Prozess um tödliche Messerstecherei in Solingen

Stand: 14.06.2023, 18:13 Uhr

Vor dem Wuppertaler Landgericht hat am Mittwoch der Prozess um einen tödlichen Streit zweier Familien in Solingen begonnen. Dabei war im August vorigen Jahres ein 26-Jähriger erstochen worden.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft stand am Anfang ein Streit auf offener Straße zwischen dem später Getöteten und dessen Vater. Laut Anklage ging der mutmaßliche Täter dazwischen, wohl um zu schlichten. Weitere Mitglieder aus beiden Familien kamen dazu. Es soll ein Handgemenge entstanden sein, bei dem der Angeklagte plötzlich zwei Messer gezogen und zugestochen haben soll. Und das auch noch, als das 26-jährige Opfer schon am Boden lag.

Verschiedene Versionen

Soweit die Darstellung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung bezeichnete die als „schöne Geschichte“. Deren eigene Version klingt so: Der Angeklagte habe aus seiner Wohnung Lärm auf dem Hof gehört und das „Kampfgetümmel“ gesehen, in das auch sein Vater  verwickelt gewesen sei. Ohne nachzudenken sei er dorthin gerannt und habe ihn retten wollen.

Einen heftigen Schlag ins Gesicht habe er selbst bekommen, Blut sei geflossen. Er habe nur schemenhaft registriert, dass sein Vater flüchten konnte. Auch er sei weggerannt. Vom Tod eines Beteiligten habe er erst später erfahren.

Keinerlei Erinnerung?

Sein Anwälte verlesen diese Schilderung. Bei der wird aber nicht klar, ob der 32-Jährige die Tat nun bestreitet oder nicht. Anwältin Denise Gerull sagt dazu kurz: „Er hat keinerlei Erinnerungen an die Geschehnisse vor Ort“. Und das auch, weil er zur Tatzeit schwer drogenabhängig war. Hauptsächlich Kokain und Crack habe er genommen.

Alarm am Gericht

Begleitet wurde der Prozessauftakt kurzzeitig von einem größeren Polizeiaufgebot. Ohne Folgen blieb zunächst eine Schreierei der beiden Familien vor dem Gerichtsgebäude. Nach der Anklageverlesung musste der Vorsitzende Richter die Verhandlung unterbrechen. Es gebe „Hinweise auf eine Bedrohungslage“ im Gericht. Und das im Zusammenhang mit dem Prozess. Passiert ist nichts.

Clan-Hintergrund?

Die Warnung wurde sehr erst genommen, weil der Angeklagte den Nachnamen einer Großfamilie trägt, die im Düsseldorfer Raum durch schwere Verbrechen bekannt ist. Ähnliche Vorwürfe gegen den Solinger Zweig dieser Familie gebe es aber nicht, so hieß es am Rande des Prozesses aus Gerichtskreisen. Bis Ende August sind noch zehn weitere Prozesstage angesetzt.