Prozess vor Kölner Amtsgericht – Hat Flüchtling einen Helfer falsch verdächtigt?

00:36 Min. Verfügbar bis 19.05.2024

Prozess in Köln: Hat Geflüchteter einen Helfer falsch verdächtigt?

Stand: 19.05.2023, 18:07 Uhr

Ein Kölner Verein, der sich für "Afrikanische Minderheiten" einsetzt, wehrt sich gegen Vorwürfe wegen sexueller Ausbeutung. Das führte nun zu einem Prozess vor dem Kölner Amtsgericht, bei dem ein Geflüchteter wegen falscher Verdächtigung angeklagt ist.

An einer Straße im rechtsrheinischen Köln liegt ein Ladenlokal, an dessen Eingangstür die Internetadresse der Organisation, die hier tätig war, nur noch schlecht lesbar ist. Sie wurde weggekratzt, es gibt nur noch eine knappe Information, dass das Ladenlokal wegen eines Wasserschadens und den daraus resultierenden, nicht vorhandenen Kommunikationsmöglichkeiten unbesetzt ist.

Nach einem Bericht, der in der "ZEIT" veröffentlicht wurde, ging der Verein offenbar auf Tauchstation. In dem Bericht beschrieb ein heute 39-Jähriger, wie er aus seiner Sicht von einem bestimmten Mitarbeiter der Organisation, die auch homosexuellen Flüchtlingen aus Afrika Hilfe angeboten hatte, sexuell ausgebeutet worden sein soll.

Staatsanwaltschaft hält Flüchtling für unglaubwürdig

Die Vorwürfe, die der Geflüchtete vor einigen Jahren zur Anzeige brachte, wogen schwer. Er habe mit einem Mitarbeiter des Vereins eine Beziehung geführt. Der habe immer wieder Sex eingefordert, obwohl der Flüchtling das nicht wollte und obwohl der Mitarbeiter eine HIV-Infektion habe. Es habe Übergriffe gegeben, auch während der Mann aus Liberia schlief.

Diese Vorwürfe sind laut Staatsanwaltschaft Köln unglaubwürdig – deshalb klagte die Behörde den 39-Jährigen nun ihrerseits wegen falscher Verdächtigung an.

Weitere Vorwürfe gegen den Verein

Dabei ist der 39 Jahre alte Angeklagte nicht der einzige, der sich über den Verein beklagte. An dem Prozess im Kölner Amtsgericht nahmen auch Vertreter des Kölner Flüchtlingsrats teil. Schon seit 2016 habe es von verschiedenen Personen Beschwerden und Vorwürfe gegen die Organisation gegeben, sagte der Flüchtlingsrats-Geschäftsführer Claus-Ulrich Prölß. Man habe nie mit dem Verein zusammengearbeitet, man werde das auch nicht in Zukunft tun. In Köln gebe es etliche andere Anlaufstellen für queere Geflüchtete, so Prölß weiter.

Der Prozess vor dem Amtsgericht wurde zunächst einmal vertagt, weil dem Angeklagten keine ins Englische übersetzte Anklageschrift vorlag.

Über dieses Thema berichten wir heute im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Köln, 18.09 Uhr.

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