Reporterin Chadia Hamadé berichtet von der Nacht der 1000 Lichter

Lokalzeit aus Duisburg 23.07.2024 03:51 Min. Verfügbar bis 23.07.2026 WDR

Nacht der 1000 Lichter - Gedenken an Loveparade-Opfer

Stand: 24.07.2024, 06:32 Uhr

Loveparade - 21 Tote, mehr als 650 Verletzte. Mit Kerzen haben Angehörige in Duisburg am Dienstagabend an die tödliche Katastrophe vor 14 Jahren erinnert.

Von Chadia-Aurora Hamadé

Der 24.7.2010 hat sich in das Gedächtnis der Menschen gebrannt. Zum Gedenken an die Toten und Verletzten der Loveparade-Katastrophe in Duisburg haben am Abend vor dem Jahrestag wieder zahlreiche Grablichter geleuchtet. "Die Nacht der 1000 Lichter" erinnert an die Opfer in Duisburg vor 14 Jahren.

An der Unglücksstelle im Karl-Lehr-Tunnel sind 21 Menschen im Alter zwischen 17 und 38 Jahren ums Leben gekommen, mehr als 650 wurden zum Teil schwer verletzt. Ursache war ein Gedränge im Zugangsbereich auf das Loveparade-Gelände.

Nacht der 1.000 Lichter

Ein Pärchen ist gekommen – die beiden wollen anonym bleiben, mögen den ganzen Trouble der um den Gedenktag gemacht nicht, erzählt der Mann. Er ist schätzungsweise Ende 40. Mit einem wasserfesten Stift bemalen er und seine Partnerin eine rote Grabkerze mit ihren Initialen. "Wir kommen immer hierher und können kaum glauben, was uns hier passiert ist", sagt er nachdenklich.

Dabei lässt er seinen Blick über die Rampe schweifen, die Ein- und Ausgang zugleich war und zeigt dann auf die kleine schmale Arbeitstreppe, die hinauf auf das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs führt, "über die konnten wir uns aus dem Gedränge retten". Als er das sagt, stockt seine Stimme und wird brüchig "und seitdem gratulieren wir uns an jedem 24.7., dass wir noch leben". Dann folgen Stille und Nachdenklichkeit.

Innehalten am Unglücksort

Dieser Unglücksort am Karl-Lehr-Tunnel vereint hinterbliebene, betroffene und traumatisierte Menschen. Dass sie am Vorabend des Jahrestages zusammenkommen, ist eine Einladung zum Innehalten an dem Ort, der das Leben von zahlreichen Menschen für immer verändert hat.

Loveparade Gedenkstätte, Duisburg, Archivbild: 17.01.2019

Loveparade Gedenkstätte, Duisburg, Archivbild: 17.01.2019

Die Organisation für die "Nacht der 1.000 Lichter" übernimmt der Verein "Bürger für Bürger". Für die Gedenkfeier am darauffolgenden Tag ist es die Loveparade Stiftung. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren kommen immer weniger Bürgerinnen und Bürger zum Gedenktag nach Duisburg. Bis vor ein paar Jahren waren es noch bis zu 2.000.

Angehörige aus der ganzen Welt in Duisburg

Am Vorabend des vierzehnten Jahrestages, sind etwa 30 Menschen da, die bereits um kurz nach 18 Uhr gekommen sind, um ihre Kerzen anzuzünden. Später am Abend seien noch Angehörige aus China, Spanien, Italien und den Niederlanden hinzugekommen.

Sie wollen auch am 24.07.2024, also am offiziellen Gedenktag der Katastrophe, teilnehmen. Für sie alle bleibt die Gedenkstätte ein wichtiger Fixpunkt für Begegnungen, egal wie viele Menschen kommen.

Juristische Aufklärung

Viele Hinterbliebene und Verletzte der Loveparadekatastrophe hatten die Hoffnung auf einen Strafprozess fast verloren, bis im Februar 2014 die Staatsanwaltschaft Duisburg Klage gegen städtische Mitarbeiter und des Veranstalters Lopavent erhob. Ihnen wurden schwere Fehler bei der Planung und Durchführung der Loveparade 2010 vorgeworfen.

Zwei Jahre lang prüften Richter des Landgerichts Duisburg die Anklage, die dann abgewiesen wurde. Die Juristen zweifelten das zentrale Gutachten eines britischen Panikforschers an. Keine gravierenden Mängel im Gutachten hingegen sahen die Richter des Oberlandesgerichts Düsseldorf und wiesen das Verfahren zurück an eine andere Strafkammer des Landgerichts Düsseldorf.

Mehrere Strafverfahren gegen die Veranstalter und die Stadt Duisburg waren dann 2020 nach langjährigen Ermittlungen eingestellt worden. Bei der Loveparade gab es nicht eine einzelne Ursache – viele Fehler kamen zusammen und die juristische Aufarbeitung dauerte Jahre. Am Ende wurde der aufwändigste Prozess der Nachkriegsgeschichte ohne Verurteilungen eingestellt.

Unsere Quellen:
WDR-Reporterin vor Ort

Über dieses Thema haben wir am 23.07.2024 im WDR-Fernsehen in der Lokalzeit Duisburg berichtet.

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