Fan-Marsch von 10.000 Schotten zum Stadion | sv

00:26 Min. Verfügbar bis 19.06.2026

EM-Fanmarsch in Köln: Dieser Dudelsack führt die Schotten an

Stand: 19.06.2024, 22:47 Uhr

Tausende Schotten marschierten vor dem Spiel gegen Schottland durch Köln zum Stadion. Vorneweg: Ein Dudelsackspieler, der in München berühmt wurde, als er in einer Bar umkippte.

Von Sabine Schmitt und Jan Knoff

Vor dem Start hielt Chef-Musiker Bob Bell noch mal das Stimmgerät ans Rohr des Dudelsacks. Als die Dudelsack-Spieler der Tartan Army Tausende Schotten beim Fanmarsch zum Stadion führten, sollte es gut klingen.

Dann ging es los - der Marsch begann. Die Dudelsäcke spielten "Scotland the Brave", die inoffizielle schottische Nationalhymne. Die Massen jubelten. "Yeah", schrie einer. Andere stimmten ihr eigenes Lied an. Sie sangen "No Scotland, no Party" zur Melodie der White Stripes. Nichts ertönte hier so oft wie diese Melodie. "No Scotland, no Party".

Die Schottenrock-Dichte ist hoch

Fans von Schottland mit Vorfreude

Drei Generationen beim Fanmarsch, angereist aus Montrose an der Ostküste Schottlands

Tausende sind es, die zum Fanmarsch gekommen sind, sagte die Polizei Köln. Sie heißen die "Tartan Army". Wegen ihrer Kleidung: Die meisten tragen Kilts mit Tartanmuster. So marschierten sie zum Stadion, wo Schottland gegen die Schweiz ab 21 Uhr spielte. Die Schottenrock-Dichte war extrem hoch hier beim Fanmarsch und auch auf Kölns Straßen in diesen Tagen. Eigentlich gibt es nur zwei Arten von Kleidung: Schottenrock oder blaues Trikot.

"Ein oder zwei getrunken"

Der Partytag hat für viele aus der Tartan Army schon lange vor dem Fanmarsch begonnen. Auch für den Chef-Dudelsackspieler Bell aus Thurso, einer kleinen Stadt ganz oben im Norden von Schottland. "In Schottland sagen wir: 'Ich hab ein oder zwei getrunken'", sagt Bob Bell. Das hat er auch gestern Abend. Bis etwa drei Uhr hätten sie gefeiert, erzählt er.

So emotional war die EM - Diese Fan-Momente bleiben

Fanmärsche, Gesänge, Freudentänze, Trauertränen und jede Menge Dudelsäcke - der Westen hat eine bunte, ausgelassene EM-Stimmung erlebt. 20 Spiele fanden allein in NRW statt. Auch kurz vor dem Finale in Berlin gab es eindringliche Fan-Momente. Ein Blick zurück.

Fans vor dem Finale der Fußball-Europameisterschaft

Fiiiiinaaaale: Vor der letzten EM-Partie zogen noch mal zahlreiche Fans durch die Hauptstadt.

Fiiiiinaaaale: Vor der letzten EM-Partie zogen noch mal zahlreiche Fans durch die Hauptstadt.

Die spanischen Fans sammelten sich zum Fanmarsch vor der Messe.

Diesen magischen Moment des Gemeinschaftsgefühls mussten viele festhalten.

Auch bei den englischen Fans stieg am Nachmittag die Vorfreude.

Diese beiden sangen sich schon zeitig ein.

Diplomatische Fanbemalung.

Und auch er war wieder da: Der Saxofonist und EM-Fanmeilen-Liebling Andre Schnura hatte die Fußballfans schon vor dem deutschen Achtelfinale in Dortmund mit einem kleinen Konzert erfreut. Jetzt spielte er auch für die Fans in Berlin.

Auch in NRW wollten viele Fans das Finale gemeinsam schauen - ein letztes Public Viewing wie hier in Düsseldorf.

Rückblick: Englische Fans nach dem gewonnenen Halbfinale in Dortmund am 10. Juli 2024.

Auch beim Public Viewing wurde ausgelassen gefeiert.

Vor dem EM-Halbfinale Niederlande gegen England war die Dortmunder Innenstadt fest in Oranje-Hand.

Die Stimmung bei den niederländischen Fans in der Dortmunder Innenstadt war viele Stunden vor dem Anpfiff noch hervorragend.

Für die deutsche Mannschaft endete die EM bereits im Viertelfinale gegen Spanien. Auf den Stadion-Rängen war die Enttäuschung der deutschen Fans zu spüren.

Der Moment des Abpiffs - Wut und Trauer bei Public Viewing am Kölner Tanzbrunnen.

Bis zur letzten Sekunden haben Fans hier noch auf den 2:2-Ausgleich gehofft. Leider hat es nicht geklappt!

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt - auch auf dem Kölner Heumarkt und in den letzten Minuten der Nachspielzeit.

Zur Party bereit - mit der Niederlage konfrontiert.

Volle Fanzone: Der Kölner Tanzbrunnen.

Vor dem Achtelfinale vergangene Woche hatten sich viele der 20.000 deutschen Fans in der Dortmunder Innenstadt getroffen, um als Teil des Fanmarsches über die Ruhrallee Richtung Stadion zu ziehen.

Besonders ausgelassen war die Stimmung schon vor dem Spiel im Dortmunder Westpark. 6.000 dänische Fans stimmten sich bei bestem Sommerwetter schon mal auf die Achtelfinal-Partie ein. 

Das Achtelfinal-Spiel fand in Dortmund statt, wo es sogar ein Fan-Camp gab. Dort können Fans in Zelten übernachten.

Auch dänische Fans sind im Zeltlager vertreten. Immerhin ist es eine günstige Alternative zu Hotel oder Mietwohnung.

Auch wenn die "Three Lions" erst am Abend im Kölner Stadion gegen Slowenien aufliefen, feierten die englischen Fans schon am Nachmittag.

Gerne mit dabei: der Union Jack.

Für die letzte Partie der Gruppenphase gegen Polen fuhren die französischen Fans noch einmal alles auf, was sie zu bieten haben. Darunter Nationalhelden wie Luis de Funès...

... aber auch der kampfbereite gallische Hahn und Obelix wurden unter den Fußballbegeisterten gesichtet.

Auch immer im Fan-Gepäck: Der französische Patriotismus im Bezug aufs Essen.

Autokorso nach dem Unentschieden gegen die Schweiz, denn Deutschland zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein.

Rudelgucken in Dortmund: Der spielerische Härtetest Schweiz wurde für die DFB-Elf auch ein mentaler Härtetest - und Nervenkitzel für die Deutschland-Fans.

Das Duell zwischen der Türkei und Portugal lockte die Fans in Scharen nach Dortmund. Die Folge: volle Straßen und volle Public Viewings. Zehntausende pilgerten zu Fuß zum Stadion - wie hier beim Fanmarsch türkischer Anhänger.

Als der Ball rollte, hatten die portugiesischen Fans mehr zu lachen. Die Südeuropäer sicherten sich mit einem 3:0 den Gruppensieg.

Ukrainische Fans hatten am Freitag (21.06.) allen Grund zum Jubeln: Mit einem starken 2:1 endete die Partie gegen die Slowakei in Düsseldorf.

In der Düsseldorfer Altstadt kamen zahlreiche Fans zusammen, um den Sieg der ukrainischen Mannschaft zu feiern.

Italien ging als Titelverteidiger in die Europameisterschaft. Und damit das niemand vergisst, haben die italienischen Fans vor dem Stadion in Gelsenkirchen am Donnerstag (20.06.) den EM-Pokal natürlich auch dabei. Am Ende gewannen allerdings die Spanier.

Der bekannteste Fan der spanischen Nationalmannschaft war auch beim Spiel gegen Italien in Gelsenkirchen dabei: König Felipe VI. - mit einer Krawatte so rot wie die Trikots der "Furia Roja".

Beste Stimmung am Mittwochabend (20.06.) im Kölner Stadion vor der EM-Begegnung Schottland gegen die Schweiz. Die Schotten jubelten sich vor dem Anpfiff schon warm.

Auch die Schweizer gaben sich selbstbewusst und siegessicher.

Was den Schotten ihr Kilt, ist den Schweizern ihr Käse.

Schon vor der Partie zwischen Schottland und der Schweiz bekam man den Eindruck, die Schotten hätten ein Heimspiel - so viele Männer in Röcken waren in Müngersdorf unterwegs.

Tor, Tor, Tor: Auf dem Friedensplatz in Dortmund feierten am Mittwoch die Fans das 2:0 der deutschen Elf gegen Ungarn.

Public Viewing im Amphitheater Gelsenkirchen: Tausende haben das Vorrunden-Spiel Deutschland gegen Ungarn verfolgt.

EM-Spiele werden in Gelsenkirchen aber auch an noch ungewöhnlicheren Orten geschaut - zum Beispiel in der Fußballkirche der Katholischen Kirchengemeinde St. Joseph auf Schalke. 

Nicht in NRW, aber aus NRW: Stefan (links) und Andreas (rechts) aus Düsseldorf reisten am Mittwoch nach Stuttgart, um die deutsche Nationalelf gegen Ungarn zu unterstützen. Nach dem 2:0-Sieg und dem Achtelfinaleinzug war Feiern angesagt!

Gespielt wurde im BVB-Stadion trotz Wassermassen. Die Türkei gewann gegen Georgien mit 3:1.

Am Montag (17.06.) war Titelfavorit Frankreich ins Turnier gestartet - in Düsseldorf.

In der Landeshauptstadt wartete auf den Vizeweltmeister mit EM-Geheimtipp Österreich jedoch ein schweres Los.

Beim Sonnenuntergang am Rhein waren die Blicke auf die Leinwand gerichtet.

Frankreich gewann das Spiel knapp mit 1:0. Die Fans jubelten ausgelassen in der Altstadt.

In der Gelsenkirchener Innenstadt hatten die serbischen Fans einen Tag zuvor bereits seit dem frühen Morgen gefeiert.

Selbst wenn die Stadt anfangs nicht jeden überzeugen konnte, strömten auch die englischen Fans nach Gelsenkirchen.

Auf der Gelsenkirchener Trabrennbahn herrschte dann beim Public Viewing eine fast magische Stimmung. Auch der Himmel gab alles.

Am Ende des zweiten EM-Tags hatten vor allem die italienischen Fans Grund zur Freude. Mit 2:1 siegten die Azzurri gegen EM-Außenseiter Albanien.

Die Außenseiter-Rolle hielt aber tausende albanische Fans nicht davon ab, ins Dortmunder Stadion zu kommen. Neben dem obligatorischen Trikot trugen viele auch die traditionelle weiße Kopfbedeckung Qeleshe.

Davor wurde aber auch schon gejubelt. Unter anderem auf der Fanmeile am Kölner Tanzbrunnen. Dort feierten Schweizer Fans das 3:1 gegen Ungarn.

Die Schminke ist verteilt, die Hüte sitzen. Bunt und laut zeigten sich diese Schweizer Fans in Köln. Sie hatten einen Platz auf der Tribüne im Stadion ergattert.

Auch die ungarischen Fans ließen sich im Kölner Stadion nicht lumpen.

Schon am Freitag (14.06.) stand die Fanzone am Dortmunder Friedensplatz Kopf: Lange bevor das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland angepfiffen wurde, herrschte hier Partystimmung.

Als es dann am Abend losging, waren tausende Fans gekommen, um die Eröffnungspartie zu verfolgen.

Währenddessen bereitete man sich am Tanzbrunnen bereits auf das Public Viewing am Abend vor. Unter anderem konnte man sich dort in den Farben der favorisierten Mannschaft schminken lassen.

Danach konnte es losgehen. Gemeinsam mit dem DFB-Team wurde zur Begrüßung die Hymne gesungen.

Für gute Laune und Grund zum Feiern sorgten dann die Jungs von Julian Nagelsmann. Mit einer 3:0-Führung zur Halbzeit schmeckt das Bier gleich doppelt so gut.

Nach dem Auftaktsieg war in Köln kein Halten mehr. Zahlreiche Fans, die in den Fanzonen und Kneipen in der Innenstadt die Partie verfolgt hatten, zogen jubelnd durch die Stadt.

In München in der Bar umgekippt

Feiern bis in die Puppen. Das gab es auch, als Bell und seine Freunde zum Eröffnungsspiel (Deutschland - Schottland) voriges Wochenende in München waren. Dort spielte Bell abends in einer Bar. Er trank Bier und spielte Dudelsack. Und irgendwann kippte Bell einfach um. Mit dem Dudelsack in der Hand.

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Irgendjemand hatte ein Handy in der Hand und filmte. Das Video tauchte bei TikTok, Youtube und Co auf und ging viral. "Danach stand mein Handy nicht mehr still", sagt Bell. Auch seine Frau sah das Video. "Sie hat gelacht und sagte, ich sollte ab jetzt nicht mehr umfallen." So schlimm sei es aber auch nicht gewesen, sagt Bell. Nach einer Minute habe er wieder gestanden und weitergespielt.

Schotten spielen Dudelsack

Bob Bell und die Dudelsackspieler beim Fanmarsch

Immer weiterspielen. Das wollten die etwa 20 Dudelsackspieler, die den Fanmarsch anführten, am Abend auch. Bis sie am Stadion sind - und dann auch im Stadion. Die Uefa hat Dudelsäcke dort offiziell erlaubt. Und auch am Dom spielten Bob Bell und einige andere mit ihren Dudelsäcken am Mittwochnachmittag: mit der Kölner Kultband Kasalla. Bei einem spontanen Konzert für Fußballfans.

Dudelsack im Wohnmobil: "Ganz schön laut"

Nach Köln gekommen ist Bob Bell im Wohnmobil mit seinen Kumpels. Von Schottland ging es mit der Fähre über Frankreich, nach München. Während die Männer feiern, ist das Wohnmobil am Stadtrand geparkt. Auch im Wohnmobil hat er den Dudelsack ausgepackt. Die anderen sagen: "Das ist ganz schön laut."

Fans von Schottland mit Vorfreude durch die Straßen

Die "Tartan Army" marschiert durch Köln

Als beim Fanmarsch die Massen singen, sind die Dudelsäcke noch gut zu hören. Aber so richtig laut sind sie nur, wenn man direkt daneben steht. Denn die Massen singen auch laut. Zum Beispiel über ihren Spieler John McGinn. "We've got McGinn, Super John McGinn". John McGinn machte schon auf sich aufmerksam, als er im Quartier der schottischen Nationalmannschaft in Bayern Schuhplattler tanzte.

Zwei Schweizer unter tausenden Schotten

Zwei Schweizer unter Tausenden Schotten

Zwei Schweizer unter Tausenden Schotten

Beim Fanmarsch in Köln ruft derweil einer "Hopp Schwizz!" Zwei Schweizer in roten Trikots haben einen Zug zum "Stadion" genommen und sind in eine Menge von Schotten geraten und dann einfach hinterhergelaufen. Einer von ihnen heißt Adriano. Adriano trinkt Weißwein aus der Flasche. "Weißt Du, warum ich Wein trinke?", fragt er. Die Antwort gibt es gleich hinterher. "Weil es am Bahnhof kein Bier mehr gab." Das hätten die Schotten leer gekauft. Die Schotten zucken mit den Schultern und stoßen mit den Schweizern an. Adriano hatte noch eine Flasche Whisky dabei und an die Schotten verschenkt. So macht man sich Freunde.

Es sind aber auch die Schotten, die auf den Straßen von Köln die Herzen erobern. Sie feiern und singen. Sind friedlich und freundlich. Das sagt auch die Polizei. Als es gestern regnete, begleiteten schottische Fans eine ältere Person mit Rollator mit dem Regenschirm, damit sie nicht nass wird. Auch dieses Video von Schotten wird geteilt. Es gefällt nicht nur Kölnern.

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Wie geht es für Bob Bell und die anderen Musiker nach Köln weiter? Bob Bell sagt, er fährt noch nach Stuttgart - und dann aber wieder nach Hause zu seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Seine Frau und er hätten zusammen beschlossen, dass er auf diesen Fußball-Trip geht. Er will ihr ein schönes Geschenk mitbringen. Auch wegen des Umfallers in München.

Fans von Schottland mit Vorfreude vor dem Stadion in Köln

Angekommen: Dudelsackspieler Bob Bell am Kölner Stadion

Unsere Quellen:

  • Interview mit Bob Bell
  • Infos von der Stadt Köln
  • Infos von der Polizei Köln