Oberhausen hat jetzt eine Klagemauer

Stand: 17.10.2022, 14:37 Uhr

Die liberale jüdische Gemeinde in Oberhausen hat eine Klagemauer fast wie in Jerusalem errichtet. Mit dem Kunstwerk will die Gemeinde über das Judentum aufklären.

In einem unscheinbaren Hinterhof mitten in Oberhausen steht sie: Die nachgebaute Klagemauer. Sie ist nicht so groß und bei weitem nicht so alt wie das Original in Israel, aber beide Mauern haben etwas gemeinsam: Sie bringen Juden und Menschen anderen Konfessionen zusammen.

Lev Schwarzmann leitet die liberale jüdische Gemeinde "Perusch" und hatte die Idee für die Mauer. Mit Stolz betrachtet er das Bauwerk, das im September fertiggestellt worden ist: "Ich fühle mich ein bisschen wie in Israel," sagt der gebürtige Moldawier.

Ein Mann steht vor eine großen hellen Mauer.

Der Nachbau ist 6 Meter hoch und 9 Meter breit.

Drei Mal war Scharzmann in Jerusalem und hat dort die heiligste Stätte des Judentums besucht. Die Klagemauer ist das letzte erhalten Stück des alten Tempels und somit ein Ort Gottes. Er ist stolz, dass in seiner Gemeinde nun auch eine Klagemauer steht.

Gebetszettel wie in Jerusalem

Wie in Israel auch können die Besucher an Gott gerichtete Gebete oder Segenswünsche auf Zettel schreiben. Die Zettel aus Oberhausen werden gesammelt und nach Israel geschickt.

Ein Foto der echten Klagemauer vor dem Nachbau in Oberhausen.

Die Klagemauer ist dem Original in Jerusalem nachempfunden.

Die Oberhausener haben sich sehr genau an das Original gehalten: Künstler Jurij Storoze hat die Mauer anhand von Fotos aus Israel detailgetreu nachgebaut. Herausgekommen ist ein Segmet der originalen Mauer in halber Größe.

Aktives Gemeindeleben

Für die 150 Gläubigen der Gemeinde ist der Nachbau der Klagemauer ein Symbol, das ihnen hilft, ihren Glauben zu leben. Schon in den ersten Wochen nach der Fertigstellung haben hier Feiern stattgefunden. Der Hinterhof wird viel genutzt: "Zu Beginn von Corona haben wir die Aktivitäten nach draußen auf den Garagenhof verlagert. Immer noch finden hier Konzerte und Feste statt," erklärt der Vorsitzende.

Aufklärung über Antisemitismus

Ein Mann zeigt in einem Museum auf ein Tablet-Computer.

Lev Schwarzmann will Wissen über das Judentum vermitteln.

In einem kleinen Museum im Gemeindezentrum werden jüdische Traditionen erklärt. Auch das Leiden unter den Nazis haben die Oberhausener hier digital aufgearbeitet. Lev Schwarzmann möchte nun Schulklassen einladen und hofft, dass die Oberhausener Klagemauer Besucher in das Gemeindezentrum lockt.