Bewährungsstrafen im Prozess um Bonner Silvester-Krawalle
Stand: 28.02.2024, 19:30 Uhr
Im Prozess um die Bonner Silvester-Krawalle wurden fünf Angeklagte zu Bewährungsstrafen zwischen sechs Monaten und knapp zwei Jahren verurteilt. Unter anderem wegen besonders schweren Land-Friedensbruchs und Angriffe auf Polizisten.
Sie und die noch zwei weiteren Angeklagten müssen außerdem an sozialen Trainingskursen teilnehmen und Geldstrafen zahlen. Die Angeklagten hatten zugegeben, in der Silvesternacht von 2022 auf 2023 im Bonner Stadtteil Medinghoven Polizisten in eine Falle gelockt und dann gezielt mit Feuerwerkskörpern beschossen zu haben.
Die Videos, die kurz nach den Krawallen im Internet veröffentlicht wurden, sorgten bundesweit für Aufsehen. Brennende Barrikaden in Bonn-Medinghoven, maskierte, dunkel gekleidete Männer, die Raketen auf Polizisten und Streifenwagen abfeuern, sowie Steine werfen.
Der Plan: Einen Polizeieinsatz provozieren
Ermittlungen der Polizei, vor allem durch die Auswertung der Smartphones von Beschuldigten, sowie die teils umfangreichen Geständnisse der sieben Angeklagten legten offen: Dieser Straßenkampf war gezielt provoziert worden. In sozialen Netzwerken und einer WhatsApp-Gruppe hatten sich insgesamt neun Jugendliche dazu verabredet, einen Polizeieinsatz herbeizuführen. Mit dem Ziel, die dort eingesetzten Beamten anzugreifen.
Netflix-Produktion diente Angeklagten als Vorbild
Die Szenen aus der Bonner Silvesternacht erinnern an die Netflix-Produktion »Athena«. Darin werden die sozialen Konflikte eines fiktiven französischen Vorortes abgebildet. Dort greifen Bewohner Polizisten an, die Gewalt eskaliert. Der Film diente den Jugendlichen aus Bonn als Vorbild.
Beamte blieben nur wegen guter Schutzkleidung unverletzt
Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei in Bonn Medinhoven
Die in Bonn-Medinghoven eingesetzten Polizisten, darunter Beamte einer Einsatzhundertschaft, hatten großes Glück: Sie überstanden die Angriffe unverletzt. „Aber das nur, weil sie gute Schutzkleidung trugen“, stellte Volker Kunkel, Vorsitzender der Jugendstrafkammer klar.
Vorsitzender Richter: „Es ging um Lust an der Randale.“
„Der Angriff war eine fundamentale Missachtung staatlicher Organe und der Werte unserer Gesellschaft“, stellte Richter Volker Kunkel klar. „Der Anlass dafür absolut nichtig: Es ging darum Frust rauszulassen und an Lust an der Randale. Und darum, mediale Aufmerksamkeit zu bekommen.“
Demnächst müssen sich fünf weitere Tatverdächtige aus der Silvesternacht vor dem Bonner Landgericht verantworten. Denn auch im größten Verhandlungssaal des Bonner Landgericht hätten bei 12 Angeklagten nicht alle Prozessbeteiligten Platz gefunden.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Landgericht Bonn
Über dieses Thema berichtet der WDR in der Lokalzeit aus Bonn am 28.02.2024 um 19.30 Uhr.