Demo Jugendberufshilfe Essen

Demo: Stadt Essen will bei Jugendberufshilfe kürzen

Stand: 10.09.2024, 18:31 Uhr

Die Stadt Essen will jede fünfte Stelle in der Jugendberufshilfe streichen. Mitarbeiter und Gewerkschaft schlagen Alarm.

Von Olaf Biernat

Mit einem Spalier haben Mitarbeiter der Jugendberufshilfe die Mitglieder des Jugendhilfe-Ausschusses vor dem Essener Raatssaal empfangen. Auf Flyern protestieren sie gegen "Kürzungen auf Kosten unserer Jugend". Auf Plakaten ist zu lesen: "Keine betriebsbedingten Kündigungen im öffentlichen Dienst".

Jede fünfte Stelle soll wegfallen

Die Mitarbeiter machen sich große Sorgen, denn die Stadt Essen will bei der Jugendberufshilfe den Rotstift ansetzen. Fast jede fünfte der rund 180 Stellen soll wegfallen. Die Jugendberufshilfe kümmert sich unter anderem darum, benachteiligte Jugendliche in Ausbildung oder Jobs zu vermitteln. Auch die Aufsuchende Sozialarbeit ist betroffen, also Mitarbeiter, die Jugendliche auf der Straße ansprechen und ihnen Hilfe anbieten.

Jugendberufshilfe für 21-Jährigen letzter Strohhalm

Jugendliche demonstrieren gegen Kürzung in Essen

Auch Mio Steinhaus (rechts) protestierte in Essen

Auch Mio Steinbach ist vor das Rathaus gezogenn mit einem Schild: "Für euch ist es Geld, für uns die Zukunft. Oder auch nicht". Der 21-Jährige hat nach seinem Hauptschulabschluss eine Lehre zum Koch abgebrochen. Danach war er psychisch angeschlagen und hat jahrelang nichts gemacht.

Nun ist er über die Jugendberufshilfe in das Projekt "IndiGO" gekommen, das Jugendliche mit psychischen Erkrankungen unterstützt. Auf seinem Handy zeigt er stolz seine digitalen Grafiken, die er während des Projektes erstellt hat. Sein Ziel: eine Ausbildung als Grafik-Designer. Weil ein Drittel der Stellen in seinem Bereich wegfallen sollen, befürchtet er das Aus für seine Pläne.

Sparpläne des Bundes werden durchgereicht

Hintergrund der Sparmaßnahmen sind geplante Kürzungen des Bundes bei den Mitteln für Jobcenter. Insgesamt 450 Millionen Euro will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil einsparen. Für Essen bedeutet das rund 20 Millionen Euro, die nicht mehr als Leistungen zur Eingliederung in Arbeit zur Verfügung stehen. Deshalb wil die Stadt zwischen 34 und 37 Stellen bei der Jugendberufshilfe streichen.

Fachkräften droht Entlassung

"Überall fehlen Fachkräfte und wir entlassen sie", kritisiert Caroline Plewnia, Betriebsrätin der Jugendberufshilfe Essen. Die Stellenstreichungen würden alleine in Essen außerdem 300 benachteiligte Jugendliche treffen.

Essens Beigeordneter für Kinder und Jugendliche, Muchtar Al Ghusein, spricht vor der Jugendhilfe-Sitzung zu den Demonstranten. "Wir stehen Seite an Seite mit Ihnen und den Kindern und Jugendlichen". Dennoch werde es sehr schwer, die Kürzungen aufzufangen. Nun müsse es Gespräche auf allen Ebenen geben. Die Gewerkschaft Verdi und die Beschäftigten wollen nicht locker lassen und planen weitere Demonstrationen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Gewerkschaft Verdi
  • Stadt Essen

Protest gegen Stellenstreichungen bei der Jugendberufshilfe in Essen

WDR Studios NRW 10.09.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 10.09.2026 WDR Online


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