Kaputte Zug-Toilette: Bahnfahrerin uriniert in die 1. Klasse

Lokalzeit Ruhr 01.08.2024 25:46 Min. Verfügbar bis 01.08.2026 WDR Von Nicole Noetzel

Aus purer Not: Mülheimerin uriniert wegen defekter Toiletten in Bahn

Stand: 01.08.2024, 16:38 Uhr

Eine Frau aus Mülheim an der Ruhr hat aus Not in die 1. Klasse eines Regionalzuges uriniert. Die Toiletten im Zug waren defekt.

Von Denise Friese

Das kennt fast jeder: Man muss unterwegs dringend zur Toilette, aber es ist keine in der Nähe, sie ist verdreckt oder kaputt. Was dann? Eine Frau aus Mülheim hat ihrem Ärger auf einer Bahnfahrt Luft gemacht und in ein 1.-Klasse-Abteil uriniert, erzählte sie der WAZ.

Alle Toiletten im Regionalzug defekt

Eigentlich hätte die 78-Jährige lieber eine Toilette benutzt, aber diese seien im Regionalzug defekt gewesen, schilderte die Frau der Zeitung. Der Vorfall hatte schon am 16. Juli stattgefunden.

Ein Zugbegleiter habe ihr geraten, auszusteigen und im nächsten Zug weiter zu fahren. Das war für sie wegen ihrer demenzkranken Begleitung aber keine Option, gab sie an. Und so setzte sie sich in der 1. Klasse unter einen Tisch und hinterließ eine Pfütze. Sie bekam von der Bahn ein Knöllchen und sollte 60 Euro für die "Verunreinigung" zahlen.

Bahnkunden zeigen meist Verständnis

Frau mittleren Alters mit dunkelbraunen Haare nimmt an Umfrage teil

Jennifer Mehrens hat Verständnis für die Frau

Bei einer Umfrage am Hauptbahnhof in Mülheim sind viele Bahnkunden verständnisvoll. "Es ist eh peinlich, das machen zu müssen, sollen sie froh sein, dass sie nicht auf den Sitz gemacht hat", sagt Jennifer Mehrens. Marc Sonntag findet es sogar "skandalös, es ist entwürdigend für die Frau."

Dann noch ne Strafe zu bekommen, sei eine Unverschämtheit. "Aber der Schaffner kann ja nichts dafür, es ist ein strukturelles Problem", sagt er. Die meisten haben auch die Erfahrungen, dass Toiletten verschlossen sind oder verschmutzt.

Kein Recht auf eine Toilette

"Die Situation, dass alle Toiletten defekt waren, ist sehr ärgerlich, aber ein Recht auf eine Toilette gibt es nicht", sagt Rechtsanwalt Volker Schröder aus Essen. Ausnahme seien bei der Bahn Fernzüge, da müssten Toiletten vorhanden sein und funktionieren. Bei allem Verständnis für den Druck, aber die Frau hätte aussteigen und dann mit dem nächsten Regionalzug weiterfahren müssen, so Schröder.

Bahn entschuldigt sich

Die Bahn hat mittlerweile dennoch eingelenkt und das Knöllchen zurückgenommen. Man entschuldige sich "ausdrücklich bei der Kundin für die missliche Situation, in die sie geraten ist," heißt es auf Anfrage des WDR. Eine "Diensttoilette oder sonstige Alternativen" gebe es im Zug nicht.

Über dieses Thema berichtet der WDR auch am 01.08.24 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Ruhr.

Unsere Quellen:

  • WAZ
  • Deutsche Bahn
  • Gespräche mit Fahrgästen