Umstrittene Burschenschaft auf Jagd & Hund in Dortmund

Stand: 30.01.2024, 20:31 Uhr

In Dortmund läuft seit Dienstag die Messe "Jagd & Hund". Für Diskussionen sorgte bereits im Vorfeld ein Stand der umstrittenen Deutschen Burschenschaft.

Von David Peters und Christof Voigt

Optisch versucht sich die Deutsche Burschenschaft in die große Jagdmesse einzupassen. Am Stand hängt ein Geweih, die Sitzhocker sind aus Baumstämmen, auf einem Plakat ist ein Hirsch zu sehen. Auf dem Plakat werden aber keine Waffen oder Jagdbekleidung angepriesen. Stattdessen stehen dort nur drei Wörter: "Ehre. Freiheit. Vaterland." Der Wahlspruch der Deutschen Burschenschaft.

Auch die Bekleidung der drei Männer am Stand fällt auf. Sie tragen die üblichen Mützen und farbigen Bänder der jeweiligen Studentenverbindungen. Die Männer gehören zur Deutschen Burschenschaft - einem umstrittenen Dachverband, in dem nach eigenen Angaben 66 Burschenschaften und rund 4.500 Mitglieder organisiert sind.

Deutsche Burschenschaft diskutierte über "Arier-Nachweis"

Umstritten ist der Dachverband nicht nur, weil zeitweise über einen sogenannten "Arier-Nachweis" für neue Mitglieder diskutiert wurde. Mitglied werden sollte nur, wer auch "deutschen Blutes" sei, erklärt Anke Hoffstadt von der Hochschule Düsseldorf. Sie arbeitet am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus / Neonazismus (kurz: FORENA). Die Deutsche Burschenschaft sei im politischen Spektrum "ganz weit rechts" einzuordnen.

Diese politische Richtung spiegle sich auch in den Publikationen der Deutschen Burschenschaft, den "Burschenschaftlichen Blättern", wider. Darin werden auch Reden von großen Burschenschaftstreffen abgedruckt. So zum Beispiel auch von dem AfD-Politiker Matthias Helferich.

Verschwörungserzählungen in Rede eines AfD-Politikers

In einer Rede des Bundestagsabgeordneten heißt es zum Beispiel in Bezugnahme auf den früheren Reichskanzler Otto von Bismarck: "Die heutige 'Revolution von oben' ist darauf ausgerichtet, diese geeinte Nation auszulöschen. Alle Nationen auszulöschen. Ein Weltreich zu errichten, dessen Lotsen anonym sind." Eine klar rechtsextreme Verschwörungserzählung.

Dass Helferich auch bei der Deutschen Burschenschaft auftritt, ist kein Zufall. "Wir haben in fast jeder Burschenschaft, die in der Deutschen Burschenschaft organisiert ist, personelle und strukturelle Verknüpfungspunkte zur Alternative für Deutschland", so Anke Hoffstadt. "Aber nicht nur zur AfD, auch zu anderen extrem rechten Parteien. Vor einigen Jahren war es auch die NPD und die inzwischen verbotene FAP."

Burschenschaftler würden häufig auch als Mitarbeiter zum Beispiel in Landtagsbüros der AfD arbeiten, führt Hoffstadt aus.

Messe passe zum propagierten "kulturellen Setting"

Warum sich die Deutsche Burschenschaft aber genau auf der Jagd & Hund präsentieren will, bleibt unklar. Am Stand möchte keiner mit dem WDR sprechen.

Anke Hoffstadt vermutet, dass die Deutsche Burschenschaft auf der Messe natürlich für sich werben wolle. Die Messe passe zum "kulturellen Setting", das die Deutsche Burschenschaft und andere extreme Rechte propagieren und gerne für sich vereinnahmen wollen.

Einzelne Messebesucher und auch Aussteller äußern sich aus diesem Grund negativ über den Stand der Burschenschaft. Manche wollen ihn gar nicht auf der Messe haben.

Landesjagdverband: Können alles Extreme nicht gebrauchen

Andreas Schneider ist Pressesprecher des Landesjagdverbandes NRW. Der Verband ist ideeller Träger der Jagd & Hund. "Die Jäger kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Sie ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Aber alles, was extrem ist, können wir Jäger nicht gebrauchen", erklärt Schneider. Für die Zulassung der Stände auf der Jagd & Hund sei allerdings der Veranstalter, die Westfallenhallen Dortmund, zuständig.

Die Zulassung von Ausstellern beruhe auf der Überprüfung des Teilnahmeantrags, so die Westfalenhallen. "Das gilt für die Zulassung aller Teilnehmenden, so auch von Verbänden oder Vereinen wie der Deutschen Burschenschaft. Sofern sich diese im Rahmen geltender Gesetze bewegen, ist die Messe Dortmund gemäß der gesetzlich vorgeschriebenen Gleichbehandlung verpflichtet, deren Teilnahme zuzulassen."

"Normalisierungsversuch für extrem rechte Positionen"

Dem zugrunde liege auch ein Urteil des OVG Münster, nachdem die Westfalenhallen im Jahr 2023 eine Veranstaltung eines Verschwörungstheoretikers zulassen musste. Die Westfalenhallen betonen aber die "entschiedene Ablehnung von jeglichem Verhalten oder Inhalt, der unsere demokratischen Werte gefährdet oder gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstößt."

Damit öffne die Messe die Türen für extrem rechte Positionen, meint Anke Hoffstadt von der Hochschule Düsseldorf: "Die Deutsche Burschenschaft wird auf der Jagd & Hund den Versuch unternehmen, ihre Positionen in einen normalisierten Rahmen anzubinden. Es ist Teil eines Normalisierungsversuches für extrem rechte Positionen."

Über dieses Thema haben wir am 30.01.2024 im WDR Hörfunk in der WDR2-Lokalzeit sowie im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund.