Tausende Anfragen: 16 Monate warten auf Termin bei Kölner Ausländeramt
Lokalzeit aus Köln. 21.10.2024. 03:11 Min.. Verfügbar bis 21.10.2026. WDR. Von Oliver Köhler.
Tausende Anfragen: 16 Monate warten auf Termin bei Kölner Ausländeramt
Stand: 21.10.2024, 06:00 Uhr
Menschen, die in Köln die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen wollen, müssen weit über ein Jahr auf einen Termin warten.
Von Oliver Köhler
Die Stadt Köln sitzt nach eigenen Angaben auf einem Berg von 8.000 unbearbeiteten Anmeldungen für Termine bei der Einbürgerungsstelle. Und das, obwohl sie bereits im Sommer wegen Überlastung die Beantragung der Einbürgerung drei Monate lang komplett gestoppt hatte.
In diesem Zeitraum sollte das Ausländeramt den damaligen Berg von zirka 6.000 bis 8.000 Terminanfragen abarbeiten.
Erneuter Rückstau nach Notbremse im Sommer
In diesem Gebäude wartet die absolute Überlastung: das Ausländeramt der Stadt Köln.
Seit September vergibt die Stadt wieder Termine, bei denen ausländische Kölner ihren Antrag auf Einbürgerung stellen können. Und nun liegen schon wieder 8.000 unbeantwortete Anfragen auf den Tischen der Zuständigen.
Dabei können die Mitarbeiter der Stadt pro Monat eigentlich nur 500 der begehrten Termine anbieten - die Wartezeit beträgt also aktuell rein rechnerisch 16 Monate. Nur wenn die Stadt Köln schnell zusätzliches Personal einsetzt, könnte sich das Warten auf einen Termin verkürzen.
Keine Antwort auf Mails, keine Auskunft am Telefon
Sie warten und warten: Jhojen Carbonell (l) und Ehemann Alexander Moog
Jhojen Carbonell, der auf den Philippinen geboren wurde und seit vier Jahren im Kölner Stadtteil Sülz wohnt, hatte schon im Dezember schriftlich um einen Termin für einen Einbürgerungsantrag gebeten: "Ich habe mehrmals nachgefragt, wann ich endlich den Einbürgerungsantrag stellen kann. Eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen", berichtet Carbonell dem WDR. Auf Mails antwortete die Stadt jetzt gar nicht mehr, erzählt er weiter.
Jhojen ist mit einem Deutschen verheiratet, hat einen festen Job in Köln und spricht Deutsch. Er erfüllt alle Voraussetzungen für eine Einbürgerung. Er möchte auch in Deutschland wählen können und ohne viel Papierkram reisen. Doch wann die Stadt ihn endlich einen Antrag auf Einbürgerung stellen lässt, weiß er bis heute nicht.
Theoretisch geht es leichter, aber praktisch nicht schneller
Die Stadt Köln registriert eine starke Zunahme von Menschen, die sich einbürgern lassen wollen. Das liegt an einem neuen Gesetz, das Einbürgerungen leichter macht. Seit Ende Juni haben damit mehr Menschen die Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen.
Um diesen Andrang bewältigen zu können, will die Stadt Köln mehr Personal einsetzen. Zusätzlich zu den vorhandenen 25 Sachbearbeitern, wurden knapp 40 neue Stellen geschaffen. Ob sie aber in absehbarer Zeit besetzt werden können, ist laut Stadt noch völlig unklar.
Und es fehlen nicht nur menschliche Mitarbeiter, sondern auch "Kollege Computer": Eine zeitgemäße Digitalisierung des Verwaltungsaktes ist ebenfalls nicht in Sicht. Menschen wie Jhojen Carbonell können daher weder den Termin für den Einbürgerungsantrag online reservieren noch den Antrag selbst digital stellen...
Unsere Quellen:
- Stadt Köln
- Jhojen Carbonell
- WDR-Reporter vor Ort