Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium: Die Schule nach dem Messerangriff

Lokalzeit Bergisches Land 28.02.2024 04:58 Min. Verfügbar bis 28.02.2026 WDR

Nach Amoktat in Wuppertal: Mitgefühl mit dem mutmaßlichen Täter

Stand: 28.02.2024, 19:44 Uhr

Im Wuppertaler Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium geht die Verarbeitung nach der Amoktat vom vergangenen Donnerstag weiter. Vorwürfe oder Anschuldigungen gegen den mutmaßlichen Täter sind dort nicht zu hören.

Von Wolfram Lumpe

Vier durch Messerstiche verletzte Schülerinnen und Schüler. Dazu drei, die an den Folgen eines Schocks leiden. Das ist die Bilanz der Amoktat, die das Gymnasium völlig aus dem Nichts traf. Der mutmaßliche Täter: ein 17-jähriger Oberstufenschüler. Wobei: Schulsprecherin Rosa Schalk möchte ihn auch weiterhin "ihren Mitschüler" nennen.

Schulleiterin des Wilhelm Dörpfeld Gymnasiums

Schulleiterin Claudia Schweizer-Motte

Schulleiterin Claudia Schweizer-Motte findet ebenfalls besorgte Worte. "Der Schüler war in dem Moment jemand, der neben sich stand, er war in einer psychischen Ausnahmesituation. Ob es eine manische Phase war, das kann ich nicht beurteilen, da bin ich nicht Fachfrau."

"Weinend im Arm eines Kollegen"

Genau das aber war nach der Tat zu hören, aus der Schule und aus Ermittlerkreisen. Eine manische Phase innerhalb einer psychischen Erkrankung sei der Auslöser der Tat gewesen. Das aufzuklären ist jetzt Teil der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Die Schulleiterin sagt, sie sei unmittelbar nach der Messer-Attacke am Tatort gewesen. "Ich hatte von Anfang an Mitleid mit dem Schüler, den ich weinend im Arm eines Kollegen fand. Er wirkte zutiefst verunsichert."

Ausdruck von Problemen oder versuchter Mord?

Schulsprecherin des Wilhelm Dörpfeld Gymnasiums

Schülersprecherin Rosa Schalk

Schülersprecherin Rosa Schalk war auf dem Weg in den Raum, in dem gerade die Tat stattgefunden hatte. Sie habe eine Klausur nachschreiben müssen. Sie sei geschockt gewesen, aus Sorge um ihre Mitschüler, aber auch weil sie "der Person das nicht zugetraut hatte". Seine Probleme seien in dem Moment der Tat zum Ausdruck gekommen, vermutet sie.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 17-Jährigen unter anderem versuchten Mord vor. Er sitzt in Untersuchungshaft. Eine psychiatrische Begutachtung lehnt er ab.

Mobbing kein Motiv

Nach der Tat halten sich auch Gerüchte hartnäckig, der Oberstufenschüler sei im Vorfeld der Tat gemobbt worden. "Das stimmt definitiv nicht", erzählt Schulleiterin Claudia Schweizer-Motte. Er sei ein "toller Schüler" gewesen. "Leistungsstark, sehr nett und eher ein Nerd, wenn man denn ein Klischee bedienen will." Einen Freundeskreis habe er gehabt und er habe stabil gewirkt.

Psychologische Betreuung

Die Opfer der Messer-Attacke konnten schon am nächsten Tag wieder in die Schule gehen, so die Schulleiterin. Viele Psychologen seien in das Gymnasium gekommen, um Schüler und Lehrer zu betreuen. Ob dabei Tränen geflossen seien? "Ja", sagt Claudia Schweizer-Motte, "mein Taschentuch-Vorrat war aufgebraucht."

Mehr als 20 Zeugen sind nach Aussage der Staatsanwaltschaft bisher vernommen worden, die Ermittlungen dauern weiter an.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Schulleitung Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium
  • Schülersprecherin Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium
  • Staatsanwaltschaft Wuppertal

Amoktat in Wuppertal: Wie erholt sich die Schule?

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