Noch längere Wartezeiten bei Einbürgerungen in Köln

Stand: 20.08.2024, 20:22 Uhr

Schon jetzt gebe es so viele Terminanfragen, dass damit das Jahr 2025 komplett gefüllt werden könne, so eine Sprecherin der Stadt.

Von Anastasiya Polubotko

Der Andrang auf einen deutschen Pass ist so groß wie noch nie. Das liegt vor allem am neuen Einbürgerungsgesetz, nach dem man schon nach fünf statt nach acht Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen kann. Die Stadt Köln geht zur Zeit von ungefähr 10.000 Interessierten pro Jahr aus. Zum Vergleich: 2023 konnten hier 3.800 Menschen eingebürgert werden. Dabei steigt die Zahl in den letzten Jahren kontinuierlich.

Die neue Einbürgerungs-Reform

Statt nach acht Jahren ist eine Einbürgerung schon nach fünf Jahren möglich, in Ausnahmefällen sogar schon nach drei Jahren. Und: Wer sich einbürgern lassen möchte, muss nicht mehr seine bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben. In Deutschland geborenen Kinder erhalten einfacher die deutsche Staatsbürgerschaft und dürfen unter bestimmten Voraussetzungen die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern ebenfalls behalten. Außerdem entfällt der Einbürgerungstest - der Nachweis mündlicher Sprachkenntnisse reicht aus.

Damit fallen einige existenzielle Hürden für Menschen mit einem ausländischen Pass weg und das ist in Köln deutlich zu spüren: Eine Sprecherin der Stadt spricht von einem "hohen vierstelligen Bereich" an Interessensbekundungen, Anfragen oder Mails mit Unterlagen für Einbürgerungsanträge.

Großer Andrang auf Einbürgerungs-Termine WDR Studios NRW 19.08.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 19.08.2026 WDR Online

Zu kurze Vorlaufzeit

Bis zur Einführung des neuen Einbürgerungsgesetzes seien nur drei Monate vergangen. Da war es schwierig, die passenden Bedingungen zu schaffen - zumal die Behörden sich schon vorher überlastet gefühlt hatten, so die Leiterin des Kölner Ausländeramtes.

"Die Kommunen hätten sich mehr Zeit nach der Ankündigung des Gesetzes gewünscht." Christina Boeck, Leiterin des Kölner Ausländeramtes

"Mit der Umsetzung von jetzt auf gleich fühlen wir Kommunen uns schon alleingelassen", so Boeck.

Stadt stockt Personal auf

Bis Ende des Jahres sind schon alle Termine vergeben und theoretisch könne sich durch die offenen Anfragen schon das Jahr 2025 komplett füllen lassen. Für die wartenden Personen bedeutet das meist monatelanges hingehalten werden und damit verbunden viele Ängste.

Um den Ansturm bei den Behörden bewältigen zu können, möchte die Stadt die Anzahl der Stellen verdreifachen – es wären dann 90 Mitarbeitende. Dieser Prozess ist noch im Gange und es ist nicht gesichert, ob das gelingt. Außerdem, heißt es von der Stadt Köln, wird daran gearbeitet, Prozesse zu digitalisieren. So wolle man 2025 einen Online-Einbürgerungsantrag einführen.

Auf die Frage, ab wann das Ausländeramt wieder Termine vergibt, war die Antwort der Stadt Köln: Ab September werden neue Termine für das Jahr 2025 vergeben.

Unsere Quellen:

  • dpa
  • Stadt Köln
  • Bundesministerium des Innern und für Heimat

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