Schmerzmittel falsch verabreicht: Kündigung von Krankenschwester bestätigt
Stand: 22.11.2022, 19:42 Uhr
Eine ehemalige Mitarbeiterin des Essener Uniklinikums wollte sich gegen ihre Kündigung wehren - ohne Erfolg. Das Arbeitsgericht hat die Klage abgewiesen und die Kündigung am Dienstag für wirksam erklärt.
Der Vorwurf: Die Krankenschwester soll einem Patienten wissentlich eine zu hohe Dosis Schmerzmittel verabreicht haben. Der Patient bekam nach der hohen Dosis Krampf-Anfälle. Erst in letzter Sekunde habe man ihn retten und ein Gegenmittel spritzten können, so das Klinikum.
Bekannt wurde der Fall durch eine Kündigungsschutzklage der Krankenschwester vor dem Arbeitsgericht Essen - die Frau wollte sich damit gegen die fristlose Kündigung wehren. Sie wollte eine Abfindung, stattdessen hat das Krankenhaus jetzt Strafanzeige gegen sie gestellt.
Ehemalige Mitarbeiterin bestreitet Vorwürfe
Die Krankenschwester bestreitet die Vorwürfe. Laut ihrer Aussage soll die von ihr gegebene Dosis in der Krankenakte des Patienten so verordnet worden sein. Die Dosis des Schmerzmittels war darin so hoch vermerkt, dass sie zum Atemstillstand hätte führen können.
Uniklinikum in Essen widerspricht dieser Darstellung
Das Klinikum widerspricht der Aussage der gekündigten Krankenschwester. Der Mann habe zunächst im Juni einige Tage im Krankenhaus gelegen. Damals sei die falsche Dosis bereits in der Krankenakte vermerkt, aber nicht verabreicht worden.
Anfang Juli sei der Patient dann erneut ins Krankenhaus gekommen. Die in der Nacht diensthabende Ärztin hatte dann offenbar die noch nicht geänderte Dosierung des Schmerzmittels aus der Patientenakte übernommen und angeordnet.
Der Patient habe das Schmerzmittel dann aber doch nicht so hoch dosiert verabreicht bekommen, weil die Nachtschwestern Bedenken geäußert hätten. Die zuständige Ärztin soll anschließend angeordnet haben, dass das Team der Tagschicht die Dosierung noch einmal bespricht und gegebenenfalls ändert. Bis dahin solle dem Patienten das Schmerzmittel nicht mehr gegeben werden.
Krankenschwester soll absichtlich zu hohe Dosis verabreicht haben
Das habe die Nachtschwester der Kollegin morgens auch so übergeben. Die fristlos gekündigte Krankenschwester soll sich laut Uniklinikum aber nicht an diese Anordnung gehalten haben und die in der Patientenakte stehende, noch nicht korrigierte Dosis des Schmerzmittels dem Patienten gegeben haben.
Krankenschwester sagt, sie sei nicht informiert worden
Noch im Patientenzimmer soll die Krankenschwester den Ärztinnen erklärt haben, sie habe die hohe Dosis bewusst gegeben und habe es jetzt satt. Die Ärztinnen sollten sich nicht wundern, wenn der Mann gleich nicht mehr atmet. So stellt es das Essener Uniklinikum dar.
Diese Vorwürfe weist die Krankenschwester vehement zurück - das habe sie nie gesagt, sondern lediglich mitgeteilt, dass sie das Medikament in der angeordneten Dosis gegeben habe. Auch habe sie die Kollegin aus der Nachtschicht nicht darüber informiert, dass der Patient das Medikament nicht mehr bekommen soll, bis die Dosis korrigiert ist.
Über dieses Thema berichten wir auch am 22.11.2022 in der Lokalzeit auf WDR 2 und im Fernsehen ind der Lokalzeit Ruhr.