Angeklagter (links) mit Verteidiger (rechts) im Gerichtssaal.

Müllwagen überrollt Frau - Prozess eingestellt

Stand: 29.11.2023, 16:09 Uhr

Es geschieht immer wieder. Die Beteiligten bekommen die Szenen eines tödlichen Unfalls nicht aus dem Kopf. Drei Jahre nach dem Tod einer 88 Jahre alten Frau stand der Prozess vor dem Kölner Amtsgericht an. Die Aussagen der Zeuginnen und Zeugen gingen unter die Haut.

Dem 37 Jahre alten ehemaligen LKW-Fahrer ist der Schock immer noch anzumerken. Im Saal 217 im Kölner Amtsgericht beginnt am Mittwochvormittag der Prozess gegen ihn. Der Vorwurf lautet: fahrlässige Tötung. Der Staatsanwalt spricht davon, dass er aus "Sorglosigkeit" die 88 Jahre alte Frau am 6. November 2020 um 8:20 Uhr auf der Venloer Straße in Köln überfahren habe. Er hätte die Frau mehrere Sekunden lang sehen können, wenn er richtig geschaut hätte.

"Die Schreie werde ich nie vergessen"

Als die Zeugen der Reihe nach befragt werden, entsteht ein ausgewogeneres Bild des Geschehens. Eine Zeugin habe gesehen, wie die "kleine zierliche Person" direkt vor dem Müllwagen auf die Straße trat. Sie habe eine Art Abkürzung genommen und ging nicht über die Fußgängerampel einige Meter weiter: "Das machen viele so."

Als die Zeugin damals die Gefahr erkannte, hat sie einfach nur noch geschrien, sagt sie. Es sind Aussagen, die immer wieder durch kleine Pausen unterbrochen werden. Die Zeuginnen und Zeugen werden von ihren Gefühlen übermannt. Ein Zeuge, der damals direkt zur Unfallstelle eilte, sagte, dass er die Schreie des Fahrers, der nach der Kollision fassungslos an einer Hauswand stand, nicht mehr vergessen werde. "Wo kommt diese Frau her", habe er geschrien und sei an der Hauswand zusammengesackt. 

Ein Müllwagen steht auf einer Kreuzung, Polizisten umreihen den Wagen

Der Unfall passierte am 06.11.2020 auf der Venloer Straße.

Ein weiterer Zeuge hatte sich zu der schwer verletzten Frau auf die Straße gelegt und "beruhigend" auf sie eingesprochen. Nach seiner Einschätzung habe die Frau trotz der sehr schweren Verletzungen wegen des Schocks keine Schmerzen gehabt.

Gutachter: “Unfall auch aus Sicht des Opfers vermeidbar"

Der LKW-Fahrer hätte laut Gutachter die Frau über einen Spiegel sehen können. Der Staatsanwalt wertete das als "Augenblicksversagen". Auf Nachfrage der Richterin sagte der Sachverständige, dass "der Unfall auch aus Sicht des Opfers vermeidbar" gewesen wäre.

Eine Zeugin sagte noch, dass die Sonne am Unfalltag sehr intensiv ins Führerhaus schien.

Letztendlich stellt das Gericht das Verfahren gegen die Zahlung von 900 Euro ein. Zum Schluss dankt der Angeklagte vor allem den Zeuginnen und Zeugen. Unter Tränen sagt er noch im Gerichtssaal, dass er sich so sehr wünschen würde, dass der Unfall nicht passiert wäre.

Müllwagenfahrer wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht

00:38 Min. Verfügbar bis 29.11.2025


Unsere Quellen:

  • WDR Reporter
  • Amtsgericht Köln

Verfahren gegen Müllwagenfahrer eingestellt

00:56 Min. Verfügbar bis 29.11.2025


Über dieses Thema berichtet der WDR am 29.11.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Köln.