Gläubiger geben grünes Licht für Rettungsplan von Galeria Karstadt Kaufhof
Stand: 27.03.2023, 15:16 Uhr
Die Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof hat dem Insolvenzplan zur Rettung der Warenhauskette zugestimmt. Vermieter, Mitarbeiter, Lieferanten und der Staat sollen auf viel Geld verzichten, damit zumindest 82 der 129 Filialen überleben.
Von Jörg Marksteiner
Für Mitarbeiter wie Joffrey Kallweit war heute ein schwerer Tag. "Wir haben nach der letzten Insolvenz gehofft, dass es bergauf geht", sagt der Betriebsratsvorsitzende aus Dortmund. Sein Haus ist von der Schließung bedroht. "Das ist schlimm, dass man wieder zu einer Gläubigerversammlung muss, das nagt schon an mir."
Gerade einmal zweieinhalb Jahre ist es her, dass sich die Gläubiger ebenfalls in der Messe Essen trafen, um der Warenhauskette einen Neustart zu ermöglichen. Doch dann kam ein erneuter Lockdown, die Kaufhäuser gerieten erneut in Finanznot. Jetzt drohten deutlich massivere Einschnitte als damals.
Sanierungsplan soll jetzt zügig umgesetzt werden
Aber Deutschlands letzte große Warenhauskette bekommt noch eine Chance. Die Gläubigerversammlung gab grünes Licht für den Sanierungsplan, den das Unternehmen mit dem Sanierungsexperten Arndt Geiwitz ausgearbeitet hatte. So sollen beispielsweise alle Filialen modernisiert werden. Außerdem soll in IT und Digitalisierung investiert werden.
Entscheidend sei nun, dass das Konzept vom Management und den Eigentümern zügig und konsequent umgesetzt werde. Der Sachverwalter Frank Kebekus betonte, dass eine Ablehnung des Insolvenzplans katastrophale Folgen für den Konzern gehabt hätte.
Beschäftigte standen vor einem Dilemma
Die 17.000 Beschäftigten standen also vor einem Dilemma: Hätten die Gläubiger nicht zugestimmt, hätte dem Unternehmen die komplette Abwicklung gedroht. Es wäre das Aus für alle gewesen. Stattdessen ist der Sanierungsplan aber akzeptiert worden: 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Job, 47 Filialen werden geschlossen. Wo Kaufhäuser bleiben, soll vielerorts eine Etage wegfallen und Verkaufsflächen verkleinert werden, berichtet die Lebensmittelzeitung.
Damit es dazu kommt, sollen Gläubiger wie Vermieter, Lieferanten, Handwerksbetriebe und Dienstleister auf einen großen Teil ihrer offenen Rechnungen verzichten. Größter Gläubiger ist übrigens der Staat: Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds hatte Galeria Karstadt Kaufhof während der Pandemie einen 680-Millionen-Euro-Kredit gewährt. Auch die Mitarbeiter sollen auf Geld verzichten, zum Beispiel für noch unbezahlte Überstunden.
Zustimmung der Gläubiger galt als sicher
Die Zustimmung der Gläubiger galt dennoch als sicher. Auch mangels überzeugender Alternativen, vermutete Insolvenzexperte Patrick-Ludwig Hantzsch von der Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform vor der Abstimmung: "Die Gläubiger müssen natürlich verzichten dafür, dass nicht das ganze Unternehmen in die Pleite geht. Mit den großen Gläubigern wird man sich höchstwahrscheinlich im Vorfeld schon geeinigt haben."
Gläubigerversammlung: Beschäftigte demonstrieren
Das hoffte auch Mitarbeiter Joffrey Kallweit aus Dortmund: "Ich gehe mit dem Gefühl dahin, dass das hoffentlich alles klar geht. Und dass es nicht zur Abwicklung des Unternehmens kommt." Doch auch die angekündigte Schließung von 47 Filialen wollen Betriebsräte und Gewerkschafter nicht einfach so hinnehmen. Vor dem Treffen in der Messe Essen hatte es wie angekündigt Proteste gegeben.
Beim vergangenen Insolvenzverfahren war es gelungen, durch Verhandlungen mit Vermietern die ursprüngliche Schließungsliste zu verkleinern. Darauf setzt die Gewerkschaft Verdi auch diesmal: "Wir akzeptieren die Schließungsliste nicht", hat die für den Handel zuständige Bundesvorsitzende Stefanie Nutzenberger bereits angekündigt. Daran werde auch ein beschlossener Insolvenzplan nichts ändern: "Wir kämpfen um jeden einzelnen Standort!"
Über dieses Thema berichten wir am 27. März 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit Ruhr, 19:30 Uhr.