Warnstreik vor Maoam-Werk in Neuss
00:35 Min.. Verfügbar bis 23.09.2026.
Warnstreik vor Maoam-Werk in Neuss
Stand: 23.09.2024, 15:13 Uhr
160 Beschäftige haben nach dem Aufruf der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ihre Arbeit niedergelegt.
Von Johannes Hoppe
Die Enttäuschung bei den Mitarbeitenden des Maaom-Werks ist groß. Ihr Arbeitgeber will die geforderte Lohnerhöhung nicht zahlen, sagen sie. Die Gewerkschaft fordert für die gut 300 Menschen, die die Kaubonbons produzieren, knapp zehn Prozent mehr Lohn; mindestens 360 Euro mehr pro Monat.
Lydia Merkel arbeitet seit Mai 2000 im Werk in Neuss. Sie hatte zwischendurch dreimal Elternzeit wegen ihrer drei Kinder. Eine Lohnerhöhung hat sie noch nie bekommen, sagt sie.
Sie arbeite gern hier, betont sie. Es gehe aber nicht, dass der Arbeitgeber überhaupt kein vernünftiges Angebot mache. Daniela Kopp ist ähnlich frustriert. Sie arbeitet seit 36 Jahren in der Tonage und pendelt jeden Tag aus Aachen 140 Kilometer zur Arbeit. Sie hat in dieser Zeit nur eine einzige Lohnerhöhung bekommen.
Daniela Kopp pendelt täglich hunderte Kilometer aus Aachen zur Arbeit nach Neuss.
Lebenshaltungskosten und Krankenkassenbeiträge steigen kommendes Jahr. Diese Löcher müssten mit der Lohnerhöhung gestopft werden, fordert die Gewerkschaft NGG.
Unterschiedliche Vorstellungen
Süßwarenhersteller Harib, zu dem das Maoam-Werk in Neuss gehört, ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer der Branche und setzt jährlich mehrere Milliarden Euro um. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V., der an den Tarifverhandlungen beteiligt ist, findet den Warnstreik vollkommen unbegründet und restlos überzogen. Man hätte den Beschäftigten ein faires Angebot gemacht, heißt es in einem schriftlichen Statement.
Lydia Merkel und Hans-Jörg Becker arbeiten seit Jahrzehnten im Maoam-Werk.
Fünf Prozent für eine Laufzeit von 24 Monaten in zwei Stufen lägen demnacht deutlich über der Inflationsrate von 1,9 Prozent. Für Hans-Jörg Becker ist das nach zwei Verhandlungsrunden ernüchternd. Becker ist Mitglied der Tarifkommission und im Betriebsrat und saß mit am Verhandlungstisch.
Bei der ersten Verhandlungsrunde im Juni hätte der Arbeitgeber überhaupt kein Angebot gemacht. Es sei zäh und schleppend gewesen. Die zweite Runde habe zwölf Stunden gedauert mit einem unzureichenden Angebot von 2,2 Prozent über 24 Monate. Deshalb streikt Becker zusammen mit seinen Kollegen noch bis Dienstag 6 Uhr morgens. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 7. Oktober.
Unsere Quellen
- Gewerkschaft NGG
- Mitarbeitende des Maoam-Werks