Neue Wohnungsbetrugsmasche

Aktuelle Stunde 01.12.2023 UT Verfügbar bis 01.12.2025 WDR Von Oliver Köhler

Kölner Wohnungssuchende in über 70 Fällen um viel Geld betrogen

Stand: 01.12.2023, 17:03 Uhr

Eine offenbar bundesweit organisierte Bande betrügt Wohnungssuchende um hohe Geldbeträge. Sie mieten möblierte Wohnungen an und bieten diese dann ohne Wissen der Eigentümer im Internet zur Vermietung an. Allein bei der Kölner Polizei haben sich mehr als 70 Opfer des Betrugs gemeldet.

Von Oliver Köhler

Am Morgen stand wieder ein Opfer der Betrugsmasche vor einer verschlossenen Haustür in Köln. Der angebliche Vermieter war nicht zur vereinbarten Schlüsselübergabe gekommen. "Ich hatte in den vergangenen Tagen schon ein schlechtes Gefühl und den Verdacht, dass etwas nicht stimmt", berichtet er dem WDR. Aber er hatte bereits mehr als 4.000 Euro für Kaution, Abstand für Möbel und eine Monatsmiete überwiesen. Er möchte nicht, dass sein Name veröffentlicht wird.

Er ist eines von mutmaßlich Hunderten Betrogenen. In den vergangenen Wochen hatten die Täter allein in Köln mit drei Wohnungen potenzielle Opfer angelockt.

Keine Aussicht, Geld zurückzubekommen

"Es gibt so gut wie keine Aussichten, dass die Geschädigten ihr Geld zurückbekommen", sagt Tim Holtkamp, der Leiter des zuständigen Betrugsdezernats bei der Kölner Polizei. "Die Täter haben das sehr geschickt aufgezogen. Sie geben sich im Internet als Hausverwaltung oder Immobilienverwaltung aus, haben gut gemachte Homepages, halten telefonisch Kontakt zu den Wohnungsinteressenten. Das wirkt alles sehr echt."

Auch Jan ist eines der Opfer der Betrügerbande

Er hatte mit seiner Freundin auf einem Immobilienportal eine Wohnung mit 63 Quadratmetern in guter Lage in Köln gefunden für etwa 800 Euro kalt. Das schien ein Glücksfall zu sein.

"Die Hausverwaltung wirkte sehr professionell", sagt Jan. "Die haben eine gut gemachte Homepage mit Impressum. Im Internet gibt es gute Bewertungen für die Verwaltung."

Kontaktlose Wohnungsbesichtigung

Die Hausverwaltung warb damit, dass sie hauptsächlich digital arbeitet. So machten sich Jan und seine Freundin zunächst auch keine Gedanken, als es hieß, die Wohnungsbesichtigung werde kontaktlos ablaufen. Sie sollten sich das Objekt ohne Begleitung eines Verwalters ansehen. Der Schlüssel sei in einem Schlüsselsafe in der Nähe der Wohnung deponiert.

Schlüsselsafe am Zaun eines Spielplatzes

"Es kam uns ein wenig merkwürdig vor, dass sich der Schlüsselsafe nicht direkt an dem Haus befand, sondern am Zaun eines Spielplatzes etwa 100 Meter entfernt", sagt Jan. Der Schlüsselsafe ist das wichtigste Erkennungszeichen für die Betrugsmasche, sagt auch der Leiter des zuständigen Betrugskommissariats, Tim Holtkamp.

Geldforderungen ohne Leistung

"Das ist uns so noch nicht untergekommen", berichtet er. "Typisch ist bei allen Wohnungsbetrügereien, dass die Täter persönliche Kontakte zu den Opfern vermeiden", sagt der Kriminalbeamte. "Spätestens wenn bei Geschäften über das Internet Geld verlangt wird, ohne dass vorher eine Leistung erbracht wurde, sollten alle roten Lampen angehen. Dann kann ein Betrug dahinterstecken."

Bedenken ignoriert

Jan und seine Freundin wischten letztlich ihre Bedenken beiseite. Nach der Besichtigung bekamen die beiden einen Mietvertrag zugeschickt. Sie unterzeichneten und sollten dann innerhalb von zehn Tagen die Kaution, die erste Miete und Abschlag für Möbel überweisen, insgesamt 5.000 Euro. Seitdem haben sie von der angeblichen Hausverwaltung nichts mehr gehört. Sie erstatteten Anzeige.

Hauseigentümer mit Fälschungen getäuscht

Zettel mit Warnung vor Betrugsversuch

Vermieter warnt vor Betrugsversuch

Der echte Hauseigentümer hatte von den Betrügereien mit seiner Wohnung lange Zeit nichts gewusst. Er hatte die möblierte Wohnung an einen Mann vermietet, der sich als Bauleiter ausgab. "Er sagte mir, er käme aus Dresden und müsse ein Projekt in Köln betreuen. Er bräuchte für 18 Monate eine möblierte Wohnung in Köln", berichtet der Eigentümer dem WDR.

Gefälschte Referenzen

Der angebliche Bauleiter brachte einen Gehaltsnachweis eines Unternehmens in Ostdeutschland mit, Referenzen seiner Vermieter in Dresden und einen tschechischen Personalausweis. "Alles gut gemachte Fälschungen", sagt der Hauseigentümer heute.

Homepage der Betrüger abgeschaltet

So kam die Betrüger-Organisation an den Schlüssel der Kölner Wohnung und fing sofort an, das Objekt im Internet zur Miete anzubieten. Die Homepage der angeblichen Hausverwaltung ist inzwischen abgeschaltet. Recherchen des WDR haben ergeben: Die Täter bauen gezielt Firmen im Internet auf. Wenn die Betrügereien auffliegen, werden die Homepages gelöscht und es entstehen neue Firmen.

Quellen:

  • Kölner Polizei
  • Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.12.23 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Köln.