Raser:innen im Wohngebiet: Die Alfred-Schütte-Allee
Lokalzeit aus Köln. 29.07.2024. 24:08 Min.. Verfügbar bis 29.07.2026. WDR. Von Oliver Köhler.
Autoraser und Lachgas - Anwohner in Köln fürchten um ihre Sicherheit
Stand: 29.07.2024, 11:08 Uhr
Seit Jahren protestieren Anwohner im Kölner Stadtteil Poll gegen die Raser- und Autoposer-Szene. Die Stadt Köln hatte daher Teile der Alfred-Schütte-Allee umgebaut. Doch das hat offenbar nichts genützt. Jetzt prüft die Stadt eine Sperrung der Straße.
Von Oliver Köhler
Reifen quietschen, Motoren röhren, ein weißes Cabrio beschleunigt, zieht auf die Gegenfahrbahn und schert knapp vor einem entgegenkommenden Wagen wieder auf die rechte Fahrbahn. Es ist Samstagabend. Mehrere Hundert junge Männer und Frauen haben sich an der Alfre-Schütte-Allee am Rheinufer im Kölner Stadtteil Poll versammelt.
Sie stehen zwischen meist PS-starken Autos der bekannten Luxusmarken. Während sie rauchen, Energydrinks trinken und an Sonnenblumenkernen knabbern, verfolgen sie die Manöver der Fahrer auf der Straße. Laute Musik, laute Motorengeräusche, Unterarme ragen aus den Fenstern.
Hier geht es offensichtlich darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Sehen und gesehen werden - eine junge Frau kommt auf eine Gruppe von Männern zu, die am Fahrbahnrand stehen. "Meine Freundin hat sich in dich verliebt", sagt sie zu einem der Männer. "Sie steht da drüben und will dich kennenlernen."
Einer der angesagtesten Treffpunkte der Autoposer-Szene in NRW
Laut Kennzeichnen kommen die Autoposer auf der Alfred-Schütte-Allee aber auch aus Rheinland-Pfalz, aus Hessen und selbst aus Belgien oder den Niederlanden. "Hier geht es um Autos und ums Kennenlernen", sagt einer der Männer zu WDR.de. "Wir wollen eine gute Zeit haben." Mit Autorennen habe das aber nichts zu tun.
Auf der Alfred-Schütte-Allee ist es kaum noch möglich, schnell zu fahren. Wenn die Szene sich hier trifft, drängen sich meist zu viele Autos auf der Straße. Die Stadt Köln hat außerdem Verkehrsinseln eingebaut und Fahrbahnen mit Absperrbaken eingeengt. Anlass waren schwere Raserunfälle.
Unfälle mit mehreren Schwerverletzten und einem Toten
Nach Angaben der Stadtverwaltung haben Messungen ergeben, dass in dem Bereich in den vergangenen 18 Monaten nicht einmal ein Prozent der Autos zu schnell fährt. "Die Stadt misst an den falschen Stellen, zur falschen Zeit", sagt Anwohner Gerald Diepolder zu den Messergebnissen. "Trotz aller Maßnahmen der Stadt wird weiter gerast", sagt auch Ute Ahn vom Bürgerverein Poll. "Es gibt immer wieder gefährliche Situationen, weil Autos mit viel zu hohem Tempo durch Wohngebiete fahren."
Anwohner genervt von Lärm und Müll
Außerdem nervt Anwohner der Lärm der getunten Autos und der Müll, den die oftmals mehrere Hundert Besucher hinterlassen. "Hier ist regelmäßig Halli-Galli", sagt Anwohner Gerald Diepolder. Eine Zeit lang habe die Stadt an den Wochenenden die Geschwindigkeit auf den Straßen des Viertels kontrolliert, Ordnungsamt und Polizei haben nach dem Rechten gesehen. "Jetzt gibt es aber so gut wie keine Kontrollen mehr", sagt Diepolder. "Deshalb können die Poser wieder ungehindert rasen."
"Die bisherigen Maßnahmen der Stadt haben nichts gebracht", sagt Stefan Götz, der für die CDU in der zuständigen Bezirksvertretung Köln-Porz sitzt. Die Bezirksvertretung hat deshalb einstimmig beschlossen, dass ein Teil der Straße künftig an Wochenenden gesperrt werden soll.
Lachgas als Droge nimmt zu
Lachgas ist als Droge in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
"Wir sehen auch, dass der Konsum von Lachgas als Droge in der Szene offenbar zunimmt", sagt Bezirksvertreter Götz. Schnelles Fahren und Drogen, das sei eine gefährliche Mischung. Deshalb müsse dringend etwas passieren. Die Stadtverwaltung prüft jetzt, wie sich eine Sperrung umsetzen lässt. Besucher der Straße halten von der Sperrung gar nichts. "Wenn wir uns hier nicht mehr treffen können, dann gehen wir eben woanders hin", sagt Eren aus Hürth.
Quelle:
- WDR-Reporter-Recherche
- Stadtverwaltung Köln