Leben mit Endometriose
Lokalzeit aus Dortmund. 29.09.2023. 03:12 Min.. Verfügbar bis 29.09.2025. WDR. Von Nadia Aboulwafi.
Endometriose: "Jeden Monat Schmerzen wie bei der Geburt"
Stand: 29.09.2023, 06:00 Uhr
Mit Menstruationsbeschwerden jeden Monat im Bett liegen - das kennen viele Frauen. Dass dahinter eine chronische Krankheit stecken könnte, ist jedoch vielen nicht klar. Am Tag der Endometriose erzählt eine Betroffene.
Von Nadia Aboulwafi
Sonja Mehlich öffnet fröhlich die Tür. Sie hat lange darauf gewartet von ihrem Schicksal zu erzählen. Vor zwei Jahren musste die Schulsozialarbeiterin eine schwere Entscheidung treffen: entweder schwanger werden oder ihre chronische Krankheit behandeln. Bis zu ihrem Kinderwunsch, wusste sie gar nicht, dass sie Endometriose hat.
"Okay, das ist normal."
Jahrelang litt die 35-Jährige an ihren heftigen Periodenschmerzen. Wenn sie sich zurück erinnert, muss sie lächeln. Denn viele Frauen in ihrem Umfeld haben ihr gesagt, dass sie auch Schmerzen hätten und das normal sei.
Ihre Schmerzen haben sich auf den Darm und Rücken ausgewirkt. Während sie von ihren Menstruationsschmerzen erzählt, verkrampfen sich ihre Hände und ihr gesamter Körper. Sie beschreibt, wie sie oft weinend auf der Toilette saß, an Verstopfung litt und nur mit drei bis vier Tabletten Ibuprofen am Tag die Schmerzen aushalten konnte. Resigniert sagt sie, hätte sie die Schmerzen trotzdem als "einfach normal" abgetan.
Dank Kinderwunsch zur Diagnose
Dass diese Schmerzen eben nicht normal sind, erfährt Sonja Mehlich erst durch ihren zunächst unerfüllten Kinderwunsch. Zwei Jahre hatten sie und ihr Mann erfolglos versucht, schwanger zu werden. Die Kinderwunschklinik schickt sie zum Endometriosezentrum im Marienkrankenhaus in Schwerte. Dort erhält sie die Diagnose Endometriose: eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst.
Obwohl sie die ärztliche Betreuung gut fand, ist im Moment der Diagnose erstmal für sie eine Welt zusammengebrochen. Sonja Mehlich muss um Fassung ringen. Sie wirkt fast wütend, denn der Körper der sonst gesunden 35-Jährigen macht nicht, was sie von ihm erwartet. Ihr wird klar, dass sie nicht auf natürliche Weise schwanger werden kann.
Das kleine Wunder
Sonja Mehlich leidet unter Endometriose
Sonja Mehlich ist eine von 40.000 Frauen in Deutschland, die jedes Jahr an Endometriose erkranken. Die Ursache ist bisher noch unbekannt. Sie musste sich entscheiden: lässt sie die Endometriose operativ behandeln oder kümmert sie sich erst um ihren Kinderwunsch. Die 35-Jährige hat sich für ein Kind entschieden und wurde dank künstlicher Befruchtung schwanger:
Sorge um Periodenschmerzen in der Zukunft
Sie lächelt verträumt, wenn sie mit ihrem Sohn spielt. Sie, ihr Mann und ihr Sohn wirken in ihrem neu renovierten Haus glücklich. Die Hälfte des Wohnzimmers ist für ihren siebenmonatigen Sohn ausgerichtet. Sie schenken ihm ungeteilte Aufmerksamkeit und feuern ihn bei seinen ersten Krabbelversuchen an.
Die Endometriose-Herde sind weiterhin da
Sonja Mehlich scheint glücklich. In ihrem Blick schwingt aber auch Sorge mit. Sie hat Angst davor, was kommt, wenn sie abstillt und wieder anfängt zu menstruieren. Denn ihre Endometriose-Herde sind weiterhin da. Und an die Schmerzen erinnert sie sich noch gut:
Selbsthilfegruppe unterstützt sie
Mit diesen heftigen Schmerzen und Sorgen, ist Sonja Mehlich nicht alleine. Obwohl sie es anfangs ablehnte, hat sie Hilfe gesucht und Trost bei ihrer Selbsthilfegruppe gefunden. Hier hat sie das erste Mal das Gefühl, dass sie mit ihrer Endometriose verstanden wird.