Rheinsche Luftwaffenpiloten sichern NATO Ostflanke
Stand: 06.12.2023, 16:32 Uhr
Seit Mitte November sind 80 Soldaten und vier Eurofighter vom Fliegerhorst Nörvenich in Rumänien im Einsatz. Der Auftrag, die Süd-Ost-Flanke der NATO abzusichern, führt die Männer und Frauen ganz nah an den Ukraine-Krieg.
Von Michael Esser
Das Luftwaffenkontingent aus Nörvenich ist nahe bei Konstanza am Schwarzen Meer stationiert. Auch ein Objektschutz-Regiment ist vor Ort, dazu Spezialkräfte für die Drohnen-Abwehr. Insgesamt zwischen 130 und 150 Soldatinnen und Soldaten.
Fast-Kollision von Briten und Russen
Die rumänisch-ukrainische Grenze im Norden ist von dort knapp 100 Kilometer entfernt. Für einen Eurofighter sind das keine fünf Flugminuten. Auch sind über dem Schwarzen Meer außerhalb der 12-Meilen-Zone häufig russische Kampfjets im internationalen Luftraum unterwegs. Die deutschen Piloten aus Nörvenich im Kreis Düren hätten noch keine brenzlige Begegnung erlebt, erzählt der Kontingentführer Oberstleutnant Markus Kuchenbaur. Britische Jet-Piloten allerdings schon, sagt er. Einmal sei es beinahe zu einer Kollision von britischen und russischen Kampffliegern über dem Schwarzen Meer gekommen.
Eurofighter aus Nörvenich haben fünf Minuten bis zum Einsatz
Eurofighter der Luftwaaffe auf dem Stützpunkt Konstanza in Rumänien.
Die Eurofighter stehen unter großen Zelten in ständiger Alarmbereitschaft. Das Gelände wirkt noch etwas provisorisch hergerichtet, an etlichen Zelten, Unterständen oder Werkstätten wird noch gearbeitet. Aber der Einsatz läuft. Zweimal täglich starten zwei der vier Maschinen zu Routine-Kontrollflügen. Dabei geht es nicht um russische Jets, sondern um russische Drohnen. Die Eurofighter sind dabei eine Art Luftpolizei. Im Ukraine-Krieg sind nach Angaben der Luftwaffe schon mehrfach russische Drohnen oder Trümmerteile auf rumänisches Gebiet gestürzt. Dabei handelt es sich um Drohnen von mehr als drei Metern Größe vom Typ "Shahed 136". Sie können je nach Sprengmittel erhebliche Schäden anrichten.
Russische Drohnen verletzen NATO-Luftraum
Für die Luftwaffe sind die Drohnen-Niedergänge auf rumänischem Boden eine Grenzverletzung. Ob unabsichtlich oder - dann erst recht - vielleicht auch mal gewollt. Deshalb der Einsatz der Eurofighter. Sie sollen als klares Signal Präsenz und Abwehrbereitschaft der NATO zeigen. "Bis hierher und nicht weiter", umschreibt Oberstleutnant Kuchenbaur die Botschaft.
Die Luftwaffe betreibt auch das Abwehrsystem auf dem Flugplatz in der Nähe von Konstanza/Rumänien
Russische Radarstationen auf der Krim zum Beispiel können die Eurofighter über hunderte Kilometer hinweg auf ihren Radarbildschirmen verfolgen. Sie sollen uns ruhig sehen, heißt es im deutschen Kontingent. Die russische Seite abschrecken, zeigen dass man hier ist, dem rumänischen NATO- und EU-Partner Beistand leisten, darum geht es.
Mit der Herausforderung zurechtkommen
Gefragt nach der Herausforderung des Einsatzes, spricht ein Soldat zuerst vom Wetter. Tatsächlich haben Schnee und orkanartige Stürme den Einsatz in den ersten Tagen beeinträchtigt. Das wechselhafte Wetter ist seither kein großes Thema mehr. Klar ist, dass die deutschen Soldaten dem Ukraine-Krieg ganz nah kommen und damit zurecht kommen müssen. "Dafür sind wir aber auch ausgebildet", sagt der Mann weiter. Er habe sich für diesen Beruf entschieden, hier tue er das, was er für das Richtige halte. Nämlich für Sicherheit zu Sorgen. Der Einsatz in Rumänien ist genau die ersehnte Möglichkeit, das eigene Können unter Beweis zu stellen und somit das Richtige zu tun.
Advent ohne Glühwein
Am Flughafen stehen Abwehrsysteme gegen kleine unbemannte Luftfahrzeuge.
Dass es in Deutschland auch Kritik an dem Einsatz der Luftwaffe gibt, wie ja am deutschen Engagement für die Ukraine überhaupt, ist natürlich bekannt. Kritik sehen die Soldaten als festen Bestandteil einer offenen Gesellschaft. An der eigenen Überzeugung ändert das nichts. Kurz vor Weihnachten sollen die Eurofighter ins Rheinland zurückkehren, die Soldatinnen und Soldaten wieder bei ihren Liebsten sein. Ein Verband aus der Türkei wird dann die Luftkontrollen übernehmen.
Den ersten Advent gefeiert haben die Soldaten natürlich auch. Mit Weihnachtsplätzchen und Kerzen, aber ohne Glühwein. Denn hier gilt striktes Alkoholverbot.