Polizisten umzingeln einen Mann mit nacktem Oberkörper

Dortmunder Blogger erlebt Psychoterror vor der Haustür

Stand: 07.07.2022, 12:58 Uhr

Der Dortmunder Blogger Robert Rutkowski wird seit Monaten verbal von einem Mann aus Berlin auf Twitter angegriffen. Jetzt ist dieser sogar vor seinem Haus aufgetaucht.

Von Christof Voigt

Mitte Juni kündigt der Berliner Mounib A. auf Twitter an, mit dem Zug nach Dortmund zu fahren und dort den Blogger Robert Rutkowski zu Hause zu besuchen. Wenige Stunden später steht der Mann aus Berlin tatsächlich vor der Tür des Dortmunder Bloggers, mit nacktem Oberkörper. Mounib A. filmt die Situation, dabei fordert er Rutkowski auf, aus seinem Haus zu kommen, er sei doch ein „Frontkämpfer“, niemandem sei es egal, wenn „jemand in seiner scheiß Straße ist“. Dann stellt er das Video ins Netz.

Polizei findet Schlagwaffe

Dort engagiert sich der Dortmunder Blogger Robert Rutkowski für Vielfalt, gegen Gewalt und Antisemitismus. Auf Twitter hat er als „Korallenherz“ mehr als 15.000 Follower. Einige davon hatten ihn vor einem möglichen Hausbesuch von Mounib A., der sich auf Twitter meistens „Ansar“ nennt, gewarnt.

Portrait von Robert Rutkowski

Robert Rutkowski

Als der Mann tatsächlich vor seiner Haustür steht, fühlt sich der Dortmunder bedroht und ruft die Polizei. Die nimmt den Anruf sehr ernst und ist wenige Minuten später da. Die Dortmunder Polizisten kontrollieren den Mann, der da mit nacktem Oberkörper vor dem Haus von Robert Rutkowski sitzt und finden eine Nahkampfwaffe: einen Kubotan. Die Beamten nehmen Mounib A. diese Waffe ab und erteilen ihm einen Platzverweis. Später kündigt er auf Twitter an, am nächsten Tag wiederzukommen und macht das auch.

Der zweite Besuch

Der Mann ist sogar bereit, uns ein Interview zu geben. Er wolle nur reden, niemanden angreifen, sagt er. "Korallenherz" habe ihn im Internet schlecht gemacht, damit wolle er ihn nun im "real life“ konfrontieren. Der Mann wirft Rutkowski konspirative Aktionen gegen ihn vor, sagt, er habe Insider-Informationen, würde das aber alles nicht so genau dokumentieren. Und wieso hatte er eine Waffe dabei? Das sei ja eher ein Schmuckstück, sagt er und korrigiert sich sofort, nein, das sei schon zur Selbstverteidigung, sonst könne er das was er tue, ja nicht machen, jetzt habe er einen Kugelschreiber dabei.

Rutkowski wiederum wirft dem Berliner vor sich auf Twitter radikalisiert zu haben. Das habe er dort auch deutlich kritisiert. Mounib A. alias "Ansar" spreche auf Twitter davon, Menschen oder Szenen zu "zervögeln“ oder "zerficken“, in einem Fall habe er eine Art Vergewaltigungsphantasie nachgespielt. Außerdem wirft Rutkowski dem Mann mangelnde Distanz zu rechten Aktivisten vor, das sei eine legitime Kritik, sagt der Blogger.

Polizei reagiert sofort

Dass die Dortmunder Polizei seine Anrufe sofort ernst genommen hat, lobt Rutkowski ausdrücklich, das habe ihm in dieser bedrohlichen Situation sehr geholfen. Auch beim zweiten Besuch von Mounib A. waren die Beamten sofort zur Stelle. Und auch die Berliner Polizei hat mittlerweile reagiert, Mounib A. einen Besuch abgestattet und ihn mittels einer Gefährderansprache gebeten, solche Besuche zu unterlassen.

Wiedersehen vor Gericht?

Robert Rutkowski hat jetzt Anzeige gegen den Berliner erstattet. Unter anderem wegen Bedrohung, Beleidigung, Stalking und Doxing, also dem Versuch der öffentlichen Bloßstellung und dem Veröffentlichen von Videos seines Wohnortes im Internet. Das sei genau richtig, sagt der Dortmunder Rechtsanwalt Cornelius Birr.

Spätestens beim zweiten "Hausbesuch" hätte dem Berliner klar gewesen sein müssen, dass sich Rutkowski dadurch bedroht gefühlt habe. Das Dortmunder Amtsgericht reagiert schnell. In der vergangenen Woche hatte es alle Beteiligten zur Anhörung eingeladen. Robert Rutkowski war dort und hat ausgesagt. Mounib A. ist trotz Ladung nicht zum Termin erschienen. In der kommenden Woche will die Richterin das Ergebnis der Anhörung mitteilen.

Über dieses Thema berichten wir heute auch in der Lokalzeit aus Dortmund im WDR-Fernsehen und auf WDR2.