Infoveranstaltung: Windkraft in Bad Godesberg
Lokalzeit aus Bonn. 11.01.2024. 03:15 Min.. Verfügbar bis 11.01.2026. WDR. Von Christian von Stülpnagel.
Windkraftanlagen in Bonn könnten Radar-Forschung behindern
Stand: 11.01.2024, 17:31 Uhr
Auf dem Gebiet der Stadt Bonn gibt es bisher keine Windräder. Das wollen die Stadtwerke jetzt ändern - allerdings gibt es Protest von Bürgern. Und aus der Wissenschaft.
Von Christian von Stülpnagel
Für die Anwohner ist es ihr tägliches Rückzugsgebiet, um mal rauszukommen, abzuschalten und Kraft zu tanken. Wenn im Wald auf dem Heiderhof oberhalb von Bad Godesberg bald Windräder stehen, könnte das aber nicht mehr möglich sein. Diese Angst hat zumindest Ruprecht Marks: „Wir fürchten, dass durch den Bau und den anschließenden Betrieb der Anlagen dieser Wald komplett zerstört wird.“
Deshalb hat Marks eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, um die Windkraftanlagen auf dem Heiderhof zu verhindern.
250 Meter hohe Windkraftanlagen - Strom für 13.000 Haushalte
Im Wald auf dem Heiderhof könnten sich bald Windkrafträder drehen.
Zwei bis drei Windkraftanlangen möchten die Stadtwerke im Wald auf den Heiderhof aufstellen. Es ist der einzige Standort, wo laut Windenergieplan Windräder auf Bonner Stadtgebiet aufgestellt werden können, und wo gleichzeitig die Eigentümer der Flächen einverstanden sind. Die Stadtwerke wollen sich die Chance nicht entgehen lassen und Strom für rund 13.000 Haushalte lokal und grün produzieren. „Wenn wir es nicht tun, kommt jemand anderes und nutzt die Flächen“, so Olaf Hermes, Geschäftsführer der Stadtwerke Bonn.
Für Richard Breuer von der Bürgerinitiative Heiderhof ist das aber kein Grund, einige Hektar Wald zu roden: „Es gibt hier Eichen und Buchen, die 30, 40 Jahre alt sind, die in einem gesunden Zustand sind und unseres Erachtens auch erhaltenswert. Den Anlagen würde ein gesunder Baumbestand dem zum Opfer fallen.“
Und die Windkraftgegner bekommen Unterstützung von einem berühmten Nachbarn: Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radarforschung (FHR) betreibt in Wachtberg ein hochsensibles Radar, nach eigenen Angaben das einzige dieser Art in Europa. Die Wissenschaftler beobachten Satelliten und Weltraumschrott. Die hohen Windräder stünden da schlicht im Weg.
Kleinere Anlagen wären unwirtschaftlich
„Wir nehmen Satelliten auf, sobald sie am Horizont erscheinen“, erklärt Jens Fiege vom FHR: „Und wenn da Windenergieanlagen sind, sind die im Blick und die stören das Signal.“ Seit 50 Jahren steht das Radar in Wachtberg, die Daten nutzt unter anderem die Bundeswehr. Für die Windkraftanlagen sieht das FHR nur eine Lösung: „Die müssen kleiner sein. Das die halt nicht in unseren Sichtbereich reinragen. Grob müssten die 50 Meter niedriger sein“, so Jens Fiege.
Für die Stadtwerke Bonn kommt das aber nicht in Frage: „Das ist uns leider nicht möglich, weil dann die Wirtschaftlichkeit des Projekts nicht mehr gegeben ist und wir sie dann am Ende nicht bauen können“, erklärt Marius Steinhäuser, bei den SWB Projektleiter für die Windkraft.
Am Ende entscheiden Gutachten
An den Plänen für die Anlagen halten die Stadtwerke fest, bieten eine zweitweise Abschaltung der Windräder für die Messungen an. Laut FHR stehen die Anlagen aber auch so im Weg, ein Kompromiss scheint derzeit ausgeschlossen.
„Wenn es ein übergeordnetes Interesse für das Fraunhofer-institut gibt, das ist das natürlich zu berücksichtigen“, so Olaf Hermes von den Stadtwerken im WDR: „Aber bis dahin geht es seinen Gang und die Belange des Radoms werden natürlich Berücksichtigung finden. Bis dahin halten wir uns an derzeitiges Recht.“
Am Ende entscheidet die Stadt Bonn, die die Räder genehmigen muss. Das wird frühestens 2026 der Fall sein, 2027 könnten die Anlagen in Betrieb gehen – wenn sie denn überhaupt gebaut werden.