Aluminiumblocks einer Firma in Bosnien und Herzegowina.

Neuss: Aluminium-Riese halbiert Produktion wegen hoher Energiepreise

Stand: 08.09.2022, 17:51 Uhr

Der Aluminiumkonzern Speira aus Neuss hat angekündigt, seine Produktion vorübergehend drastisch zu senken. Grund sind laut Unternehmen die hohen Strompreise. In der Zwischenzeit will Speira anders Geld verdienen.

Das Unternehmen habe wegen hoher Strompreise entschieden, seine Produktion von Primäraluminium im Rheinwerk in Neuss auf 50 Prozent zu senken. Somit sollen nur noch 70.000 Tonnen Aluminium pro Jahr hergestellt werden.

Überschüssiger Strom wird umverteilt oder verkauft

Unternehmenschef Einar Glomnes sagte, die Strompreise hätten ein zu hohes Niveau erreicht.

Die Aluminium-Aufbereitung und -Sortierung im Rheinwerk in Neuss. Hier beim Besuch von NRW-Ministerpräsident Henrik Wüst (CDU) im Mai.

Aluminium-Aufbereitung und -Sortierung im Neusser Werk beim Besuch von Ministerpräsident Wüst im Mai

Zudem gebe es in naher Zukunft keine Aussicht auf Besserung, heißt es in der offiziellen Erklärung. Wird weniger Aluminium in dem Industrieunternehmen hergestellt, bleibt vor allem eines übrig: Strom. Dieser – noch günstig eingekaufte – Strom geht nun an andere Werke des Unternehmens oder wird auf dem freien Markt verkauft. Das bringt aktuell mehr Gewinn ein als der Aluminiumverkauf.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Speira hat rund 5.000 Mitarbeiter, die meisten davon in Norwegen und Deutschland. Im Neusser Werk sind etwa 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt. Das Unternehmen hatte am Mittwoch mitgeteilt, man suche mit dem Betriebsrat nach einer Lösung für die 122 betroffenen Mitarbeitenden. Betriebsbedingte Kündigungen solle es aber nicht geben.

Der Betriebsrat hingegen möchte den Betroffenen so schnell wie möglich Antworten liefern. Mitarbeitende sollen entweder in Frührente geschickt oder in anderen Bereichen eingesetzt werden. Aber das sei nur eine von vielen Überlegungen, die der Speira-Betriebsrat gerade durchspielt. "Sicherlich müssen wir auch schauen, was für Befristungen wir hier am Standort haben", sagt Rolf Langhard vom Betriebsrat. Bis 2025 seien die Arbeitsplätze sicher, dann laufe eine Regelung mit dem US-Besitzer aus.

Ebenso laufen die günstigen Stromverträge für das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt aus. Wie das Geschäftsmodell dann aussehen soll, weiß bisher niemand.

Recycling nicht betroffen

Das Herunterfahren der Produktion werde im Oktober eingeleitet und voraussichtlich im November abgeschlossen. Das Recycling von Aluminium, das das Werk neben der Neuproduktion betreibt, sei von der Drosselung nicht betroffen.

Über dieses Thema berichten am 8. September 2022 der WDR-Hörfunk und die Fernsehsendung Lokalzeit aus Düsseldorf um 19.30 Uhr.