Ein Bagger steht in Erkelenz im Braunkohle-Tagebau Garzweiler.

Bündnis "Alle Dörfer bleiben": RWE begeht Rechtsbruch

Stand: 11.10.2023, 13:51 Uhr

Das Bündnis "Alle Dörfer bleiben" erhebt schwere Vorwürfe gegen den RWE-Konzern. Die Braunkohlebagger im Tagebau Garzweiler II seien wesentlich näher an die geretteten fünf Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich sowie Berverath herangerückt als das die Leitentscheidung der schwarz-grünen Landesregierung erlaubt.

Von Thomas Wenkert

Eigentlich dürfen die Bagger nur bis auf 400 Meter an die Dörfer heranrücken. Messungen des Bündnisses haben aber ergeben, dass ein Bagger sich schon bis  auf 355 Meter der Ortschaft Keyenberg genähert hat. "Damit verstößt RWE gegen geltendes Recht", heißt es in einem offenen Brief an NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Auch ein erster Schutzwall sei nur 258 Meter von den Dörfern entfernt. Das Bündnis befürchtet, dass die Bagger weiter vorrücken werden.

Vorwurf: RWE sei nicht zu trauen

Die Ministerin wird aufgefordert, die Bagger zu stoppen und sich dafür einzusetzen, dass der Mindestabstand - mehr als 400 Meter - vom RWE-Konzern eingehalten wird. Es zeige sich erneut, dass für den Konzern nur der Profit an erster Steller stehe, egal welche Schäden für Mensch und Natur entstehen. RWE sei nicht zu trauen, so der Vorwurf des Bündnisses. Immerhin würden in den Alt-Orten noch Menschen leben.

"Dass der Tagebau nun immer näher an unsere Häuser heranrückt, macht uns große Sorgen," sagt ein Dorfbewohner. Er erinnert daran, welche Folgen mangelnde Standsicherheit haben kann. Bei der Flutkatstrophe 2021 seien in Erftstadt mehrere Häuser in einen Kiesgrube gerissen worden.

Sicherung der Abbruchkante

Das Bündnis weist in diesem Zusammenhang daraufhin, dass der Mindestabstand unbedingt eingehalten werden müsse. Gefordert wird auch eine Sicherung der Abbruchkante. Die Menschen in den Dörfern hätten schon viel zu viel durch die Tagebaue verloren und viel zu lange um den Erhalt ihrer Heimat gebangt, heißt es in dem Offenen Brief an Ministerin Neubaur weiter. "Zumindest dafür sollte es jetzt endlich Sicherheit geben", erklärt ein Bündnis-Sprecher.

Bündnis "Alle Dörfer bleiben": RWE begeht Rechtsbruch

00:46 Min. Verfügbar bis 12.10.2025


Der RWE-Konzern weist die Vorwürfe des Bündnisses "Alle Dörfer bleiben" zurück. "Alles habe seine Richtigkeit", sagt ein Konzernsprecher.

RWE - Abstandsregelung kam später

Der Konzern gibt zu, dass die vom Bündnis genannten Abstände stimmen. Und das der Bagger näher als 400 Meter an den Ort Keyenberg herangerückt ist. "Der Bagger sei aber schon gekommen, als es noch gar keine Abstandsregelung für Keyenberg gegeben habe", so der RWE-Konzern.

Die fünf Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich sei erst durch die Leitentscheidung im vergangenen September offiziell gerettet. Und ab diesem Datum gelte auch erst der Mindestabstand von 400 Metern.  

Über das Thema berichtete der WDR am 11.10.23 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Aachen.