Neue Vorwürfe gegen DVG-Kontrolleure

Lokalzeit aus Duisburg 30.01.2025 03:16 Min. Verfügbar bis 30.01.2027 WDR Von Kai Toss

Mann bei Kontrolle von Duisburger Verkehrsgesellschaft gewürgt?

Stand: 31.01.2025, 08:21 Uhr

Ist eine Fahrschein-Kontrolle bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft aus dem Ruder gelaufen? Zeugen berichten, dass ein Fahrgast gewürgt wurde. Die DVG widerspricht der Darstellung.

Von Kai Toss

Zwei Freundinnen waren auf dem Weg ins Theater, als sie an der Haltestelle König-Heinrich-Platz in die U-Bahn der Linie 901 Richtung Mülheim einstiegen. Dort bekamen sie nach eigener Darstellung mit, dass die Kontrolleure einen Fahrgast am Hauptbahnhof aus der Bahn brachten und ihn am Bahnsteig mit Handschellen fesselten – das berichten die beiden Studentinnen dem WDR.

Gefesselter Mann gewürgt?

Dabei hätten sich die Kontrolleure aggressiv und gewalttätig verhalten: "Einer der Kontrolleure würgte etwa eine Minute auf den Hals", teilte eine der beiden Zeuginnen dem WDR mit.

Diese beiden Zeuginnen berichten von einer eskalierten Verkehrskontrolle in Duisburg

Die beiden Zeuginnen

Die Zweite beschreibt aus ihrer Sicht ebenfalls, dass der Mann zunächst mit Handschellen gefesselt worden sei: "Anschließend hat einer ihn am Hals gepackt und auf die darunter liegende Metallbank gedrückt. So hat er ihn dann weiterhin am Hals fixiert." Die beiden Frauen hätten die Szene aus der U-Bahn heraus beobachtet und noch in der Situation die Polizei angerufen.

Verkehrsgesellschaft stellt Fall anders dar

Die DVG widerspricht dieser Darstellung energisch und erläutert aus ihrer Sicht was geschah, bevor die beiden Studentinnen in die Bahn eingestiegen seien: "Bei einer allgemeinen Fahrkartenkontrolle in der Straßenbahn hat eine Person einen Kontrolleur beleidigt und körperlich angegriffen."

Weiter heißt es in der Stellungnahme der Verkehrsgesellschaft: "Die Person ist nicht 'gewürgt' worden, sie wurde von den Mitarbeitern des Fahrausweis-Prüfdienst aus der Bahn gebracht und musste – da sie erheblichen Widerstand leistete – zum Eigenschutz der Mitarbeiter kurzzeitig bis zum Eintreffen der gerufenen Polizei fixiert werden."

Weitere Zeugenaussage

Ein weiterer Zeuge befand sich in der U-Bahn, als die Kontrolle begann. Er ist über die Darstellung der DVG empört. "Dass Gewalt von dem Mann angewendet wurde, das stimmt nicht. Das hat man nicht gesehen. Da kann man, glaub ich, auch viele andere fragen, die das gesehen haben, dass das nicht stimmt." Nach seiner Darstellung hatte sich der Mann in eine Kontrolle eingemischt. Es ging um eine Frau ohne Fahrschein, die unfreundlich und lautstark von den Kontrolleuren behandelt worden sein soll.

Der Mann soll die Kontrolleure aufgefordert haben, leiser zu sein. Diese sollen sich dadurch angegriffen gefühlt haben. Als der Mann aussteigen wollte, sollen die Kontrolleure ihn zurückgeschubst haben. "Dann hat der gesagt: Aufhören! Was man so sagt, wenn jemand einen anfasst. Dann haben die den auf die Bank gedrückt und geschmissen und gegen die Scheibe gedrückt."

Die DVG bleibt dabei, dass der Mann die Kontrolleure beleidigt und angegriffen habe und er deshalb bis zum Eintreffen der Polizei fixiert wurde.

Polizei nimmt Ermittlungen auf

Ermittlungen nahm die Polizei auf, nachdem sie Hinweise von einer der Zeuginnen auf eine "mögliche Straftat" erhielt. "Es gilt zu prüfen, ob eine Körperverletzung im Raum steht", sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage.

Die beiden Studentinnen bleiben bei ihrer Darstellung, dass der Mann gewürgt worden sei. Sie hatten angekündigt, dies am 23.01.2025, bei ihren geplanten Vernehmungen bei der Kriminalpolizei, den Ermittlern zu Protokoll zu geben.

Die DVG ihrerseits teilte mit, dem Mann ein "Haus- und Beförderungsverbot" erteilt zu haben. Und weiter sei veranlasst worden, "dass die Videoaufzeichnungen aus dem Fahrzeug sowie aus dem Bahnhof gesichert werden." Mittlerweile hat die DVG umfangreiches Videomaterial aus ihren Überwachungskameras der Polizei übergeben. Das wird nun ausgewertet.

Laut Polizei werde die Staatsanwaltschaft nach dem Abschluss der Ermittlungen entscheiden, ob sie Anklage erhebt – oder nicht.

Unsere Quellen:

  • Duisburger Verkehrsgesellschaft DVG
  • Augenzeuginnen
  • WDR-Reporter vor Ort