Igel in einer Plastikkiste

Tierschutzpreis NRW geht ins Haus der Igel nach Krefeld

Stand: 11.11.2024, 14:20 Uhr

Das Team der Igel-Helfer darf sich über 10.000 Euro Preisgeld freuen. Das wird bitter benötigt, denn der Verein braucht Spenden.

Von Johannes HoppeJohannes Hoppe

Katharina Kiefer nimmt ein Küchentuch, faltet es zu einem Dreieck, nimmt den kleinen Fridolin in die Hand und die mit Milch aufgezogene Spritze und los geht's. Der kleine Igel ist gerade mal fünf Wochen alt und sehr hungrig vor dem Schlafengehen. So wie er sind hier aktuell 40 Jungigel, insgesamt leben 80 im Haus der Igel an der Kreuzstraße in Krefeld-Hüls. Katharina Kiefer arbeitet hier seit Mai 2024.

Das ist 'ne verantwortungsvolle Aufgabe, weil die sind empfidlicher wie Menschenbabies. Ich bin jetzt quasi die Ersatzmama und auch gerne. Katharina Kiefer, Igelpflegerin bei Haus der Igel
Frau mit Igel in der Hand

Katharina Kiefer gefällt der Job als Igel-Ersatzmama.

Die Rentnerin ist über Facebook auf den Job aufmerksam geworden. Sie hilft hier dreimal in der Woche für jeweils mehrere Stunden. Zusammengezählt sind es zehn Ehrenamtliche, die wöchentlich im Wechsel hier arbeiten, denn es gibt viel zu tun.

Ein Igel bekommt Milch

Fridolin ist hungrig und bekommt seine Milch.

Immer mehr Menschen bringen ihre Igel in das "Casa dei Riccio - Haus der Igel", sagt Vereinsgründerin Brigitte Thevessen. Bis zu 50 Mal täglich klingele das Telefon, teilweise riefen sogar Menschen aus Frankfurt oder anderen Städten an, um nach Rat zu fragen.

Manchmal komm ich mir vor, wie an der Bushaltestelle. Sie sehen ja, wie klein das hier ist. Da stehen die wirklich bis draußen, warten brav mit ihren Käfigen voller Igel und hoffen, dass ihnen geholfen wird. Brigitte Thevessen, Gründerin Haus der Igel
Frau mit grauem Pulli

Brigitte Thevessen gibt alles für ihre kleinen Igel.

Brigitte Thevessen hat früher das Tierheim in Krefeld geleitet. Weil das Tierheim all die Igel nicht mehr stemmen konnte, hat sie vor drei Jahren den Verein zur Igelrettung gegründet. Mit Igeln beschäftigt sie sich aber schon seit gut zehn Jahren. Die Aufgabe mit den Tieren würde immer anspruchsvoller und schwieriger, findet sie.

Igel auf der Roten Liste

Igel gelten schon lange als gefährdet. Seit Oktober 2024 stehen sie als bedrohte Tierart auf der Roten Liste. Lebensräume werden kleiner, Mähroboter bedrohen die Tiere und immer mehr Futter verschwindet, weil Insekten aussterben. Deshalb müssen Brigitte Thevessen und ihre ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer jedes Jahr mehr verletzten, verhungerten oder von Parasiten befallenen Igeln das Leben retten.

Ein Igel

Klein und neugierig beschnuppert Igel Fridolin das Handy des Reporters.

Im ersten Jahr waren es mehr als 300 Tiere, im Jahr danach weit mehr als 600. In diesem Jahr sind es schon fast 1.000, denn die Population steigt kurioserweise zuletzt an, sagt Thevessen. Igel Fridolin beispielsweise ist kerngesung. Aber er ist zur falschen Jahreszeit geboren worden, um mit seinen fünf Wochen und gut 100 Gramm Gewicht alleine zu überleben.

"Der Igel merkt, dass er ausstirbt. Normalerweise schmeißen die einmal im Jahr. Die letzten Jahre davor schon zweimal. Und dieses Jahr ganz dolle - ab Mai schmeißen sie Babys ohne Ende. Das hat es noch nie gegeben", sagt Brigitte Thevessen.

Wie ein kleines Krankenhaus

Plastikkisten vor einer grauen Wand

Hier leben die kleinen Igel in ihren Kisten, mit Papierstreifen zum Verstecken und einem kleinen Futternapf.

Das Haus der Igel an der Kreuzstraße, mitten im Stadtteil Hüls wirkt wie eine Intensivstation eines Krankenhauses. Teilweise werden die Tiere über Schläuche mit Sauerstoff versorgt.

So langsam kommen Thevessen und die Ehrenamtlichen an ihre Grenzen. 80 Igel darf das Haus aufnehmen. Das Veterinäramt kontrolliert regelmäßig. Finanzielle Hilfe bekommt der Verein aber nicht. Da ist Brigitte Thevessen auf Spenden angewiesen.

Normalerweise wären die Stadt Krefeld oder das Land NRW für die Igel zuständig, sagt sie. Bis zu 5.000 Euro kostet der laufende Betrieb. Umso wichtiger sei der Tierschutzpreis für das Haus der Igel. Die 10.000 Euro Preisgeld helfen enorm. Thevessen freut sich zum einen für die Helfenden, aber viel wichtiger sei noch, dass der Igel endlich die Aufmerksamkeit bekomme, die er brauche.

Der zweite Platz und rund 8.000 Euro gingen an "Tierschutzverein Velbert-Heiligenhaus" aus dem Kreis Mettmann, den dritten teilten sich zwei Familien aus Herford, der Verein "Meerlierettung" aus Sundern und der Verein "Notmeerschweinchen Ruhrgebiet."

Der WDR berichtet über das Thema im Fernsehen in der Lokalzeit Düsseldorf.

Unsere Quellen:

  • Haus der Igel Krefeld e.V.
  • NRW-Landwirtschaftsministerium
  • Reporter vor Ort

NRW-Tierschutzpreis 2024

WDR 5 Westblick - aktuell 11.11.2024 03:53 Min. Verfügbar bis 11.11.2025 WDR 5


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