebensgefährlich verletzt.

Hauptangeklagter gesteht vor Gericht

Das Opfer bricht zusammen, der Täter und seine Angehörigen gehen nach Hause. Zum Glück kann der Verletzte sich noch einmal aufraffen und Nachbarn alarmieren. Die rufen den Notarzt.

Im Gerichtssaal bleibt am Mittwoch alles friedlich. Unter Tränen legt der 53-jährige Hauptangeklagte ein Geständnis ab und entschuldigt sich: "Es tut mir wirklich von Herzen leid, was passiert ist. Ich bin sehr froh, dass er noch am Leben ist". Dem 53-Jährigen droht eine lange Haftstrafe.

Unsere Quellen:

  • WDR Reporter vor Ort
  • Landgericht Essen

Versuchter Totschlag in Gelsenkirchen

00:41 Min. Verfügbar bis 20.03.2026


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