Ein Korb voller Äpfel.

Bio-Obst aus der Region: Zwischen Preisdruck und Direktvermarktung

Stand: 18.10.2024, 14:27 Uhr

Bio-Betriebe im Rheinland trotzen mit Hofläden dem Preisdruck der Supermärkte - so auch ein Familienbetrieb in Alfter bei Bonn.

Von Patrick Stijfals

Christiane Niemeyer packt mit die Äpfel in die Verkaufstüten im neu eröffneten Hofladen des Naturhofs Wolfsberg in Alfter-Witterschlick. "Dieses Jahr hatten wir viele Frostschäden", erklärt sie und zeigt auf Äpfel mit charakteristischen Ringen. "Diese können wir hier als zweite Wahl anbieten." Nach fünfjähriger Bauzeit ist der Laden nun viermal so groß wie zuvor - ein mutiger Schritt für den Familienbetrieb.

Vielfalt als Verkaufsargument

20 Apfel- und acht Birnensorten füllen die Regale. Diese Vielfalt schätzen Kunden, die gerne alles durchprobieren. Doch hinter der Fülle steckt eine klare Strategie: Der Hofladen soll den Betrieb unabhängiger vom Preisdruck der Supermärkte machen.

Harter Preiskampf mit Handelsketten

Andreas Mager

Andreas Mager ist Vorstand der regionalen Erzeuger-Gemeinschaft

Andreas Mager, Vater und Mitbetreiber - er ist auch Vorstand der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau Region West und kennt die Herausforderungen: "Vier Lebensmittelhändler (Rewe, Aldi, Lidl, Edeka, Anm. der Redaktion) verkaufen 80-90 Prozent aller Lebensmittel in Deutschland. Das ist eine Monopolstellung." Während der Hof für vorsortierte Ware im Einzelhandel nur etwa 1,20 Euro pro Kilo erhält, kosten die Äpfel im Supermarkt später rund 3,50 Euro. Im Hofladen kann der Betrieb immerhin 2,80 Euro verlangen.

Auf abgelegenen Höfen lohnt der Hofladen eher nicht

In einem normalen Jahr produziert der Hof rund 700 Tonnen Äpfel. Etwa 30 Prozent davon werden über den Hofladen vermarktet, 20 Prozent gehen an regionale Betriebe und die Hälfte wird über den Großhandel verkauft. Doch nicht jeder Hof ist für einen Hofladen gut erreichbar, weiß Mager von anderen Mitgliedern der Fördergemeinschaft. Dann fehle die Kundschaft.

Globale Konkurrenz für regionales Bio

Der Hofladen des Naturhofs Wolfsberg  von außen

Der neu eröffnete Hofladen des Naturhofs Wolfsberg

"Etwa die Hälfte der Bio-Obstbaubetriebe im Rheinland hat ernsthafte Schwierigkeiten", berichtet Mager. Supermärkte kaufen Bioprodukte global ein, etwa aus Osteuropa oder Afrika. Die deutlich niedrigeren Löhne dort machen es schwer, preislich mitzuhalten. Trotz aller Herausforderungen bleibt die Familie optimistisch. Sie glauben, dass ihr Konzept auch ein Weg für andere Biobetriebe sein könnte, dem Preisdruck zu begegnen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau Region West

Der WDR berichtet über dieses Thema am 18.10.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Bonn.