Essener Drogenszene verändert sich

Lokalzeit Ruhr 26.03.2024 03:19 Min. Verfügbar bis 26.03.2026 WDR Von Solveig Bader

Aufdringliche und aggressive Obdachlose: Projekt in Essen soll helfen

Stand: 26.03.2024, 18:03 Uhr

In der Essener City gibt es immer mehr Menschen ohne Wohnsitz, drogenabhängig, psychisch auffällig. Einige treten aggressiv auf. Ein Hilfsprojekt der Suchthilfe direkt und LVR-Klinik versucht Innenstadtbesucher zu schützen und Obdachlosen zu helfen.

Ein Mann mit langen schwarzen Haaren und Vollbart rennt mit einem Becher durch die Stadt und fragt die Menschen nach einem oder zwei Euro. Er wirkt verzweifelt, getrieben von seiner Sucht. Er nehme Heroin und Kokain, erzählt er uns - ganz offen. Dafür müsse er jetzt dringend genug Geld zusammenbekommen.

Beschwerden von Innenstadt-Besuchern

Die Drogenszene wird immer auffälliger in der Essener Innenstadt. Einige Betroffene reagieren aggressiv, wenn sie beim Betteln leer ausgehen. "Ein Obdachloser kommt mehrmals am Tag in unser Restaurant und fragt die Gäste nach Geld oder Essen. Einer hat schon Pizza vom Teller gestohlen und mich sogar geschlagen", erzählt eine Mitarbeiterin in einer Gastronomie.

Die beiden Streetworker laufen durch die Essener Innenstadt

Die beiden Streetworker laufen durch die Essener Innenstadt

Um solche Härtefälle kümmern sich jetzt Sozialarbeiter Caspar Stolz und Psychiatrie-Pfleger Volker Rust. Ein Pilotprojekt, in Kooperation der LVR-Universitätsklinik Essen und der Suchthilfe "direkt". Die Streetworker arbeiten im Team. Dreimal in der Woche sind sie im gesamten Stadtgebiet unterwegs, um Menschen zu helfen.

"Wir suchen explizit psychisch erkrankte obdachlose Menschen mit einer Suchterkrankung, vor allem diejenigen, die von sich aus keine Hilfe suchen." Sozialarbeiter Caspar Stolz

Drogenszene in Essen im Wandel

Laut den Streetworkern werden verwahrloste Obdachlose, die offensichtlich psychisch krank sind, in Essen immer präsenter in der Öffentlichkeit. Darunter auch immer mehr Frauen. Sie sitzen an Hausfassaden, einen Einkaufswagen vor sich mit ihrem Hab und Gut, rauchen Crack in der Öffentlichkeit.

Eine Frau liegt im Schlafsack mitten in der Fußgängerzone und bettelt um Geld. Der Crack-Konsum, eine schnell wirkende Droge, hätte deutlich zugenommen und schaffe eine Schnelllebigkeit in der Szene, berichten die Streetworker.

Einsatz der Streetworker zeigt erste Erfolge

Um die Menschen zu erreichen, müssen sie sehr behutsam vorgehen. In einem Rucksack haben sie immer etwas Warmes zu trinken dabei und bieten es Betroffenen an. So kommen sie leichter ins Gespräch und können langsam Vertrauen aufbauen.

Eine wohnungslose Person packt ihre Sachen zusammen.

Eine wohnungslose Person packt ihre Sachen zusammen.

Mehreren Menschen konnten die Streetworker schon helfen. Doch das sei manchmal ein langer Prozess. Viele seien traumatisiert, hätten schlechte Erfahrungen gemacht mit Zwangseinweisungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Da müsse man immer dran bleiben, so die Erfahrung der Sozialarbeiter. Sie sind gut vernetzt mit Kliniken, Gesundheitsbehörden und Anbietern von Wohnprojekten.

Ziel des Projekts ist, die Menschen wieder in das Hilfesystem einzugliedern, damit sie finanziell, seelisch und körperlich versorgt sind.

Unsere Quellen:

  • Reporterin vor Ort
  • Suchthilfe "direkt"
  • LVR-Klinik
  • Streetworker in Essen

Über dieses Thema berichtet der WDR in der Lokalzeit Ruhr am 26.03.2024

Weitere Themen