
Prozess um Umweltskandal in Schermbeck
Stand: 22.08.2023, 16:26 Uhr
Das Landgericht Bochum beschäftigte sich am Dienstag wieder mit der illegalen Entsorgung von giftigen Öl-Pellets in einer Tongrube in Schermbeck. Angeklagt war ein ehemaliger Abfall-Manager. Staatsanwaltschaft und Anwälte besprachen einen Deal: Ein Jahr Haft bei Geständnis.
Der Abfallmanager aus Mülheim soll dafür gesorgt haben, dass 30.000 Tonnen der giftigen Rückstände der Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven abgekippt werden konnten.
Gemeinsam mit Komplizen soll er Papiere der giftigen Fracht gefälscht haben. Außerdem sollen sie dafür gesorgt haben, dass den Ölpellets Sand beigemischt wird, damit sie nicht so stark riechen.
Staatsanwaltschaft und Anwälte besprachen am Dienstag einen Deal: Ein Jahr Haft bei Geständnis. Der 61-Jährige wurde bereits zu einer mehr als zweijährigen Haftstrafe verurteilt und täuschte zwischenzeitlich seinen Tod vor. Zielfahnder des BKA spürten ihn dann in Namibia auf.
30.000 Tonnen Giftmüll illegal abgeladen
Kleine, glänzende Kügelchen, die stark nach Öl riechen. Was ein bisschen aussieht wie klumpiger Kaviar, ist giftiger Abfall. Die Öl-Pellets entstehen bei der Reinigung der Raffinerie-Anlagen und müssen eigentlich fachgerecht entsorgt werden.
Vor mehr als zehn Jahren flog der Umweltskandal um die illegal entsorgten Öl-Pellets auf. Von 2010 bis 2013 soll ein 61-Jähriger das giftige Ruß-Öl-Gemisch, das erwiesenermaßen beim BP-Konzern in Gelsenkirchen entstanden war, zusammen mit weiteren Beschuldigten immer wieder illegal in einer Tongrube in Schermbeck am Niederrhein abgekippt haben.
Insgesamt soll er so fast 30.000 Tonnen der Pellets illegal entsorgt haben. Diese enthalten Schwermetalle und Chemikalien, die Böden und Gewässer gefährden. Außerdem stehen die Abfälle in Verdacht, krebserregend zu sein.
Der 61-Jährige aus Bottrop und die anderen Beschuldigten sollen mit der illegalen Entsorgung des Raffinerie-Mülls viel Geld gemacht haben. In früheren Verfahren war der Abfall-Manager unter anderem wegen Bestechung und Steuerhinterziehung zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden.
Angeklagter täuschte Tod vor und floh nach Namibia
2017 täuschte der Bottroper seinen eigenen Tod vor, um dem Prozess zu entgehen. Fahnder des Bundeskriminalamts konnten den Angeklagten dann jedoch in Namibia aufspüren und festnehmen.
Das Landgericht Bochum hat für das Strafverfahren Prozesstermine bis November festgelegt.