Streit um Rheinwassertransportleitung

Lokalzeit aus Köln 27.12.2024 03:14 Min. Verfügbar bis 28.12.2026 WDR Von Stephan Pesch

BUND kritisiert: Rheinwasser zu schmutzig für den Hambacher See

Stand: 27.12.2024, 13:53 Uhr

Der Tagebau Hambach soll mit Wasser aus dem Rhein gefüllt werden. Darin befinden sich aber Chemikalien und Rückstände von Arzneimitteln.

Von Stephan Pesch

Der bis zu 360 Meter tiefe Tagebau Hambach soll zu einem der größten Seen Deutschlands werden: dem Hambacher See. Gespeist mit Wasser aus dem Rhein. Im kommenden Jahr will der Energiekonzern RWE in Elsdorf mit dem Bau einer rund 45 Kilometer langen Pipeline beginnen.

Der Naturschutzverband BUND kritisiert die Pläne: Im Rhein seien viele Chemikalien und Rückstände von Arzneimitteln nachgewiesen worden. Diese Stoffe sind auch im Rheinwassergütebericht des Landes aufgelistet. Der BUND fordert daher, dass das Wasser gefiltert wird, bevor es in den Tagebau Hambach eingeleitet wird.

Laut RWE hat das Rheinwasser aber eine gute Qualität, dies sei intensiv untersucht worden.

BUND: Rheinwasser zu schmutzig für Hambacher See

WDR Studios NRW 27.12.2024 00:51 Min. Verfügbar bis 27.12.2026 WDR Online


Ist das Wasser sauber genug? Bedenken auch bei Anwohnenden

Im November hatte RWE Anwohnerinnen und Anwohner aus den Kommunen rund um den Tagebau - Kerpen, Elsdorf, Jülich, Niederzier, Titz und Merzenich - zu einem Bürgerforum in Elsdorf eingeladen. Bevor der Energiekonzern die wasserrechtliche Genehmigung für den Hambacher See beantragt, wollte er die Bürgerinnen und Bürger ins Boot holen.

Unter den Anwohnenden wurde viel diskutiert - auch über die Wasserqualität. Eine Anwohnerin aus Jülich etwa, die namentlich nicht genannt werden will, kritisiert ebenfalls, dass der See mit Wasser aus dem Rhein gefüllt werden soll. Die darin enthaltenen Schadstoffe aus Arzneien und Pflanzenschutzmitteln könnten von der Natur nicht abgebaut werden.

Ein Anwohner aus Kerpen hingegen, der 62-jährige Gregor Rütten, freut sich über den geplanten See vor seiner Haustür: "Damit hat die Region rund um den Tagebau auch eine Zukunft nach der Braunkohle."

Rheinwassertransportleitung: Bau soll im Frühjahr beginnen

Ob die Wasserqualität ausreicht, um damit den Tagebau Hambach zu füllen, wird in einem umfangreichen Genehmigungsverfahren von der zuständigen Bezirksregierung in Düren geprüft.

Das Wasser für den Hambacher See soll ab 2030 fließen. Durch die Pipeline, die RWE nächstes Jahr bauen will, die sogenannten Rheinwassertransportleitung, geht der Konzern davon aus, dass der zukünftige Hambacher See nach rund 40 Jahren befüllt sein wird.

Die Röhren für den Bau der Pipeline werden angeliefert

Die Vorbereitungen für die Pipeline laufen

Damit das klappt, sollen aus dem Rhein bis zu 18 Kubikmeter pro Sekunde entnommen werden. Das Pumpbauwerk ist in Höhe Dormagen-Rheinfeld geplant. Mehr als 9.000 Rohre hat RWE für den Bau der Pipeline eingeplant.

Die erste, etwa 12 Meter lange Röhre war bereits kurz vor dem Elsdorfer Bürgerforum eingetroffen, teilt RWE Sprecher Guido Steffen mit. Im Frühjahr 2025 soll es bei Elsdorf losgehen, dort wo das Rheinwasser den Tagebau zum Hambacher See füllen soll.

Unsere Quellen:

  • RWE
  • Neuland Hambach GmbH
  • Stadt Elsdorf
  • BUND