Wuppertaler Drogendealer: Wieso war er trotz Haftstrafe auf freiem Fuß?
Lokalzeit Bergisches Land. 07.08.2024. 02:53 Min.. Verfügbar bis 07.08.2026. WDR.
Festgenommener Drogendealer war im Dauerurlaub
Stand: 07.08.2024, 15:52 Uhr
Ein verurteilter Drogendealer konnte im Dauerurlaub offenbar ungehindert seinen Geschäften nachgehen.
Der sogenannte "König vom Berliner Platz" konnte sich in Wuppertal ungehindert wieder als Drogendealer betätigen. Jetzt streiten Staatsanwaltschaft und LVR-Klinik Bedburg-Hau darüber, wer den Fehler gemacht hat. Davor hatte ihn die verantwortliche Forensik im Rahmen seiner Therapie einen Dauerurlaub genehmigt. Zuvor hatte der 41-Jährige mehrere Haftlockerungen bekomme, und sich dabei unauffällig verhalten. Dementsprechend argumentiert der LVR.
Im konkreten Fall sei es leider zu einem "bedauernswerten Missbrauch der Lockerungen durch den Patienten gekommen", so der LVR. Sein Mandant sei zurecht beurlaubt worden, sagt der Anwalt des verurteilten Drogendealers. Die Lockerungen seien im Rahmen des Maßregelvollzugs erfolgt, in Übereinstimmung und nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft.
Das sei so nicht richtig, heißt es von der Staatsanwaltschaft Wuppertal. Die Klinik sei lediglich einmal auf sie zugekommen mit der Frage, ob es generelle Einwände gegen generelle Lockerungen gebe. Die Staatsanwaltschaft habe dem damals zugestimmt.
Mit Vollgas vor die Laterne
Der Wuppertaler Drogendealer war am Montagabend bei einer Routine-Verkehrskontrolle aufgefallen. Als Beamte ihn anhalten wollten, gab er plötzlich Vollgas. Sie verfolgten ihn und der Mann landete mit seinem Pkw an einer Laterne. Zunächst ist er laut Polizei ausgestiegen, dann zu Fuß geflohen, dabei hatte er Geld und Drogen weggeworfen. Dann kam es zu einem Kampf der Polizei. Um ihn zu überwältigen, brauchte es fünf Polizisten und einen Elektroschocker.
Drogen und Bargeld
In dieser Tasche im Kofferraum fanden die Beamten mehr als ein Kilo Drogen.
Um die weggeworfenen Sachen zu finden, orderte die Polizei sogar Drogenhunde aus Aachen. Im Gebüsch und auch im Pkw fanden die Beamten schließlich mehr als ein Kilo Drogen sowie Bargeld in fünfstelliger Höhe. Als sie die Personalien des Mannes aufnahmen, staunten sie nicht schlecht - der Mann ist in Wuppertal wohl eine Art kriminelle Berühmtheit und hätte eigentlich in Haft sein sollen.
"König vom Berliner Platz"
Der 41-Jährige ist durch zahlreiche Straftaten als verurteilter Drogendealer bekannt geworden. In Wuppertal wird er auch der "König vom Berliner Platz" genannt, als Anspielung auf seinen Heimatbezirk und einen der Hauptumschlagplätze für Drogen. Im Juni 2021 war er verurteilt worden.
"Er hat seinerzeit eine Freiheitsstrafe von neun Jahren erhalten und die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt wurde angeordnet", erklärte Wolf-Tilman Baumert von der Staatsanwaltschaft Wuppertal. "Nachdem jetzt zweieinhalb Jahre von der Haftstrafe vollstreckt worden sind, ist er in die LVR-Klinik Bedburg Hau gekommen und hat da erstaunlicherweise einen Dauerurlaub bekommen. Und im Zuge dieses Urlaubs die neue Straftat begehen können."
Wie es zu den offenbar lockeren Haftbedingungen mit Freigang oder "Dauerurlaub", wie die Staatsanwaltschaft es nennt, in der forensischen Klinik Bedburg Hau kommen konnte, werde jetzt untersucht.
Den Mann erwartet laut Staatsanwaltschaft jetzt wohl eine weitere hohe Haftstrafe.
Unsere Quellen:
- LVR-Dezernat Klinikverbund und heilpädagogische Hilfen
- Polizei Wuppertal
- Staatsanwaltschaft Wuppertal
- Harald Benninghoven, Verteidiger