Philomena Franz

Holocaust-Überlebende Philomena Franz wird 100 Jahre alt

Stand: 21.07.2022, 19:49 Uhr

Sie stammt aus einer Musikerfamilie, ist Sängerin, Tänzerin und Autorin. Als Sintiza wurde sie 1944 nach Auschwitz deportiert, später nach Ravensbrück. Beide Konzentrationslager hat sie überlebt.

Seitdem setzt Philomena Franz sich gegen das Vergessen ein. So auch an ihrem 100. Geburtstag in Rösrath bei einer Tagung zur Lage der Sinti und Roma. Vor allem die Jugend müsse alles erfahren. „Sie hat ein Recht auf ihre Geschichte“, sagt Philomena Franz. Deshalb geht sie in Schulen und berichtet aus ihrem Leben – oder liest aus dem Buch, das sie darüber geschrieben hat.

Mitglied einer Musikerfamilie

Philomena Franz stammt aus einer Musikerfamilie und hatte sieben Geschwister. Die Mutter war Sängerin, der Vater Cellist. Die Sinti-Familie aus Biberach tourt durch Europa und gibt Konzerte, hat auch Auftritte im Pariser Lido.

Die NS-Zeit ändert alles

Als sich in Deutschland die Nationalsozialisten durchsetzen, ändert sich auch das Leben der Familie Franz. Sinti und Roma werden verfolgt. 1944 wird Philomena Franz ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert – später nach Ravensbrück. Sie überlebt, ihre Eltern, fünf ihrer Geschwister und die meisten ihrer Verwandten nicht.

Philomena kämpft. Nach der Befreiung tritt sie wieder auf, gründet eine eigene Familie - und engagiert sich als Zeitzeugin und Autorin. Ihr Antrieb: Die nächste Generation ist die Zukunft, sie soll aus der Vergangenheit lernen und dafür sorgen, dass sich diese Ereignisse nie wiederholen.

Kampf gegen das Vergessen

Als gläubige Katholikin könne sie nicht hassen. Sie sei zwar durch die Hölle der Unmenschlichkeit gegangen, aber das Leben habe sie eines gelehrt:

„Wenn wir hassen, verlieren wir. Wenn wir lieben, werden wir reich.“ Philomena Franz

Philomena Franz lebt in Bergisch Gladbach und wurde dort im letzten Jahr Ehrenbürgerin. 1995 bekam sie das Bundesverdienstkreuz am Band und 2001 den Preis „Frauen Europas – Deutschland“.