Shitstorm gegen Bürgermeister von Schermbeck Lokalzeit aus Duisburg 05.02.2024 02:41 Min. Verfügbar bis 06.02.2026 WDR Von Jessika Westen

Shitstorm gegen Bürgermeister von Schermbeck

Stand: 05.02.2024, 20:13 Uhr

Bürgermeister Mike Rexforth (CDU) sieht sich massiven Anfeindungen ausgesetzt, vor allem online. Der Grund ist eine Urlaubsreise, für die seine Kinder drei Wochen von der Schule beurlaubt wurden.

Mike Rexforth ist sich keiner Schuld bewusst, sagt er. Der Schermbecker Bürgermeister hatte bereits im September 2021 beantragt, dass seine Kinder nach den Weihnachtsferien drei weitere Wochen von der Schule beurlaubt werden. Die Familie hatte den fünfwöchigen Sri Lanka Urlaub von langer Hand geplant. Der damalige kommissarische Schulleiter der Grundschule und die damalige Schulrätin hatten die temporäre Befreiung von der Schulpflicht damals weit im Voraus genehmigt.

Erfolgte Beurlaubung der Kinder hätte nicht erteilt werden dürfen

Gebäude der Gemeinschaftsgrundschule Schermbeck | Bildquelle: Jessika Westen

Heute ist klar. Das war nicht rechtens. Die Bezirksregierung Düsseldorf teilte dem WDR auf Anfrage mit, dass sie den Sachverhalt geprüft habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Schule die Beurlaubung nicht hätte genehmigen dürfen. Die Schulleitung könne Schülerinnen und Schüler durchaus aus "wichtigem Grund" beurlauben, verweist jedoch auf eine Liste im Landesschulgesetz, welche Gründe das sein können. Darunter fallen beispielsweise Hochzeiten, Todesfälle oder auch Weiterbildungen - nicht aber Urlaubsreisen.

Im Netz hagelt es Kritik

Bei vielen Schermbeckern sorgt das nun für Unverständnis. "Es ist ein Zeichen unserer Zeit. Eine abgehobene Politik-Elite macht, was sie will. Regeln gelten für den Popanz", schreibt ein User bei Facebook oder auch: "Aus Spaß würde ich ja auch so einen Antrag stellen. Eine bodenlose Unverschämtheit von diesem Kerl."

Opposition spricht von Ungleichbehandlung

Doch warum wurde die Beurlaubung überhaupt genehmigt? Diese Frage bestimmt nun auch die politische Debatte. "Unsere Kritik besteht darin, dass wir sagen, er hat etwas erhalten, was andere nicht erhalten. Wenn Sie mal Eltern fragen: Die werden Ihnen bestätigen, dass bei einem Versuch, vor oder nach den Ferien eine Beurlaubung zu erhalten um ein, zwei oder drei Tage früher zu starten oder länger zu bleiben, weil da vielleicht auch die Preise günstiger sind, das grundsätzlich abgelehnt wird", sagt Ulrike Trick, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Warum die Familie Rexforth die Genehmigung erhalten hat, lässt sich nicht abschließend klären. In der Grundschule selbst war niemand zu erreichen. Der damals zuständige Schulleiter ist nicht mehr an der Schule. Die Bezirksregierung stellt aber klar: Die Familie konnte sich auf die Entscheidung verlassen, der Fehler liege bei der damaligen Schulleitung.

Rexforth sieht politische Instrumentalisierung

Das hilft Mike Rexforth allerdings wenig. Er sieht nicht nur sich, sondern auch seine Familie massiven Anfeindungen ausgesetzt und ist der Meinung, dass die Opposition das Thema politisch instrumentalisiert. Die Unterstellung der Vorteilsnahme finde er "schäbig", schließlich lägen die Entscheider außerhalb seines politischen Einflussbereichs. Das sei also gar nicht möglich.

"Gerade in der aktuellen Zeit führt das dazu, dass die Menschen aufgebracht werden und Vertrauen in die Politik verlieren. Das ist das Schlimmste, was uns gerade passieren kann", sagt Rexforth. Er wünsche sich, dass wieder mehr miteinander und weniger übereinander geredet werde.

Unsere Quellen:

  • Bürgermeister Mike Rexforth
  • Bezirksregierung Düsseldorf
  • Ulrike Trick, stv. Fraktionsvorsitzende der Grünen, Schermbeck

Über dieses Thema haben wir in der WDR Lokalzeit aus Duisburg am 05.02.2024 berichtet