Polizisten der Hundertschaft kontrollieren Ausweise, Finanzermittler wälzen die Bücher, Experten vom Ordnungsamt schrauben einen Spielautomaten auseinander. Solche Kontrollen von Shisha-Bars, Wettbüros und Co. sind in Essen mittlerweile fast alltäglich. Das Ziel: kriminellen Clans das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Dabei geht es nicht zwangsläufig um durchschlagende Erfolge. Beispiel Samstagabend: Die Behörden kontrollieren mehrere Shisha-Bars und Cafés, unter anderem in der Essener Innenstadt. Dabei stellen sie in einer Shisha-Bar einige Verstöße gegen das Rauchverbot fest, in einer anderen wird ein Polizist beleidigt. Bei einer Fahrzeugkontrolle überprüfen die Beamten 50 Autos. Hier gibt es keine größeren Auffälligkeiten. Unterm Strich stehen acht Stunden Kontrolle ohne dass größere Straftaten aufgedeckt werden.
Regelmäßige Clan-Kontrollen in Essen
Die Polizei will den Clans und ihren Betrieben mit ihren Kontrollen aber vor allem zeigen, dass sie sie im Auge hat. "Wenn wir den Betreibern regelmäßig auf den Füßen stehen, dann zeigen die Kontrollen Erfolg", sagt ein Polizeisprecher. Die kontrollierten Betriebe werden anhand eines Ampelsystems bewertet. "Rot" bedeutet: Hier gab es schon oft Verstöße. Solche Betriebe bekommen dann teilweise bis zu ein Mal pro Woche Besuch von Polizei, Ordnungsamt oder Zoll.
Werden die Verstöße weniger, werden auch die Kontrollen weniger. Bei "Grün" wird ein Betrieb nur noch alle paar Monate kontrolliert. "Betreiber, die anfangs sehr unkooperativ waren, halten sich mittlerweile an die Regeln", sagt der Polizeisprecher. Bei der Essener Polizei gibt es seit fünf Jahren eine eigene Ermittlungseinheit für den Clan-Bereich. Sie stimmt sich außerdem eng mit der Stadt Essen, dem Finanzamt, dem Zoll und der Bundespolizei ab.
Clan-Kriminalität in NRW gestiegen
Dass trotz der kleinen Erfolge noch viel Arbeit wartet, zeigen Zahlen des Landeskriminalamts NRW. Demnach gab es im letzten Jahr in NRW rund 6.500 Straftaten mit Clan-Bezug, ein Plus von rund 20 Prozent. Zum Vergleich: Die Zahl aller Straftaten, die im Jahr 2022 in Nordrhein-Westfalen erfasst wurden, beläuft sich auf 1.366.601. Der Anteil der Taten mit Clanbezug beträgt somit knapp 0,5 Prozent.
Über dieses Thema berichten wir am 15.10.2023 auch im Hörfunk bei WDR Aktuell.